Arachnida
Arachnida Cuvier, 1812 |
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Spinnentiere |
Scotophaeus scutulatus |
Systematik |
Stamm: Arthropoda (Gliederfüßer) |
Die Spinnentiere (Arachnida) sind eine Klasse vor allem terrestrischer Kieferklauenträger (auch Fühlerlose oder Cheliceraten: Unterstamm Chelicerata des Stammes Arthropoda (Gliederfüßer)), mit mehr als 100 000 beschriebenen Arten, darunter mehr als 50 000 Milben- und 42 750 Spinnenarten (Stand 2012). (Platnick 2012) (Parker 1982)
Anatomie
Äußere Anatomie
Körperlänge zwischen 0,1 mm (bei den kleinsten Gallmilben) und 18 cm (einige Skorpione) bzw. 60 cm (Pfeilschwanzkrebse).
Der Körper ist in Prosoma (Vorderkörper, Cephalothorax) und Opisthosoma (Hinterleib, Abdomen) geteilt. Das Prosoma besteht aus dem Prostomium (vor der Mundöffnung liegendes Segment) und 6 anterioren Rumpfmetameren (Rumpfsegmente). Das Opisthosoma besteht aus bis zu 12 Metameren und einem postanalen Telson (das letzte Segment).
Das Prosoma ist breit mit dem Opisthosoma verwachsen, oder das siebte Metamer formt ein dünnen Stiel, die Pedicel. Das Opisthosoma ist segmentiert oder nicht segmentiert. Es trägt meistens keine Anhänge. Das Prosoma ist von einem Carapax bedeckt. Der Carapax (auch Peltidium) ist ein einheitliches chitinöses Rückenschild. Es besteht aus den miteinander verschmolzenen Tergiten (Rückenplatten der Segmente) von Kopf (Cephalon) und Brust (Thorax), die den Vorderleib bedecken. Wenn das Peltidium aus mehreren Stücken besteht, werden die einzelnen Teile Pro-, Meso- und Metapeltidium genannt. Die Unterseite des Vorderleibs wird bei vielen Gruppen von einer Bauchplatte, dem Sternum, bedeckt. Das Opisthosoma kann mehrere dorsale Tergite und ventrale Sternite haben. Mögliche Anhänge sind die Spinndrüsen der Spinnen (Araneae) oder die Kammorgane (Pectines) der Skorpione (Scorpiones).
Arachniden haben ein Paar Pedipalpen und 4 Beinpaare (ausgenommen einige Milbenarten). Die Larven der Milben und Kapuzenspinnen (Ricinulei) haben nur 3 Beinpaare. (Parker 1982)
Äußere Sinnesorgane
- Als Trichobothrien bezeichnete lange haarartige Strukturen auf Körper und Gliedmaßen dienen der Wahrnehmung von Luftströmungen. In das Außenskelett eingelassene Spalt-Sinnesorgane registrieren Spannungsänderungen der Kutikula, und manchmal auch Vibrationen.
- Hohle Borsten auf den Beinspitzen (vor allem auf den Pedipalpen) dienen als Geruchsrezeptoren.
- Augen sind median, nach vorne stehend und lateral. Bei vielen Gruppen es gibt jedoch nur ein Paar Augen. Manchmal fehlen sie. (Parker 1982)
Innere Anatomie
Spinnentieren können nur flüssige oder breiige Nahrung zu sich nehmen. Dafür benutzen sie eine pumpende Rachenhöhle (Pharynx). Die Beute wird durch Enzyme in der so genannten preoralen Höhlung verdaut. Diese wird durch die Enditen der Pedipalpencoxen gebildet.
Spinnentiere atmen durch Buchlungen oder Tracheen. Oft sind beide Systeme ausgebildet.
Als Ausscheidungsorgane fungieren die so genannten Malpighischen Gefäße.
Kompositaugen (Komplexaugen wie bei den Insekten) sind in der Klasse nicht vorhanden.
