Schizomida
Schizomida Petrunkevitch, 1945 |
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Zwerggeißelskorpione |
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Stenochrus cf. portoricensis, Hubbardiidae |
Systematik |
Klasse: Arachnida (Spinnentiere) |
Die Zwerggeißelskorpione (Schizomida) sind eine Ordnung der Spinnentiere (Arachnida). In der Vergangenheit wurden sie als Unterordnung der ehemaligen Ordnung Uropygi zusammen mit den Geißelskorpionen (Thelyphonida) betrachtet (Kaestner A. 1956), denen sie verwandtschaftlich sehr nahe steht. (Füller H. und andere 1994)
2009 waren 38 Gattungen mit 218 Arten bekannt. Allerdings sind viele Arten noch nicht beschrieben. (Korenko S. et al. 2009)
Drei Arten wurden in Europa in verschiedenen Tropenhäusern nachgewiesen (Blick T. 2006).
Merkmale
Zwerggeißelskorpione werden in der Regel 3 bis 5 mm lang. Die größten Arten werden in Höhlen gefunden und können bis 15 mm lang werden (Agastoschizomus lucifer).
Der Körperbau ist schmal und schlank. Pro- und Opisthosoma sind nicht durch einen dünnen Stiel getrennt, sondern breit miteinander verwachsen. Das Prosoma besteht dorsal aus dem großen anterioren Propeltidium und zwei dahinter angeordneten freien Tergiten der Segmente 5 und 6. Augen fehlen.
Das Opisthosoma ist gegliedert und besitzt einen kurzen schwanzartigen Fortsatz (Flagellum), welches aus höchstens drei Segmenten besteht. Bei den Männchen ist dieser Fortsatz zu einem verbreiterten, gestielten Anhang modifiziert.
Die Cheliceren sind zweigliedrig und tragen einen beweglichen Scherenfinger. Sie werden horizontal getragen.
Die Pedipalpen dienen als Greifwerkzeuge, sind aber laufbeinartig ausgebildet und kaum modifiziert. Ihre Bewegungsebene ist vertikal.
Das 1. Beinpaar ist dünn und lang und wird antennenartig als Tastorgan eingesetzt. Die hinteren drei Beinpaare dienen der Fortbewegung. (Füller H. und andere 1994)
Lebensraum
Feuchte Laub- und Bodenschichten in Wäldern und Buschwerk, unter Steinen und Höhlen. (Füller H. und andere 1994)
Lebensweise
Ernährung
Zwerggeißelskorpione ernähren sich von Collembolen, Zwergfüßern (Symphyla) und anderen kleinen Gliederfüßern. (Kaestner A. 1956) (Füller H. und andere 1994)
Fortpflanzung
Bei der Paarung ergreift das Weibchen das verbreiterte Ende des männlichen Flagellums und hält sich an diesem fest. Das Männchen setzt daraufhin eine Spermatophore ab und zieht das Weibchen hinter sich her bis dieses den Spermatropfen aufnimmt. Danach löst sich das Weibchen wieder vom Männchen und beide gehen getrennter Wege. (Füller H. und andere 1994)
Zur Eiablage gräbt das trächtige Weibchen in eine rundum geschlossene Brutkammer in den Boden, deren Wände zementartig verstärkt sind. Trithyreus pentapeltis legt bis zu 30 Eier ab, die mittels Sekret an der Geschlechtsöffnung gehalten werden. Die geschlüpften Jungen sitzen zuerst auf dem Opisthosoma der Mutter und bewegen sich nach einer Häutung frei in der Brutkammer. Erst nach 2,5 Monaten öffnet das Weibchen die Brutkammer wieder um die Jungen zu entlassen. (Füller H. und andere 1994)
Verbreitung
Die Ordnung ist in den Tropen und Subtropen aller Erdteile verbreitet (Füller H. und andere 1994). Drei Arten wurden (wahrscheinlich mit Pflanzen und Bodenmaterial) auch nach Europa verschleppt und haben sich in Tropenhäusern verschiedener botanischer Gärten angesiedelt. (Blick T. 2006)
Familienspektrum
In Europa kommt nach Datenlage dieses Wikis nur eine Familie der Ordnung Schizomida vor.[A]
Name | NO | SE | FI | IE | GB | DK | DE | NL | BE | LU | PL | LT | LV | EE | BY | CH | AT | CZ | SK | HU | SI | AD |
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Hubbardiidae | ? | ? | ? | ? | × | ? | × | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | × | × | ? | ? | ? |
Name | PT | ES | ES-IB | FR | FRH | IT | IT82 | IT88 | RO | BG | BA | HR | MD | ME | MK | RS | AL | GR | UA | RU | TR | KZ |
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Hubbardiidae | ? | ? | ? | × | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? | ? |
? | Checkliste nicht verfügbar | No checklist available |
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× | Familienvorkommen bekannt | Family documented |
Checkliste enthält Familie nicht | Checklist consulted, but family not found |
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Bilder
- Stenochrus cf. portoricensis aus dem botanischen Garten Jena
- Hubbardiidae gen. et spec. indet. aus Singapur
Quellen
- Blick T. (2006): Zwerggeisselskorpione in Europa und auf den Kanarischen Inseln / Schizomida in Europe and the Canary Islands – Arachnida. AraGes. 1 Auflage, S. 2.
- Füller H. und andere (1994): Urania Tierreich in sechs Bänden, Wirbellose 2 (Annelida dis Chaetognatha). Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin. 1 Auflage. ISBN 3-3332-00502-2, S. 267–268.
- Kaestner A. (1956): Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Teil 1: Wirbellose. Gustav Fischer Verlag, Jena. 3 Auflage, S. 603–616.
- Korenko S., M. Harvey & S. Pekár (2009): Stenochrus portoricensis new to the Czech Republic (Schizomida, Hubbardiidae). Arachnologische Mitteilungen 38, S. 1–3, ISSN 1018-4171.
Quellen der Nachweise
- Blick T. (2006): Zwerggeisselskorpione in Europa und auf den Kanarischen Inseln / Schizomida in Europe and the Canary Islands – Arachnida. AraGes. 1 Auflage, S. 2.
- Christophoryová J., A. Šestáková, M. Krumpál & P. Fenda (2013): First record of a schizomid, Stenochrus portoricensis (Schizomida: Hubbardiidae), in Slovakia. Arachnologische Mitteilungen 45, S. 25–29, ISSN 1018-4171, doi:10.5431/aramit4506.
- De Armas L. F. & S. Rehfeldt (2015): Stenochrus portoricensis, Zomus bagnallii and a new genus of schizomids (Schizomida: Hubbardiidae) from a greenhouse in Frankfurt am Main, Germany. Arachnologische Mitteilungen 49, 55–61, doi:10.5431/aramit4906.
- Korenko S., M. Harvey & S. Pekár (2009): Stenochrus portoricensis new to the Czech Republic (Schizomida, Hubbardiidae). Arachnologische Mitteilungen 38, S. 1–3, ISSN 1018-4171.