Phantomarten

Aus Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
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Eine Reihe von Spinnenarten wurde nach deutschen Exemplaren beschrieben aber seit der Erstbeschreibung vor mehr als 100 Jahren nie wieder gefunden. Diese „Phantomarten” (oder species inquirenda) werden hier aufgelistet und diskutiert.

Bathyphantes enslini

Erstbeschreibung

Strand E. (1910): Bemerkungen über einige Arachniden aus württembergischen und fränkischen Höhlen. Arch. Naturg. 76, S. 44–52. (Strand 1910)

„Herr Dr. E. Enslin in Fürth (Bayern) hat mir vor Jahren eine von ihm in einer fränkischen Höhle, Zwergloch bei Hollenberg, 7.V.1906, entdeckte interessante Spinne gegeben, die höchstwahrscheinlich eine neue Art bildet; leider ist das einzige Exemplar unreif und nicht ganz tadellos erhalten. Da es bisher nicht gelungen ist weiteres Material von dem interessanten Tier zu bekommen, halte ich es für besser die Beschreibung nicht länger aufzuschieben in der Hoffnung, daß, wenn Höhlenforscher dadurch einmal auf diese Art aufmerksam gemacht werden, es auch bald gelingen wird, sie wiederzufinden und durch neues Material die Artfrage zu klären. Daß sie auch in weiteren mitteleuropäischen Höhlen vorkommy, darf man wohl als ziemlich sicher annehmen.

Weibchen subad. und wahrscheinlich neugehäutet. — 8 Augen; vordere MA winzig klein. Die vier Hinteraugen in gerader oder hinten vielleicht ganz schwach procurva gebogener Reihe, gleich groß und etwa gleich weit (die M.A. unter sich um reichlich, von den S.A. um genau ihren Durchmesser) unter sich entfernt; alle in schwarzen, sich nach hinten spitz verlängernden Pigmentflecken gelegen. Die vorderen und hinteren S.A. in der Tat sich berührend, in Flüssigkeit erscheinen sie aber durch einen Pigmentstrich getrennt; anscheinend sind die vorderen ein wenig kleiner (alle Augen ziemlich unregelmäßig und z. T. unsymme­trisch aussehend (weil neugehäutet?) und ihre Stellung daher nicht genau zu beurteilen), vom Clypeusrande um etwa ihren anderthalben Durchmesser entfernt und weiter innen als die hinteren SA gelegen, so daß zwei dieselben außen tangierende Parallelen die hinteren S.A. in oder innerhalb des Zentrums schneiden würden. Die hinteren M.A. hinten zugespitzt erscheinend. Clypeus unter den Augen leicht eingedrückt.

Femoren I oben vorn am Anfang des apikalen Drittels 1 schwacher Stachel, alle Femora unten und an den Seiten mit einigen langen, abstehenden Borsten besetzt. Alle Patellen haben wahrscheinlich 1 Stachelborste an der Spitze gehabt. Alle Tibien oben 1.1 Stacheln, von denen jedenfalls die der beiden hinteren Paare 2—3 mal so lang wie der Durchmesser des betreffenden Gliedes sind, wahrscheinlich haben alle Tibien vorn und hinten nahe dem distalen der oberen Stacheln je 1 Stachel gehabt (erhalten sind beide Lateral- stacheln an I, der hintere an II, der vordere an III, aber die fehlenden sind meistens deutlich durch die Wurzeln angedeutet). Alle Metatarsen unbestachelt, aber jedenfalls. I oben nahe der Basis (bei 1/4 der Länge des Gliedes) mit einem Hörhaar.

Alle Beine lang und dünn, unter sich an Lange und Dicke wenig verschieden; die Tarsen sehr lang, nicht oder kaum kürzer als die Metatarsen und diese wiederum von den Tibien sehr wenig verschieden. Tibia + Patella I reichlich so lang wie IV.

Cephalothorax und Extremitäten blassgrau, letztere z. T. weißlich, ersterer oben unregelmäßig schwärzlich angeflogen mit scharf markiertem schwarzem Seitenrand und schwarzem Augenfeld, das doch nur die vordere Hälfte der hinteren Augen einschließt, aber letztere auch hinten schwarz geringelt; Mandibeln und Mundteile wie Cephalothorax, Sternum schwarz. Abdomen unten schwarz, an den Seiten dunkel gräulich, das Rückenfeld, sowie die Spinnwarzen und deren Umgebung blassgräulich, ersteres in der vorderen Hälfte mit unbestimmtem gräulichem mittleren Wisch und hinter diesem mit zwei ähnlichen kleineren ebensolchen, in der hinteren Hälfte ca. 4 schmale, parallele schwarze Querstriche, von denen die beiden vor­ deren vorn mitten in eine nach vorn gerichtete Spitze ausgezogen sind.

Femoralglied der Palpen in und außerhalb der Mitte stark seitlich zusammengedrückt, daselbst um etwa 1/3 so breit wie an den beiden Enden, vielleicht ist aber dies durch eine Beschädigung bzw. durch Druck verursacht; es sieht allerdings natürlich aus. Tarsalglied gegen die Spitze ganz allmählich und schwach verjüngt. — Tarsalkrallen lang, dünn, schwach gebogen, divergierend, äußerst fein oder vielleicht gar nicht gezähnt. Palpenkralle fehlt (ob zufällig?). Palpenpatella oben nahe der Basis 1 feine, am Ende 1 längere gekrümmte Borste, Tibia oben mitten mit sehr langem und feinem Hörhaar, wahrscheinlich auch mit Borsten versehen gewesen, Tarsal­glied im basalen Drittel innen 1, im apikalen innen 1 . 1 oder 2, mitten oben und mitten außen je 1 Borste; wahrscheinlich sind mehrere Stachelborsten abgebrochen.

