Steatoda oder Latrodectus
Immer wieder werden v.a. größere Arten der Gattung Steatoda irrtümlich für Vertreter der Witwen (Latrodectus) gehalten. Nachfolgend werden einige nongenitale Merkmale genannt und Hinweise zur Verbreitung beider Gattungen gegeben, die eine Differenzierung ermöglichen.
Übersichtstabelle
Merkmal | Steatoda spec. | Latrodectus spec. |
---|---|---|
Gesamteindruck | plump, kurzbeinig | langbeinig, weniger gedrungen |
Augen | äußerste Augenpaare mit Kontaktbereich (siehe Bild) | äußerste Augenpaare ohne Kontaktbereich (siehe Bild) |
Cheliceren | bezahnt | unbezahnt und glatt |
Färbung / Zeichnung | braun oder schwarz mit hellen Zeichnungen (selten farbige Elemente), keine rote Fleckenzeichnung | L. tredecimguttatus meist mit roter Fleckenzeichnung (im Osten jedoch schwarz) |
Ventralseite | ohne rote Sanduhrzeichnung | bei vielen Arten mit roter Sanduhrzeichung (z. B. L. mactans) |
Verbreitung | europaweit verbreitet und häufig (v. a. Häuser/Gewächshäuser) | nur in mediterranen Gebieten, nur gebietsweise häufig; ab und zu nach Mitteleuropa eingeschleppt |
Verbreitung
Die Gattung Latrodectus ist auf dem europäischen Festland ursprünglich nur mit zwei Arten vertreten.
- L. tredecimguttatus ist auschließlich in mediterranen Gebieten und in warmen Bereichen Rumäniens zu finden.
- L. lilianae kommt nur in einigen wenigen Gebieten Spaniens vor.
Die meisten in Mitteleuropa gefundenen und für Witwen gehaltenen Spinnen gehören zu Steatoda grossa, einer eingeschleppten, relativ großen Art, die in Gewächshäusern und Gebäuden lebt.
Im Mittelmeerraum wird dagegen meist Steatoda paykulliana für eine schwarze Witwe gehalten. Diese kommt in den gleichen Lebensräumen vor wie L. tredecimguttatus, ist aber weiter verbreitet und häufiger.
Morphologische Differenzierung
Gesamterscheinung
Arten der Gattung Steatoda erscheinen bei genauer Betrachtung plumper und kurzbeiniger als Latrodectus-Arten. Dies gilt besonders für S. paykulliana, deren Beine auch wesentlich kräftiger wirken.
Prosoma
Die Cheliceren sind bei Steatoda spec. bezahnt, bei Latrodectus spec. hingegen glatt (Levi 1967). Die Morphologien der Augenregionen beider Gattungen unterscheiden sich ebenfalls (siehe Foto).
Opisthosoma
Latrodectus tredecimguttatus ist in den östlichen Teilen ihres Verbreitungsgebiet oftmals weitgehend schwarz (Gertsch 1979), trägt aber in weiten Gebieten des Mittelmeerraums eine Zeichnung aus auffälligen, leuchtend roten Flecken. Diese können auch miteinander verschmelzen oder etwas reduziert sein. Eine derartig auffällige Zeichnung ist bei Steatoda sp. nicht vorhanden.
Das Opisthosoma von S. paykulliana ist recht variabel gezeichnet und kann farbige Elemente aufweisen (z. B. einen roten halbmondfömigen Strich am vorderen Rand des Opisthosomas), die entfernt an eine reduzierte Zeichnung von L. tredecimguttatus erinnern können. Im Zweifelsfall müssen die genannten Merkmale des Prosomas betrachtet werden.
Mitunter kann die Fleckenzeichnung der Jungtiere von L. tredecimguttatus beinahe weiß erscheinen. Dadurch können sie mit einigen Arten der Gattung Steatoda verwechselt werden (z. B. S. albomaculata).
Latrodectus lilianae ist als Jungtier unverwechselbar (siehe Artseite), als Adulttier trägt sie Reste ihrer orangefarbenen Jugendzeichnung am vorderen Rand des Opisthosomas.
Außereuropäische Arten
Latrodectus mactans, eine große nordamerikanische Witwenart, ist weitgehend schwarz gefärbt. Unterseits trägt sie eine auffällige rote Zeichnung, die an eine Sanduhr erinnert. Diese Art kommt in Europa nicht vor, wurde aber ab und zu als Einzeltiere eingeschleppt.
Latrodectus hasselti, eine australische Witwenart, wurde schon in belgischen Gewächshäusern gefunden und mit Handelsgut nach Japan und Neuseeland verschleppt. Kennzeichnend ist ein breiter roter Längsstreifen auf dem Opisthosoma. Ebenfalls ist ventral eine rote Sanduhrzeichnung vorhanden.
Latrodectus geometricus, die braune Witwe, ist durch Verschleppung inzwischen ein Kosmopolit. Auch sie trägt die typische Sanduhrzeichnung auf der Ventralseite des Hinterleibs, welche bei ihr oftmals orange ist. Schwarze Formen sind nur schwer von anderen Witwenarten zu unterscheiden.
Quellen
- Gertsch WJ (1979): American Spiders (Second Edition). Van Nostrand Reinhold Company.
- Levi HW (1967): Cosmopolitan and pantropical species of Theridiid spiders (Araneae: Theridiidae). Pacific Insects 9:2, S. 175–186.