Steatoda bipunctata

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Steatoda bipunctata (Linnaeus, 1758)
Gewöhnliche Fettspinne
Steatoda bipunctata W 7-1816.jpg
Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Theridiidae (Kugelspinnen)
Gattung: Steatoda (Fettspinnen)
Reifezeit (Roberts 1996)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:008032
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten NE
[CZ] Tschechien ES
[CZ] Oberschlesien *
[D] Deutschlandh===*
[D] Berlinmh===*
[D] Brandenburg *
[D] Mecklenburg-Vorp.mh== *
[D] Niedersachsen *
[D] Niedersachsen (H) *
[D] Niedersachsen (T) *
[D] Nordrhein-Westfalenh===*
[D] Schleswig-Holsteinh===*
[NO] Norwegen LC
[PL] Bielitz-Biala *
[PL] Kattowitz ?
[PL] Opole *
[PL] Oberschlesien *
[PL] Tschenstochau *
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Phrurolithus ornatus

Steatoda bipunctata war Europäische Spinne des Jahres 2018. (Hörweg 2018)

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 4,5–7,0 mm groß, Männchen 4,0–5,0 mm (Roberts 1996) (Lemke 2009).

Das Prosoma ist dunkelbraun bis fast schwarz gefärbt. Beim Männchen sind punktartige Granulierungen gut sichtbar, beim Weibchen weniger stark ausgeprägt (Locket & Millidge 1953).

Typischerweise weist diese Art einen hellen Rand am vorderen Ende des Opisthosomas auf. Das Opisthosoma selbst ist dorsal dunkel- bis hellbraun, an den Seiten rot- bis dunkelbraun. Oft, aber nicht in jedem Fall, verläuft eine helle Linie mittig dorsal über das Opisthosoma. Ventral mit einer dunklen, V-förmigen Zeichung, die ein helles Dreieck einschließt (Locket & Millidge 1953).

Die Beine weisen eine braune bis gelbbraune Färbung auf und wirken mitunter leicht geringelt, besonders an den distalen Gliedern (Locket & Millidge 1953).

Epigyne mit großer, viereckiger (mehr oder weniger quadratischer (Heimer & Nentwig 1991)) Grube .

Pedipalpus mit sehr großem (Heimer & Nentwig 1991), distal liegenden Konduktor.

Ähnliche Arten

Steatoda bipunctata kann leicht mit der ganz ähnlich gezeichneten Steatoda castanea verwechselt werden, welche die selben Lebensräume besiedelt.

Lebensraum

Steatoda bipunctata ist eine der anspruchslosesten Spinnenarten und kommt häufig in und an Gebäuden vor (synanthrop). Sie lebt selbst in stark beheizten Räumen (Bellmann 2001). An Gebäuden findet man diese Art häufig unterhalb von Fenstersimsen.

Steatoda bipunctata ist jedoch keine rein synanthrope Art, sondern kommt auch an Bäumen und Sträuchern vor und ist an Felsen und ähnlichem zu finden. Im Freien besiedelt sie Baumstämme mit rissiger Borke und Felswände. In den Alpen fand man sie noch bei 2000 m Höhe. (Dahl 1937)

Schon vor über hundert Jahren an Gebäuden häufig und im Freiland seltener (Bösenberg 1899).

Verbreitung

Holarktisch (World Spider Catalog 2017).

Lebensweise

Netzbau und Beutefang

Die dreidimensionalen Deckennetze von Steatoda bipunctata kann man oft zwischen Möbel oder in Fensternischen finden. Sie bestehen aus einer mehr oder weniger dicht gesponnenen Netzdecke, nach oben und vertikal zur Seite gerichteten Spannfäden und nach unten gerichteten, einzelnen Fangfäden. Nur diese tragen an ihrem unteren Ende Klebetropfen. Ein Beutetier, das diesen berührt, bleibt hängen und baumelt anschließend frei in der Luft, da der Faden sich leicht vom Untergrund ablöst. Die Spinne eilt daraufhin herbei und bewirft die Beute mit weiterer Spinnseide. Ganz in der Nähe des Netzes befindet sich auch stets ein Unterschlupf, meistens eine Spalte oder ein Loch, in welchen sich die Spinne bei Störung sofort zurückzieht. (Bellmann 2001) (Foelix 2011)

Fortpflanzung

Das Männchen besitzt am Hinterrand des Prosomas eine tief gefurchte Fläche, welcher lange Stacheln am Opisthosoma gegenübergeordnet sind. Diese dienen ihm als Stridulationsorgane. Bei der Balz oder bei Anwesenheit eines konkurrierenden Männchens reibt es die Stacheln durch ruckartige Auf- und Abbewegungen des Hinterleibs aneinander. Dabei entsteht ein Geräusch mit einer Frequenz um 1000 Hz. Sobald es nun durch aktives Umherwandern ein Netz eines Weibchens gefunden hat, webt es mitunter große Mengen an Signalfäden und versucht seine potentielle Partnerin durch Stridulieren herbeizulocken. Das Weibchen reagiert in der Regel darauf sofort durch Zupfen am Netz, Schläge mit den Vorderbeinen und der aktiven Suche nach dem Männchen.

Männchen beginnen im Allgemeinen zu balzen, sobald sie Kontakt mit dem weiblichen Netz haben. Wahrscheinlich ist dies auf bestimmte chemische Stoffe in oder an der Spinnseide zurückzuführen. (Foelix 2011)

Nach der durchaus über eine Stunde dauernden Paarung baut das Weibchen einen weißen Eikokon am Rand des Netzes. Die durch die lockere Spinnseide schimmernden Eier geben ihm oftmals einen rosa oder violetten Farbton. (Bellmann 2001)

Weitere Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

  • Bellmann H (2001): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Frankh-Kosmos Verlag. ISBN 3-440-09071-X, 304 S.
  • Bösenberg W (1899): Die Spinnen der Rheinprovinz. Verh. Nat. Ver. Rheinl. Westf. (Stuttgart) 56, S. 69–131.
  • Dahl F (1937): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise, 33. Teil: Gnaphosidae-Anyphaenidae-Clubionidae-Hahniidae-Argyronetidae-Theridiidae. Verlag Gustav Fischer Jena, 222 S.
  • Foelix RF (2011): Biology of Spiders. Oxford Thieme. 3. Auflage. ISBN 978-0199734825, 419 S.
  • Heimer S & Nentwig W (1991): Spinnen Mitteleuropas. Verlag Paul Parey. ISBN 3-489-53534-0, 543 S.
  • Hörweg C (2018): Die Fettspinne Steatoda bipunctata (Linnaeus, 1758) – Europäische Spinne des Jahres 2018.
  • Lemke M (2009): Datensammlung für Steatoda bipunctata. wiki.spinnen-forum.de, 1 S.
  • Locket GH & Millidge AF (1953): British Spiders Vol. II. Ray Society, 449 S.
  • Roberts MJ (1996): Collins Field Guide. Spiders of Britain and Northern Europe. HarperCollins Publishers Ltd.. ISBN 0-00-219981-5, 383 S.
  • World Spider Catalog (2017): World Spider Catalog. Natural History Museum Bern, online auf http://wsc.nmbe.ch , Version 18.5, abgerufen am 2017-08-23, doi:10.24436/2.

Quellen der Nachweise