Araneae: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
Zur Navigation springenZur Suche springen
(Familien-Liste: Mitteleuropäische, Neozoon, Europäische Sektionen gemacht)
(→‎Familien in Mitteleuropa: Rechtschreibung)
Zeile 112: Zeile 112:
|}
|}


Vertreter der volgenden exotischen Familien wurden neulich in Europa als von den Tropen oder vom Mittelmeerraum eingeschleppten Arten gefunden:<ref>{{FaunaEuropaeaAraneae|10626}}</ref>
Vertreter der folgenden exotischen Familien wurden kürzlich in Europa als von den Tropen oder vom Mittelmeerraum eingeschleppte Arten registriert:<ref>{{FaunaEuropaeaAraneae|10626}}</ref>


{|
{|

Version vom 2. März 2010, 00:24 Uhr

Araneae Clerck, 1757
Webspinnen
Araneus diadematus W 7-8468.jpg
Araneus diadematus, Weibchen
Systematik
Klasse: Arachnida (Spinnentiere)

Die Webspinnen sind mit aktuell ca. 40 000 Arten (Stand 2009) die mit Abstand artenreichste Ordnung der Spinnentiere.

Der Artikel beschreibt die grundlegenden Charakteristika dieser Ordnung. Nähere Informationen zu einzelnen Arten, Gattungen oder Familien enthalten die entsprechenden Artikel.

Anatomie

Die Webspinnen unterscheiden sich von allen anderen Spinnentieren durch ihren deutlich zweigeteilten Körper. Das Opisthosoma (Hinterleib oder Abdomen) ist nur durch einen dünnen muskulösen Stiel mit dem Prosoma (Vorderkörper) verbunden.

Das Prosoma wird von einer stark chitinisierten Platte bedeckt. An seinem Vorderrand sitzen bei den meisten Spinnen 8 Punktaugen, deren Anzahl jedoch reduziert sein kann.

Das Opisthosoma ist als ungegliederter weichhäutiger Sack ausgebildet (eine Ausnahme hiervon bilden die ursprünglichen Gliederspinnen (Mesothelae), deren Hinterleib noch eine deutlich erkennbare Gliederung aufweist). An seinem Ende befinden sich vier Paar Spinnwarzen, die bei den meisten Spinnen auf drei Paar reduziert sind.

Spinnen besitzen vier Laufbeinpaare. Vor diesen befinden sich die beinartigen Pedipalpen (Kieferntaster), welche bei den Männchen zu Begattungsorganen umgebildet sind.

Vor dem Mund tragen Webspinnen ein Paar Cheliceren, die jeweils aus einem massigen Grundglied und einer dornartigen Klaue bestehen, welche taschenmesserartig gegen das Grundglied eingeklappt werden.

→ Ausführlichere Informationen zur Anatomie von Spinnen.

Lebensweise

Alle Webspinnen leben räuberisch. Beutetiere sind vor allem Insekten. Daneben aber auch andere Spinnen, Spinnentiere und Krebstiere (Asseln). Weniger häufig Tausendfüßer und kleinere Wirbeltiere wie Fische, Amphibien, Reptilien und Säuger.

Beutefang und Ernährung

Bei Webspinnen sind die folgenden Grundstrategien beim Beutefang zu erkennen:

  • Laufjäger: Die Spinne sucht systematisch die Umgebung ab. Stößt sie auf eine Beute, dann wird diese im Lauf oder Sprung überwältigt. Beispiele: Gnaphosidae, Salticidae
  • Lauerjäger: Die Spinne lauert an einem Ort auf Beute, mit gelegentlichem Ortswechsel. Nähert sich eine Beute, so wird diese mit einem kurzen Lauf oder Sprung überwältigt. Die Beute wird optisch oder anhand der Erschütterungen des Untergrunds erkannt. Zum Fang wird kein Netz verwendet. Beispiele: Lycosidae, Thomisidae
  • Lauerjäger mit Signalfäden: Die Spinne lauert an einem Ort, oft in einem Schlupfwinkel. Von dort führt ein Netz oder einzelne Signalfäden in die Umgebung. Die Beute wird durch die Erschütterung des Netzes oder der Signalfäden erkannt. Die Spinne läuft dann zur Beute und überwältigt sie. Beispiele: Agelenidae, Segestriidae
  • Lauerjäger mit Fangnetz: Die Spinne baut ein Fangnetz. Sie lauert im Netz oder am Rand des Netzes. Die Beute verheddert sich im Netz oder bleibt daran kleben. Die Spinne erkennt dies an den Vibrationen des Netzes. Sie läuft zur Beute und überwältigt diese, meist indem sie sie weiter einspinnt. Beispiele: Araneidae, Uloboridae, Theridiidae, Linyphiidae