Das Nervensystem liegt ventral. Nur die Skorpione haben die Nervenschnur mit Ganglien in jedem Metamer behalten. Die Ganglien haben ein Paar ventraler und ein Paar dorsaler Nerven. In den anderen Ordnungen haben sich die Ganglien nach vorn bewegt und sind im Prosoma zu einem zentralen Nervenknoten verschmolzen. (Parker 1982)
Lebensweise
Arachniden sind vorwiegend terrestrisch (Ausnahmen sind 4 000 Milbenarten und eine Spinnenart, die ständig im Wasser leben). Spinnentiere sind vor allem Raubtiere, einige Milben sind Parasiten von Tieren oder Pflanzen oder Pflanzen- und Pilzfresser oder Fäulnisbewohner (saprophag). (Parker 1982)
Systematik
Obere Systematik
Die Arachniden gehören zum Unterstamm Chelicerata im Stamm Arthropoda.
Arthropoda
Segmentierte Tiere, die ursprünglich ein Paar Gliedmaßen pro Metamer besaßen (bei den meisten rezenten Gliederfüßern reduziert oder umgebildet). Mit etwa 1 170 000 beschriebenen Arten ist der Stamm der artenreichste der Tierwelt. Etwa 80 Prozent aller bekannten rezenten Tierarten sind Gliederfüßer. (Parker 1982)
Chelicerata
Antennenlose Gliederfüßer, die keine Kompositaugen (Komplexaugen) besitzen (bis auf einige primitive Merostomata). Der Körper ist in Pro- und Opisthosoma geteilt. Das Prosoma besteht aus dem Prostomium und 6 anterioren Rumpfmetameren, das Opisthosoma besteht aus bis zu 12 Metameren und einem postanalen Telson. Manchmal sind die 4 anterioren Rumpfmetamere mit dem Prostomium verwachsen und bilden das Proterostoma, das von einem dorsalen Propeltidium und zwei freien Metameren bedeckt ist. In anderen Fällen können alle 6 Rumpfmetamere miteinander verwachsen und vom Carapax bedeckt sein.
Das Opisthosoma besteht aus einem anterioren Mesosoma mit dorsalen Tergiten (Rückenplatten) und ventralen Sterniten (Bauchplatten) und einem posterioren Metasoma. Die ersten Körperanhänge sind die zwei- oder dreigliedrigen Cheliceren (postoral beim Embryo und preoral bei postembrionalen Tieren). Das zweite Gliedmaßenpaar sind die bein-, taster- oder zangenförmigen Pedipalpen. Die basalen Coxen der Pedipalpen bilden oft die Enditen. Die folgenden 4 Extremitäten sind Laufbeine.
Die Anhänge des Opisthosomas werden nicht zur Fortbewegung genutzt (nur die Merostomata benutzen ihre Kiemen zur Fortbewegung) und sind zu Kiemen, Buchlungen oder Spinndrüsen umgebildet. Das Respirationssystem besteht aus Buchkiemen bei den Merostomata, die Arachnida haben Buchlungen und Tracheen, Pycnogonida haben keine Respirationsorgane. (Parker 1982)
Chelicerata sind weltweit verbreitet. Die Merostomata leben in der littoralen Zone Südostasiens und der atlantischen Küste Nordamerikas. Pycnogonida sind in allen Weltmeeren verbreitet. Die Arachnida sind vorwiegend terrestrisch. Süß- und Meereswasserarten sind aber auch bekannt. (Parker 1982)
Die drei Klassen des Unterstammes sind: Merostomata (Pfeilschwanzkrebse und Seeskorpione), Pycnogonida (Asselspinnen) und Arachnida (Spinnentiere).
