Eresus
Eresus Walckenaer, 1805 |
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Echte Röhrenspinnen |
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Eresus kollari Weibchen |
Systematik |
Ordnung: Araneae (Webspinnen) |
Familie: Eresidae (Röhrenspinnen) |
Weitere Informationen |
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidergen:03330 |
Typusart: Eresus kollari (Walckenaer, 1805).
Die Gattung Eresus ist mit weltweit etwas über 20 Arten und Unterarten (Stand 2011) neben Stegodyphus und Dresserus (Afrika (World Spider Catalog 2019)) eine der artenstärksten Röhrenspinnengattungen. Mit Eresus walckenaeri, deren Weibchen bis 40 mm lang werden sollen, stellt sie auch die größten bekannten Eresiden.
Aussehen und Körperbau
Eresus-Arten haben einen massigen Körperbau und sehr kurze, kräftige Beine. Die Weibchen sind überwiegend dunkel, schwarz bis grau gefärbt, die Männchen fallen durch leuchtende Farben und kontrastreiche Zeichnung auf.
Lebensraum
Die Arten der Gattung Eresus leben in trockenen, offenen Lebensräumen am Boden oder an Felsen in Gespinströhren, die entweder in den Boden eingegraben werden oder unter Steinen oder in Felsspalten angelegt werden.
Lebensweise
Die Gespinströhre aus fester, dichter Spinnseide ist mit cribellaten Fäden ausgesponnen und erweitert sich an ihrer Mündung zu einem mehr oder weniger ausgeprägten dachartigen Gespinst, welches einige Zentimeter in die Umgebung reicht. An der Unterseite des Daches befinden sich cribellate Fangfäden in hoher Dichte. An ihnen bleiben vor allem Käfer, Tausendfüßer und ähnliche große, hartschalige Gliederfüßer hängen.
Die Röhrenspinnen sind in der Lage, mit ihren kurzen, kräftigen Chelizeren auch dicke Chitinpanzer zu durchbeißen. Meist wird allerdings in eines der Beine des Opfers gebissen, festgehalten und in die Gespinströhre gezogen.
Der Aussaugvorgang kann einige Stunden bis Tage dauern. Danach ist das Chitinskelett des Beutetiers meist in einzelne Teile zerlegt, aber darüber hinaus intakt. Diese Chitinreste werden nach ein paar Tagen aus dem Netz transportiert und in der näheren Umgebung deponiert.
Arten und Verbreitung
In Europa und im Maghreb kommen nach Datenlage dieses Wikis 19 Arten der Gattung Eresus vor.[A]
Name | NO | SE | FI | IE | GB | GB-NIR | DK | DE | NL | BE | LU | PL | LT | LV | EE | CH | AT | LI | CZ | SK | HU | |
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![]() | Eresus hermani | × | × | |||||||||||||||||||
![]() | Eresus kollari | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | |||||||||||
![]() | Eresus moravicus | × | × | × | × | |||||||||||||||||
![]() | Eresus sandaliatus | × | × | × | × | × | × | × | × | × |
Name | PT | ES | ES-IB | AD | FR | FRH | IT | IT82 | IT88 | RO | BG | BA | SI | HR | ME | MK | RS | KV | AL | GR | GR-M | |
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![]() | Eresus albopictus | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus kollari | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | – | |||
![]() | Eresus kollari frontalis | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus kollari ignicomis | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus kollari tricolor | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus moravicus | × | × | × | × | × | ||||||||||||||||
![]() | Eresus robustus | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus ruficapillus | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus sandaliatus | × | × | |||||||||||||||||||
![]() | Eresus sedilloti | × | × | |||||||||||||||||||
![]() | Eresus solitarius | × | × | |||||||||||||||||||
![]() | Eresus walckenaeri | × | × | × | × | × | × | |||||||||||||||
![]() | Eresus walckenaeri moerens | × |
Name | UA | BY | MD | RU-KGD | RU-RUW | RU-RUC | RU-RUE | RU-RUN | RU-RUS | TR-EUR | TR-ASI | CY | AM | AZ | GE | MA | DZ | TN | LY | EG | MT | |
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![]() | Eresus elhennawyi | × | × | |||||||||||||||||||
![]() | Eresus kollari | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | × | ||||||||
![]() | Eresus kollari frontalis | × | × | |||||||||||||||||||
![]() | Eresus kollari latefasciatus | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus lavrosiae | × | × | × | ||||||||||||||||||
![]() | Eresus moravicus | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus pharaonis | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus rotundiceps | × | ||||||||||||||||||||
![]() | Eresus walckenaeri | × | × |
Legende/Legend & Features
? | Checkliste nicht verfügbar | No checklist available |
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× | Art nachgewiesen. Link gibt Nachweisreferenz an. |
Species documented. Link shows literature reference. |
(×) | Art nachgewiesen, aber nicht etabliert. Link gibt Nachweisreferenz an. |
Species documented, but not established. Link shows literature reference. |
– | Art aus der Liste gestrichen. Link gibt Nachweisreferenz an. |
Species removed from list. Link shows literature reference. |
Checkliste enthält Art nicht | Checklist consulted, but species not found | |
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Arten außerhalb Europas
- Eresus tristis (Kasachstan), bis 2020 ein jüngeres Synonym von E. kollari (Marusik & Azarkina 2020)
Taxonomie der mitteleuropäische Arten
Neben den bekannten mitteleuropäischen Arten E. kollari und E. sandaliatus wurde von M. Řezáč et al. eine neue Art beschrieben: E. moravicus (Řezáč et al. 2008). E. kollari wird von den Autoren allerdings als Aggregation von mindestens zwei kryptischen Taxa beschrieben, die nur auf molekularer Ebene auseinander gehalten werden können. Ein westlicher „Stamm“ (von Frankreich bis Westdeutschland) und ein östlicher „Stamm“ von Ostdeutschland bis nach Tschechien. Der östliche „Stamm“ scheint eine Hybridisierung des westlichen kollari mit sandaliatus zu sein. Die drei Arten sind nur schwer auseinander zu halten, weil die zwischenartlichen Unterschiede nur marginal sind und die innerartliche Variabilität groß. Vor allem die Unterscheidung nach den Genitalien ist nur sicher, wenn mehrere Exemplare untersucht werden.
