Pholcus phalangioides: Unterschied zwischen den Versionen

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==Biologie==
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'''Reife''' Männchen kommen in Frühjahr und Sommer vor, reife Weibchen das ganze Jahr über.<ref name="Roberts 1995"/> Die Tiere treten in Höhlen und Gebäuden auf <ref name="Roberts 1995"/> und sind nur selten im Freiland anzutreffen <ref name="Lemke">{{verbreitung_sh}}</ref>.
==Merkmale==
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'''Reife''' Männchen kommen in Frühjahr und Sommer vor, reife Weibchen das ganze Jahr über <ref name="Roberts 1995"/>.
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==Ähnliche Arten==
''{{PAGENAME}}'' ähnelt sehr ''[[Pholcus alticeps]]''. Insbesondere an ihren Verbreitungsgrenzen sollte man diese Art immer als Möglichkeit in Betracht ziehen.


==Verbreitung==
==Verbreitung==
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==Lebensraum==
Die Tiere treten in Höhlen und Gebäuden ({{Öko synanthrop}}) auf<ref name="Roberts 1995"/> und sind nur selten im Freiland zu finden<ref name="Lemke">{{verbreitung_sh}}</ref>. In Deutschland Typischer Bewohner von Kanalisationsschächten<ref name='Jäger 1998'>{{Lit Jaeger 1998 weitere Funde Nesticus eremita}}</ref>.
 
==Lebensweise==
 
Detaillierte Beobachtungen der Lebensweise und Entwicklung von ''{{PAGENAME}}'' finden sich hier: [[Pholcus phalangioides/Beobachtungen/Pageler J|Der Lebenszyklus der Großen Zitterspinne]]
 
===Netzbau und Beutefang===
''{{PAGENAME}}'' webt unregelmäßige, deckenartige Gespinste in Winkeln und eckigen Strukturen. Ins Netz geratene Beute wird sofort mit Spinnfäden beworfen und anschließend in eine kreiselförmige Bewegung versetzt, wobei sie weiter eingesponnen wird. Sobald das Beutetier bewegungsunfähig ist, erfolgt der Giftbiss. Mit dieser Methode kann ''{{PAGENAME}}'' auch große und wehrhafte Spinnenarten wie ''[[Eratigena atrica]]'' überwältigen.<ref name="bellmann">{{Lit bellmann}}</ref>  
Die Fangfäden des Raumnetzes enthalten keine Klebetropfen, sondern wirken aufgrund ihrer besonderen Struktur und Elastizität wie Fußangeln.<ref name="sdj"/>
 
Regelmäßig kann man erwachsene Tiere in direkter Nachbarschaft beobachten. Die Netze gehen dabei oftmals ineinander über, was durch die sehr geringe innerartliche Agressivität ermöglicht wird. <ref name="bellmann"/> <ref name="Kreuels"/>
 
===Fortpflanzung===
Die Paarung findet überwiegend im Frühsommer statt.<ref name="bellmann"/> Das Balzverhalten der umherwandernden Männchen kann man in vier eigenständige Elemente aufteilen, welche nicht immer alle ausgeführt werden.
 
Sobald das Männchen die Anwesenheit eines Weibchens registriert, beginnt es mit sehr schnellen Vibrationen des Hinterleibs. Anschließend betrommelt es vorsichtig das Netz des Weibchens, was bis zu 20 Minuten andauern kann. Dabei nähert sich das Männchen langsam. Sobald es im Netz ist, verhakt es seine Tarsalklauen in den Fäden und führt schnelle Rüttelbewegungen aus. Dabei hält es immer wieder kurz still und nähert sich wiederum vorsichtig. Anschließend betrommelt es die ersten beiden Beinpaare des Weibchens mit seinem vorderen Beinpaar. Daraufhin kommt es zur Paarung. Das Männchen wird danach vertrieben.
Oftmals reagieren Weibchen agressiv auf das Balzverhalten, akzeptieren das Männchen aber schließlich nach weiteren Annäherungsversuchen. <ref name="Bartos">{{Lit Bartos 1997 Quantitative analyses of male courtship behaviour in Pholcus phalangioides}}</ref>
 
Die Weibchen legen nach der Paarung ca. 40 Eier und verpacken diese anschließend in einen hauchdünnen Seidenkokon (siehe Fotos unten). Diesen tragen sie dann in ihren Fängen mit sich herum. Wenn die Jungspinnen schlüpfen, werden sie noch einige Zeit ineinander verknäult von der Mutter herumgetragen.
 
Es wurde beobachtet, dass ein Weibchen seine unbefruchteten Eier auffraß<ref>{{Lit Platel 1989 The egg laying and larval development of Pholcus phalangioides}}</ref>.
 
===Abwehrverhalten "Zittern"===
Die Große Zitterspinne kam zu ihrem deutschen Namen durch ihr charakteristisches Verhalten bei Störung oder Bedrohung: Sie zittert bzw. schwingt in ihrem Netz für eine Weile sehr stark und wird dadurch für ihre Feinde nahezu unsichtbar. Auch schon sehr junge Zitterspinnen zeigen dieses Verhalten.