Beim Beutefang wird die Beute immobilisiert, entweder durch einfaches Festhalten mit Beinen und Chelizeren, oder durch zusätzliches Einwickeln mit Spinnseide. Danach erfolgt sofort oder später ein Biss mit den Giftklauen, wodurch die Beute gelähmt oder getötet wird. Nur sehr wenige Arten (bes. Uloboridae) besitzen keine Giftdrüsen und immobilisieren ihre Beute ausschließlich mit Spinnseide. Einige andere setzen zuerst einen Giftbiss und ziehen sich zurück, bis die Beute durch das Gift gelähmt ist (Mimetidae, Zodariidae).

Webspinnen können Nahrung nur in flüssiger Form aufnehmen. Sie speicheln ihre Beute mit Verdauungssekreten aus ihrem Saugmagen ein. Arten mit kräftigen Chelizeren kneten dabei zusätzlich die Beute durch. Die anderen Arten saugen ihre Beute ausschließlich durch die Bisstellen aus. Danach wird die verflüssigte Nahrung wieder aufgesogen. Dichte Behaarung vor der Mundöffnung (Labium) sorgt dafür, dass dabei keine größeren Partikel aufgenommen werden. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrmals, bis die Beute vollständig aufgenommen ist und nur noch unverdauliche Reste zurückbleiben.

Fortpflanzung

→ Siehe auch Lebenszyklus der Spinnen

Systematik

Die Ordnung der Webspinnen ist unterteilt in die Unterordnungen der Mesothelae und Opisthothelae. Die Unterordnung der Mesothelae, die urtümlichen Gliederspinnen, umfasst nur eine Familie (Liphistiidae), deren Arten nur in Asien vorkommen.

Die Opisthothelae sind weiter unterteilt in die Unterordnungen der Vogelspinnenartigen (Mygalomorphae) und der Echten Webspinnen (Araneomorphae). Erstere sind hauptsächlich in den Tropen verbreitet, mit nur 3 in Mitteleuropa vorkommenden Arten (Gattung Atypus). Die Araneomorphae dagegen stellen mit über 37.000 Arten weltweit (Stand Anfang 2009) den Großteil aller Webspinnenarten.

Die beiden größten Teilordnungen der Araneomorphae sind die haplogynen Spinnen (Haplogynae) und entelegynen Spinnen (Entelegynae). Diese unterscheiden sich vor allem im Bau der Geschlechtsorgane (s. dort).

Eine alternative, inzwischen unübliche Systematik teilt die Araneomorphae in die cribellaten (Cribellatae) und ecribellaten (Ecribellatae) Spinnen auf.

Determination

In Mitteleuropa sind etwas über 40 Spinnen-Familien vertreten, die zwischen einer und fast 500 Arten zusammenfassen. Für die Einordnung einer Art in eine der Familien können äußerlich sichtbare Merkmale herangezogen werden, die mit dem bloßen Auge oder einer Lupe erkennbar sind. Auch geben Lebensweise, Kokon- oder Netzbau wertvolle Hinweise zur Bestimmung.

Für die Bestimmung der Gattung müssen oft schon nur noch unter dem Mikroskop sichtbare anatomische Unterschiede begutachtet werden. Die einzelnen Arten werden fast ausschließlich anhand ihrer Genitalien (den Pedipalpen der Männchen und der Epigyne der Weibchen) bestimmt.

Mit dem Familienschlüssel für Spinnen können die wichtigsten mitteleuropäischen Spinnen-Familien bestimmt werden.

Familien in Mitteleuropa

In Mitteleuropa kommen Arten der folgenden Familien vor (inkl. die seit langem naturalisierte mediterranische Familien): (Blick 2004)

Vertreter der folgenden exotischen Familien wurden kürzlich in Europa als von den Tropen oder vom Mittelmeerraum eingeschleppte Arten registriert: (van Helsdingen 2011)

Weitere Familien in Europa

In Europa ausserhalb Mitteleuropa kommen heimische Arten der folgenden Familien noch vor: (van Helsdingen 2011a)

Von diesen Familien Idiopidae und Trochanteriidae kommen nur auf den Kanarischen Inseln, die Familie Phyxelididae kommt nur auf Zypern vor, auf dem Kontinent nicht.


Quellen

  • Foelix RF (1996): Biology of Spiders. Oxford Thieme. 2. Auflage. ISBN 0-19-509594-4, 330 S.