Determination
Hilfe zur Verwendung des Schlüssels gibt es hier. Der Schlüssel befindet sich noch im Aufbau. Er enthält noch nicht alle Arten / Geschlechter.
1 | Männchen → 2 | |
– | Weibchen → 6 |
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2 | Hinterbeine zumindest proximal deutlich rot gefärbt → 3 |
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– | Hinterbeine nicht rot gefärbt. Auf Femora, Patellae und Tibien können vereinzelte rote Härchen sitzen. → 5 |
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3 | Hinterbeine nur proximal rot, distal schwarz. Reife Männchen sind im Spätsommer/Herbst (August bis Oktober) aktiv. → Eresus kollari |
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– | Hinterbeine auch distal rot gefärbt. → 4 |
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4 | Prosomaoberseite hinten rot gefärbt. Reife Männchen sind von April bis Juni aktiv. → Eresus moravicus |
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– | Prosomaoberseite schwarz, rote Haare nur am Rand. Reife Männchen sind von März bis April aktiv. → Eresus hermani |
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5 | Hinterbeine schwarz mit einigen weißen Haarbüscheln an den Enden der Beinglieder. Patella der Vorderbeine am Ende mit deutlichem weißem Ring. Reife Männchen sind von April bis Juni aktiv. Verbreitungsschwerpunkt Nord- bis Mitteleuropa. → Eresus sandaliatus |
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– | Hinterbeine schwarz mit weißen Haaren, die Längsstreifen bilden. Patella der Vorderbeine distal ohne weißen Ring. Reife Männchen sind im Mai aktiv. Verbreitungsschwerpunkt östliches Südeuropa. → Eresus walckenaeri |
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6 | Sehr große Art. Körperlänge 25 bis 40 mm. Opisthosoma am Vorderrand und Seiten mit auffälligem roten oder orangegelben Streifen (bei Jungtieren noch nicht vorhanden). Verbreitung: östliches Südeuropa. → Eresus walckenaeri |
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– | Färbung dunkelgrau mit einzelnen weißen, gelblichen oder orangenen Härchen. Körperlänge unter 25 mm. Verbreitung Nord-, Mittel- und Osteuropa. → 7 |
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7 | Prosoma (vor allem Stirn) mit einzelnen orangenen Härchen besetzt. Prosomalänge um 7,5 mm. → Eresus moravicus |
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– | Prosoma ohne orangene Härchen. → 8 |
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8 | Prosoma und Chelizeren mit weißlichen Haaren besetzt. Prosomalänge um 9 mm. Verbreitung Ungarn. → Eresus hermani |
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– | Prosoma mit wenigen Härchen. Prosomalänge im Mittel kleiner (um 4,7 bzw. 5,4 mm). → 9 |
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9 | Epigyne wie Bild 2, Vulva wie Bild 3 → Eresus kollari |
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– | → Eresus sandaliatus |
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Weitere Bilder
Quellen
- Marusik YM & Azarkina GN (2020): Who is Eresus tristis Kroneberg, 1875 (Aranei: Eresidae)?. Arthropoda Selecta 29(4), 470–474, doi:10.15298/arthsel.29.4.09.
- World Spider Catalog (2019): World Spider Catalog. Natural History Museum Bern, online auf http://wsc.nmbe.ch , Version 20.5, abgerufen am 2019-10-17, doi:10.24436/2.
- Řezáč M, Pekár S & Johannesen J (2008): Taxonomic review and phylogenetic analysis of central European Eresus species (Araneae: Eresidae). The Norwegian Academy of Science and Letters. Zoologica Scripta 37 (3), S. 263–287, doi:10.1111/j.1463-6409.2008.00328.x.
Quellen der Nachweise
- Nentwig W, Blick T, Bosmans R, Gloor D, Hänggi A & Kropf C (2020): Spinnen Europas. Online https://www.araneae.nmbe.ch (automatisch synchronisiert), doi:10.24436/1.