==Bilder==
==Bilder==
<gallery>
<gallery caption='Weibchen'>
Bild:Pholcusphalangioides_det.jpg|Eikokon
Pholcus_phalangioides_Netz.JPG|Netz (verstaubt)
Pholcus_phalangioides_mit_Beute_(2).jpg|junges Weibchen spinnt Stechmücke ein
Pholcus_phalangioides_mit_Beute_(3).jpg|junges Weibchen spinnt Stechmücke ein
Pholcus_phalangioides_mit_Beute.jpg|junges Weibchen mit Stechmücke
Pholcus_phalangioides_mit_Tegenaria.jpg|Weibchen mit ''Tegenaria atrica''
Pholcus_phalangioides_mit_Tegenaria_(2).jpg|Weibchen mit ''Tegenaria atrica''
Pholcus phalangioides-female-2021-12-24-tdf.jpg
IMG 2058.jpg|dorsal
Pholcus_phalangioides_juv_(2).jpg|unmittelbar nach Häutung
Pholcus_phalangioides_juv.JPG|gut genährt 
Pholcusphalangioides_tot.jpg|mit Eikokon
Ventral_Pholcus.jpg|ventral
Pholcus phalangioides Epigyne.jpg|Epigyne
Pholcus-phalangioides-Epigyne.jpg|Epigyne
<!--Pholcus phalangioides EPIGYNE-AT Schaunstein.jpg|Epigyne-->
2019-10-25-20.01.30 ZS PMaxbea.jpg|Vulva dorsal
</gallery>
 
<gallery caption='Männchen'>
Pholcus_phalangioides_m.jpg
Pholcus_phalangioides_m_(2).jpg|Portrait
Pholcus-phalangioides.jpg|Pedipalpus
Pholcus phalangioides Palpus LaGomera WPflieger.jpg|beschrifteter Pedipalpus
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<gallery caption='Balz und Paarung'>
Pholcus_phalangioides_Balz.jpg|Balz
Pholcus_phalangioides_Balz_(2).jpg|Balz
Pholcus_phalangioides_Balz_(4).jpg|Balz
Pholcus_phalangioides_Paarung_(2).JPG|Paarung
Pholcus phalangioides MFTl 1c.jpg|Paarung
Pholcus_phalangioides_Paarung_(3).jpg|Paarung
Pholcus_phalangioides_Paarung.JPG|Paarung
</gallery>
 
<gallery caption='Entwicklung und Lebensweise'>
Pholcus_phalangioides_w_trächtig.jpg|wenige Stunden vor der Eiablage
Pholcusphalangioides_det.jpg|mit Eikokon
Pholcus_phalangioides_f_mit_Kokon.JPG|mit Eikokon
Pholcus_phalangioides_w+juv_(4).jpg|mit Eikokon
Pholcus_phalangioides_w+juv_(3).jpg|mit Eikokon (15 Tage alt)
Pholcus_phalangioides_w+juv_(5).jpg|erste Spinnen schlüpfen (18 Tage nach Eiablage)
Pholcus_phalangioides_w+juv_(6).jpg|Spinnen schlüpfen
Pholcus_phalangioides_w+juv_(7).jpg|alle Jungen geschlüpft
Pholcus_phalangioides_w+juv.jpg|Weibchen mit Jungspinnen (zwei Tage nach Schlupf)
Pholcus phalangioides Weibchen Spiderlinge.jpg|Weibchen mit Spiderlingen
Pholcus_phalangioides_mit_Beute_(4).jpg|Jungtier mit Stechmücke
Pholcus_phalangioides_w_Häutung.JPG
Pholcus_phalangioides_w_Häutung_(2).jpg
Pholcus_phalangioides_juv_Häutung.jpg|Häutung eines Jungtieres
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</gallery>


==Weblinks==
==Weblinks==
===Nachweis- und Verbreitungskarten===
{{Weblinks}}
* {{verbreitung_sh}}
{{Link wikipedia|Große Zitterspinne}}
* {{verbreitung_deutschland}}
*[http://www.natur-in-nrw.de/HTML/Tiere/Spinnen/TSP-434.html Natur in NRW]
* {{verbreitung_benelux}}
* {{AragesVerbreitung|674}}
* {{verbreitung world|NBNSYS0000008639}}
 
===Weitere Links===
*{{AragesGalerie}}
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Zitterspinne Wikipedia]


==Quellen==
==Quellen==
<references/>
<references/>
===Quellen der Nachweise===
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Aktuelle Version vom 24. April 2024, 17:02 Uhr

Pholcus phalangioides (Fuesslin, 1775)
Große Zitterspinne
Pholcus phalangioides fem mlemke-20.05.11-hl.jpg
Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Pholcidae (Zitterspinnen)
Gattung: Pholcus (Echte Zitterspinnen)
Reifezeit (Bellmann 2010)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:003744
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten NE
[CZ] Tschechien ES
[D] Deutschlandh>=*
[D] Berlinmh>=*
[D] Brandenburg *
[D] Baden-Württembergmh *
[D] Mecklenburg-Vorp.mh== *
[D] Niedersachsen *
[D] Niedersachsen (H) *
[D] Niedersachsen (T) *
[D] Nordrhein-Westfalenh===*
[D] Schleswig-Holsteinsh===*
[NO] Norwegen NA

Pholcus phalangioides war Spinne des Jahres 2003. (Jäger P & Kreuels 2003)

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 8–10 mm, Männchen 7–10 mm (Roberts 1996). Die Beine können eine Länge von 5 bis 6 cm erreichen (Kreuels 2008).