Merostomata
Die Klasse Merostomata hat zwei Ordnungen: die Seeskorpione (Eurypterida) sind im Paläozoikum ausgestorben und die Pfeilschwanzkrebse (Xiphosura) sind Meerestiere mit nur 4 rezenten Arten, von denen keine in den Meeren um Europa heimisch sind. Sie werden als Schwestergruppe der Spinnentieren eingestuft. Der gepanzerte Körper der Pfeilschwanzkrebse ist etwa hufeisenförmig. Der Körper wird in einen Vorderkörper (Prosoma) und einen Hinterkörper (Opisthosoma) mit dem charakteristischem Schwanzstachel eingeteilt (die Körpergliederung ist jedoch nicht mit der der Spinnentiere homolog). Atlantische Pfeilschwanzkrebse (Limulus polyphemus) werden in einigen europäischen Zoos gehalten. Die verwandte Klasse Chasmataspidida ist auch ausgestorben. (Parker 1982)
Pycnogonida
Die Asselspinnen, die Pycnogonida (auch Pantopoda) sind Meerestiere mit weltweit etwa 1300 Arten und 10 Familien. Sie sind auch in Meeren um Europa heimisch. Der Körper ist stabförmig, im Verhältnis zu den Beinen winzig, es ist oft nur ein schmales Verbindungsstück zwischen den Beinbasen. Es ist in Prosoma und Opisthosoma gegliedert, und der Anzahl der Beinen ist 8 oder 10. Die Beine sind oft sehr lang. (Parker 1982)
Systematik der Arachniden
Die Klasse Arachnida hat in neueren Systemen 16 Ordnungen (die Einordnung der verschiedenen Gruppen der Milben wird ständig verändert. Hier wird das neueste System von Krantz, G. W. und Walter, D. E. von 2009 gezeigt). Die Ordnungen Thelyphonida und Schizomida werden in einigen Systemen zur Ordnung Uropygi zusammengefasst. Die Ordnungen ohne europäische Vertreter sind in diesem Wiki nicht beschrieben: (Parker 1982) (Fauna Europaea 2011) (Woolley 1988) (Walter & Proctor 1999)
- Ordnung Scorpiones – Skorpione
- Ordnung Opiliones – Weberknechte
- Ordnung Pseudoscorpiones – Pseudoskorpione
- Ordnung Solifugae – Walzenspinnen
- Ordnung Opilioacarida - 'Weberknechtmilben'
- Ordnung Holothyrida
- Ordnung Mesostigmata – Raubmilben
- Ordnung Ixodida – Zecken
- Ordnung Trombidiformes - Laufmilben
- Ordnung Sarcoptiformes - Hornmilben und verwandte
- Ordnung Ricinulei – Kapuzenspinnen
- Ordnung Araneae – Spinnen
- Ordnung Palpigradi – Tasterläufer
- Ordnung Amblypygi – Geißelspinnen
- Ordnung Thelyphonida – Geißelskorpione
- Ordnung Schizomida – Zwerggeißelskorpione
Drei aus den Tropen verschleppte Arten der Schizomida wurden in England und Frankreich in Gewächshäusern gefunden (Fauna Europaea 2011a) (Blick 2006). Thelyphonida finden sich in den Tropen in Asien, Nord- und Südamerika. Die Milben-Gruppe der Holothyrida ist nur in Australien, Südasien und Südamerika verbreitet. Ricinulei, die milbenähnlichen Kapuzenspinnen, leben in tropischen Wäldern Afrikas und Südamerikas. (Parker 1982)
Übersicht der Ordnungen
Zahl der heimischen Familien der Europäischen Ordnungen in Klammern:
Quellen
- Blick T (2006): Zwerggeisselskorpione in Europa und auf den Kanarischen Inseln / Schizomida in Europe and the Canary Islands – Arachnida. AraGes. 1 Auflage, S. 2.
- Fauna Europaea (2011): Arachnida. Fauna Europaea 2.4.
- Fauna Europaea (2011a): Arachnida. Fauna Europaea 2.4.
- Parker SP (1982): Synopsis and Classification of Living Organisms. McGraw-Hill, New York.
- Platnick NI (2012): The World Spider Catalog, Version 12.5. The American Museum of Natural History.
- Walter DE & Proctor HC (1999): Mites: Ecology, Evolution and Behaviour. University of NSW Press, Sydney and CABI, Wallingford. ISBN 0-86840-529-9.
- Woolley TA (1988): Acarology - Mites and Human Welfare. John Wiley and Sons. ISBN 0-471-04168-8, 484 S.