Giftigkeit von Spinnentieren

Aus Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
Zur Navigation springenZur Suche springen

Obwohl das Wissen über die Spinnentiere im Allgemeinen recht fragmentarisch und von Fehlinformationen durchsetzt ist, so scheint eine Tatsache doch jedem ganz bewusst zu sein: Viele Spinnen und Skorpione sind giftig.

Giftigkeit von Spinnen (Araneae)

Im Prinzip sind alle Spinnen mehr oder weniger giftig. Sie benötigen ihr Gift zum Betäuben ihrer Beutetiere. Tatsächlich haben nur 2 Spinnenfamilien mit zusammen weltweit 353 bekannten Arten (Platnick 2009) (Uloboridae und Liphistiidae) keine Giftdrüsen. (Jocqué & Dippenaar-Schoeman 2007)

Nach Literaturangaben sind von den über 40000 (Platnick 2009) weltweit bekannten Spinnenarten nur wenige Arten medizinisch relevant. Todesfälle durch Bisse von natürlich vorkommenden Spinnen sind in Mitteleuropa nicht bekannt.

Bisse von Spinnen sind in Mitteleuropa äußerst selten. Spinnen sehen Menschen eher als Gefahr an und meiden den direkten Kontakt. Ebenso sind Spinnen keine Nahrungskonkurrenten des Menschen und treten nicht in Schwärmen auf, so dass auch Mehrfachbisse (in Gegensatz zu Mehrfachstichen von z. B. Bienen oder Wespen) nicht vorkommen. Ebenso gibt es keine parasitisch lebenden Spinnen, so dass diese Tiergruppe auch nicht als Überträger von Krankheiten auftritt. Die Seltenheit von Spinnenbissen kombiniert mit der geringen Bisswirkung heimischer Arten macht Spinnen zu einer für den Menschen äußerst harmlosen Tiergruppe.

Bei den „Giftmischungen“ der bekannten Spinnenarten herrschen die Neurotoxine (Nervengifte) vor, die die Beute möglichst rasch bewegungsunfähig machen sollen. Andere Bestandteile der Spinnengifte zerstören Gewebezellen oder auch Insektenblut. Beim Mensch ruft das Gift meist keine ernsteren Symptome als eine lokale Schwellung und Rötung hervor.

Nachfolgend werden einige Arten mit medizinisch relevanter Bisswirkung genannt:

Cheiracanthium punctorium (Ammendornfinger)

Cheiracanthium punctorium ist eine in Mitteleuropa heimische Art. Bisse dieser Art sind schmerzhaft und erzeugen Symptome wie Jucken, Schwellungen, Übelkeit und leichtes Fieber. Die Symptome verschwinden nach wenigen Tagen ohne dauerhafte Nachwirkungen. (Foelix 1996) Die versteckte Lebensweise dieser Art macht jedoch einen Biss relativ unwahrscheinlich.

Argyroneta aquatica (Wasserspinne)

Die ebenfalls in Mitteleuropa heimische Wasserspinne lebt äußerst versteckt in klaren stehenden Gewässern zwischen Wasserpflanzen. Desweiteren ist sie eher selten zu finden. (Arachnologische Gesellschaft 2020) Ein Biss dieser Spinne ruft ähnliche Symptome hervor wie der von Cheiracanthium punctorium, die ebenfalls innerhalb kurzer Zeit wieder abklingen. (Foelix 1996)

Latrodectus mactans (Nordamerikanische Schwarze Witwe)

Die Kugelspinne Latrodectus mactans ist in Nordamerika zuhause und lebt oft in der Nähe menschlicher Siedlungen. Dadurch kann es häufiger zu Bissen kommen, die zudem kaum bemerkt werden. Das relativ starke Nervengift erzeugt Schmerzen, Schwellungen und starke Krämpfe, die sogar zum Tode führen können. Mit modernen Behandlungsmethoden ist eine komplette Heilung innerhalb von Stunden möglich. Die verbleibende Todesrate liegt bei etwa 1%. (Foelix 1996)

Latrodectus tredecimguttatus (Europäische Schwarze Witwe)

Die Verwandte der Nordamerikanischen Schwarzen Witwe kommt im Mittelmeerraum vor. Ihr Gift wirkt sehr ähnlich, ebenfalls mit Schmerzen und Krämpfen, vor allem der Gesichtsmuskeln (Facies latrodectismica). Der Biss von Latrodectus tredecimguttatus gilt als der eigentliche Auslöser des Tarantismus, der früher fälschlicherweise den großen Wolfspinnen der Gattung Tarentula zugeschrieben wurde.

Die Bisse von Latrodectus tredecimguttatus sind mittlerweile sehr gut behandelbar mit einer verbleibenden Todesrate von < 1%. (Wagner & Kleber et. al. 1998)

Atrax robustus (Sydney-Trichterspinne)

Phoneutria nigriventer (Brasilianische Wanderspinne)

Loxosceles reclusa

Quellen

  • Arachnologische Gesellschaft (2020): Atlas der Spinnentiere Europas.
  • Foelix RF (1996): Biology of Spiders. Oxford Thieme. 2. Auflage. ISBN 0-19-509594-4, 330 S.
  • Jocqué R & Dippenaar-Schoeman A (2007): Spider Families of the World. Royal Museum of Central Africa. ISBN 978-90-74752-11-4, 336 S.
  • Platnick NI (2009): The World Spider Catalog, Version 10.0. The American Museum of Natural History.
  • Wagner, Kleber et. al. (1998): Toxinfo-Datenbank: LATRODECTUS SP. Toxikologische Abteilung, Klinikum Rechts der Isar, München.