Auf dem Prosoma befindet sich ein größerer, dunkler Punkt mit unregelmäßigem Rand. Das graubraune Opisthosoma ist mit einer oftmals verwaschenen Zeichnung aus paarigen, grauen Flecken versehen.

Reife Männchen kommen in Frühjahr und Sommer vor, reife Weibchen das ganze Jahr über (Roberts 1996). Die Tiere können bis zu drei Jahre alt werden (Jäger P & Kreuels 2003).

Ähnliche Arten

Pholcus phalangioides ähnelt sehr Pholcus alticeps. Insbesondere an ihren Verbreitungsgrenzen sollte man diese Art immer als Möglichkeit in Betracht ziehen.

Verbreitung

Pholcus phalangioides ist Kosmopolit (World Spider Catalog 2016).

Lebensraum

Die Tiere treten in Höhlen und Gebäuden (synanthrop) auf (Roberts 1996) und sind nur selten im Freiland zu finden (Lemke 2014). In Deutschland Typischer Bewohner von Kanalisationsschächten (Jäger P 1998).

Lebensweise

Detaillierte Beobachtungen der Lebensweise und Entwicklung von Pholcus phalangioides finden sich hier: Der Lebenszyklus der Großen Zitterspinne

Netzbau und Beutefang

Pholcus phalangioides webt unregelmäßige, deckenartige Gespinste in Winkeln und eckigen Strukturen. Ins Netz geratene Beute wird sofort mit Spinnfäden beworfen und anschließend in eine kreiselförmige Bewegung versetzt, wobei sie weiter eingesponnen wird. Sobald das Beutetier bewegungsunfähig ist, erfolgt der Giftbiss. Mit dieser Methode kann Pholcus phalangioides auch große und wehrhafte Spinnenarten wie Eratigena atrica überwältigen. (Bellmann 2001) Die Fangfäden des Raumnetzes enthalten keine Klebetropfen, sondern wirken aufgrund ihrer besonderen Struktur und Elastizität wie Fußangeln. (Jäger P & Kreuels 2003)

Regelmäßig kann man erwachsene Tiere in direkter Nachbarschaft beobachten. Die Netze gehen dabei oftmals ineinander über, was durch die sehr geringe innerartliche Agressivität ermöglicht wird. (Bellmann 2001) (Kreuels 2008)

Fortpflanzung

Die Paarung findet überwiegend im Frühsommer statt. (Bellmann 2001) Das Balzverhalten der umherwandernden Männchen kann man in vier eigenständige Elemente aufteilen, welche nicht immer alle ausgeführt werden.

Sobald das Männchen die Anwesenheit eines Weibchens registriert, beginnt es mit sehr schnellen Vibrationen des Hinterleibs. Anschließend betrommelt es vorsichtig das Netz des Weibchens, was bis zu 20 Minuten andauern kann. Dabei nähert sich das Männchen langsam. Sobald es im Netz ist, verhakt es seine Tarsalklauen in den Fäden und führt schnelle Rüttelbewegungen aus. Dabei hält es immer wieder kurz still und nähert sich wiederum vorsichtig. Anschließend betrommelt es die ersten beiden Beinpaare des Weibchens mit seinem vorderen Beinpaar. Daraufhin kommt es zur Paarung. Das Männchen wird danach vertrieben. Oftmals reagieren Weibchen agressiv auf das Balzverhalten, akzeptieren das Männchen aber schließlich nach weiteren Annäherungsversuchen. (Bartos 1997)

Die Weibchen legen nach der Paarung ca. 40 Eier und verpacken diese anschließend in einen hauchdünnen Seidenkokon (siehe Fotos unten). Diesen tragen sie dann in ihren Fängen mit sich herum. Wenn die Jungspinnen schlüpfen, werden sie noch einige Zeit ineinander verknäult von der Mutter herumgetragen.

Es wurde beobachtet, dass ein Weibchen seine unbefruchteten Eier auffraß (Platel 1989).

Abwehrverhalten "Zittern"

Die Große Zitterspinne kam zu ihrem deutschen Namen durch ihr charakteristisches Verhalten bei Störung oder Bedrohung: Sie zittert bzw. schwingt in ihrem Netz für eine Weile sehr stark und wird dadurch für ihre Feinde nahezu unsichtbar. Auch schon sehr junge Zitterspinnen zeigen dieses Verhalten.

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

Quellen der Nachweise