Leiobunum sp. A

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Leiobunum sp. A Wijnhoven, Schönhofer & Martens, 2007
Riesenweberknecht (niederl. Reuzenhooiwagen)
Leiobunum-sp Wijnhoven(5).jpg
Weibchen
Systematik
Ordnung: Opiliones (Weberknechte)
Familie: Sclerosomatidae (Kammkrallenkanker)
Gattung: Leiobunum
Reifezeit (Wijnhoven 2009)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten NE
[D] Deutschland nb
[D] Berlin nb
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Leiobunum sp.

Leiobunum sp. A ist die provisorische Bezeichnung für einen bislang noch nicht bis auf Artniveau identifizierten Weberknecht der Gattung Leiobunum, der sich in den letzten Jahren in Mitteleuropa ausbreitet.

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 5,4 bis 6,4 mm, Männchen 4 bis 4,9 mm (Wijnhoven et al. 2007).

Laufbeine: Die Beine sind sehr lang (Laufbein Ⅱ: 80–90 mm), dunkelbraun bis schwarz. Männchen haben bisweilen helle Gelenke. (Wijnhoven et al. 2007)

Aussehen: Dunkelbraun, teilweise schwarz mit grünlich-metallischem Schimmer. Weibchen mit hellen Zeichnungen und Flecken, die einen dunklen Sattel erkennen lassen. Männchen manchmal mit goldbraunen Flecken an den Seiten. Der Augenhügel ist hoch, glänzend schwarz (an der Vorderbasis bräunlich), hat manchmal eine hellere Mittellinie und weist nur wenige kleine Haare auf. (Wijnhoven et al. 2007)

Obwohl Leiobunum sp. A generell etwas dunkler als die Schwesterart ist, kann man sie von Leiobunum rotundum nur durch eine Genitaluntersuchung sicher unterscheiden (Wijnhoven, pers. Mitt.). Hierzu muss die Penisspitze bei mindestens 200-facher Vergrößerung untersucht werden. Bei L. rotundum ist die Penisspitze schlank und zugespitzt, bei Leiobunum sp. A weist sie dagegen eine Art abgeflachte „Nase“ auf. (Wijnhoven et al. 2007)

Ein weiteres Bestimmungsmerkmal ist der Übergang von den Kranial-Skleriten zum Abdomen, der bei weiblichen Exemplaren von L. rotundum durch zwei eng stehende, flexible Ligamente gebildet wird. Bei Leiobunum sp. A sind diese beiden Ligamente deutlich voneinander getrennt (bei n = 3, vgl. Bild 1). Bei den Männchen beider Arten sind diese Ligamente nicht vorhanden. Der sichtbare Unterschied zwischen den männlichen Vertretern beider Arten beschränkt sich auf die dunklere Farbe und einen angedeuteten Medialstreifen bei Leiobunum sp. A.[Literaturzitat fehlt]

Etymologie

Hay Wijnhoven hat diese invasive Art 2004 auf einem Industriegelände in seiner Heimatstadt Nijmegen (Niederlande) entdeckt (Wijnhoven et al. 2007). Bis heute ist unklar, aus welchem Faunenkreis dieser Weberknecht ursprünglich stammt. Auf den Verdacht hin, diese Art sei mit einer Holzlieferung aus Marokko eingeschleppt worden, reiste Wijnhoven 2010 nach Marokko, konnte diese Art dort aber nicht finden.

Es ist natürlich gute wissenschaftliche Praxis, Arten anhand von Nachweisen aus dem Ursprungsland zu beschreiben und zu benennen. Aber diese Information steht bis dato (über 10 Jahre nach der Entdeckung) noch immer nicht zur Verfügung. Obwohl er immer wieder von Kollegen darauf angesprochen wird, hat er dieser Art bis dato keinen Wissenschaftlichen Namen gegeben.

Um die damit verbundene Verwirrung etwas zu reduzieren und einen eindeutigen wissenschaftlichen Namen zu haben, wurde im Forum der Arachnologischen Gesellschaft e. V. (https://forum.arages.de) zur Unterscheidung von allen anderen Tieren der Gattung Leiobunum unklarer Art (Leiobunum sp.), der provisorische Name Leiobunum sp. A gegeben. Anfangs gab es ja nicht einmal eine wissenschaftliche Beschreibung, welche aber seit 2007 ohne Namensgebung vorliegt: Wijnhoven H, Schönhofer AL & Martens J (2007): An unidentified harvestman Leiobunum sp. alarmingly invading Europe (Arachnida: Opiliones). Arachnologische Mitteilungen 34, S. 27–38, doi:10.5431/aramit3406..

Lebensraum

Leiobunum sp. A wurde bisher ausschließlich an Gebäuden, wie z.B. Fabriken und Ruinen gefunden. Adulte Tiere sitzen an Mauern, unter Dachvorsprüngen und Fensterbänken. Bevorzugt werden windgeschützte Plätze ohne direkte Sonneneinstrahlung. Jungtiere leben am Boden. (Wijnhoven et al. 2007)

Lebensweise

Die Art ist nachtaktiv. Die Tiere schwärmen nachts einzeln aus, um andere Arthropoden zu jagen, und kehren am frühen Morgen zu ihren Schlafplätzen zurück.[Literaturzitat fehlt]

Aggregationen: Auffällig an Leiobunum sp. A ist die Tendenz, tagsüber große Aggregationen (Gruppen, Ansammlungen) von mehreren hundert bis zu über tausend Mitgliedern zu bilden, die mehrere Wochen bestehen können. Die europäischen Weberknechte Amilenus aurantiacus und Leiobunum rotundum zeigen ähnliche Verhaltensweisen, doch niemals in einem solchen Ausmaß wie Leiobunum sp. A. Werden die Tiere einer Aggregation gestört, wippen sie schnell auf und ab und laufen manchmal auseinander. (Wijnhoven et al. 2007)

Reifezeit

Aktivitätsmaximum im September. (Wijnhoven 2009)

Verbreitung und Ausbreitung

Leiobunum sp. A wurde bisher in den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz und Österreich gefunden. Da sich die Art invasiv ausbreitet, ist zu befürchten, dass sie einheimische Weberknechte verdrängen wird. Sie hat eine hohe Reproduktionsrate und bildet innerhalb weniger Jahre große Populationen. (Wijnhoven et al. 2007)

In Deutschland nur in den „Steinwüsten“ des Ruhrgebietes markant, sonst eher verhalten und punktuell verbreitet (Martens 2021).

Entdeckung und Herkunft

Es wird vermutet, dass sich Leiobunum sp. A etwa seit dem Jahr 2000 in Mitteleuropa ausbreitet. Möglicherweise wurde sie an Bord eines Schiffes aus Übersee in die Niederlande eingeschleppt. Erstmals entdeckt wurde Leiobunum sp. A im Oktober 2004 durch Hay Wijnhoven nahe Nijmegen/Niederlande. Im September 2006 wurde die Art in Deutschland nachgewiesen (Witten/Ruhr, Nordrhein-Westfalen). (Wijnhoven et al. 2007)

Leiobunum sp. A weist genitalmorphologische Ähnlichkeiten mit europäischen und nordamerikanischen Arten der Gattung Leiobunum auf. Woher die Art tatsächlich eingeschleppt wurde, ist noch nicht bekannt. (Wijnhoven et al. 2007)

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

Quellen der Nachweise