Mandibeln stark reclinat, innen bis über die Mitte sich berührend, außen und vorn nicht oder kaum gewölbt, kaum noch 1/3 länger als breit. — Trochanteren hinten mitten einen kleinen Höcker bildend. — Die unteren Spinnwarzen dreieckig, am Ende nämlich stark zugespitzt, divergierend, auch an der Basis unter sich deutlich getrennt, von oben her sichtbar, die oberen viel kleiner, an der Basis unter sich noch weiter getrennt.

Sternum viel breiter als lang, die größte Breite zwischen den Coxen II, hinten breit gerundet, eine ganz kurze, stumpfe, zwischen den Vorderrändem der Coxen IV endende Spitze bildend, vorn breit und tief dreieckig ausgerandet mit scharfen Ecken, die Seiten nach außen stark konvex gebogen, die vordere und hintere Seite zwei nach vorn offene, parallelseitige, unter sich nicht viel mehr als um ihre halbe Länge entfernte, fast rechte Winkel bildend.

Am vorderen Klauenfalzrande 3 starke, konische, unter sich gleich weit und zwar um reichlich ihre größte Breite entfernte Zähne, deren Spitzen bei eingeschlagener Klaue im Niveau mit dem Unterrande der letzteren sich befindet; der äußere ist etwa um seine Lange von der Klaueneinlenkung entfernt und ein klein wenig größer als die beiden anderen, unter sich etwa gleich großen Zähne. Am hinteren (unteren) Rande eine Reihe von 4 vielfach kleineren, unter sich gleich großen, dicht beisammen stehenden Zähnen; diese Reihe ist um ihre Länge von der Klauneinlenkung entfernt und ihr inneres Ende befindet sich gegenüber dem Zwischenraum der beiden äußeren Zähne des vorderen Randes. Klaue mäßig stark, wenig gebogen, deutlich längsgestreift. Haare oder Bürsten am Falzrande scheinen gänzlich zu fehlen, ebenso wie an Behaarung an den Mandibeln über­haupt fast nichts zu erkennen ist.

Über Maxillen und Lippenteil lassen sich, weil dieselben offenbar nicht unbeschädigt sind, keine genaue Angaben machen.

Cephalothorax niedrig, der Länge nach nur ganz schwach gewölbt, wenig länger als breit, die größte Breite zwischen den Coxen II, nach vorn stärker verschmälert und ohne Einbuchtung in den stumpfen Clypeus übergehend, nach hinten schwach verschmälert; Augenfeld die ganze Stirnbreite einnehmend; Kopf- oder Seitenfurchen nur an­ gedeutet, oben keine Einsenkung zwischen Kopf- und Brustteil, dagegen eine ganz seichte Längseinsenkung innerhalb des Seitenrandes; letzterer schwach wellenförmig erscheinend und ziemlich plötzlich in den Hinterrand übergehend. — Abdomen erscheint von oben gesehen nicht doppelt so lang als breit, an beiden Enden abgestumpft und vorn auch deutlich ausgerandet, die größte Breite kurz hinter der Mitte, von da nach hinten breit gerundet verschmälert, die Seiten der Vorderhälfte fast gerade; von der Seite gesehen erscheint die Ober­seite der Länge nach gleichmäßig schwach gewölbt, das Hinterende senkrecht abgestutzt, das Vorderende nach vorn überhängend, die Basal- und Rückenseite unter sich einen spitzen Winkel bildend. Totallänge (nicht reif!) 1,35 mm. Pat. + Tib. I 1 min, Met. + Tars. I 1,3 mm.

Herr Dr. Enslin schreibt mir folgendes: „Ich habe das Tier im Zwergloch an einer Stelle gefunden, zu der zwar Tageslicht nicht mehr hin drang, welche aber doch sehr nahe am Höhleneingang (ca. 20 m von demselben entfernt) lag, so dass es wohl wahrscheinlich ist, daß es sich um einen Höhlenflüchter handelt. Die Gesellschaft der Spinne waren Poduren, von denen ich einige mitnahm und welche wohl ebenfalls nur Höhlenflüchter sind.””

Abbildungen

Es existieren keine Abbildungen dieser Art.

Typusmaterial

Verbleib unbekannt.

Diskussion

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine als unreifes Tier beschriebene Art jemals wieder gefunden wird, ist praktisch null. Wie sollte man diese Art sicher erkennen? Formal ist diese Beschreibung jedoch gültig.


Pardosa intermedia

Erstbeschreibung

Bösenberg, W. (1903) Die Spinnen Deutschlands. V, VI. Zoologica (Stuttgart) 14: 385-465 (als Lyocsa intermedia).

Abbildungen

Tafel XXXVI, Fig. 572 in der Originalbeschreibung (Weibchen-Habitus von oben und Epigyne).

Typusmaterial

Das Typusmaterial im Königlichen Naturalienkabinett Stuttgart wurde im II. Weltkrieg vernichtet (Renner 1988).

Diskussion

Bösenberg merkt an, dass die neue Art eine Mittelstellung zwischen Pardosa agrestis, Pardosa albata (=Pardosa albatula), Pardosa monticola und Pardosa palustris einnimmt. Angesichts der allgemein schwierigen Unterscheidung der Arten in der Pardosa monticola-Gruppe, besonders bei Weibchen, ist es fast ausgeschlossen, dass Pardosa intermedia nach dem Verlust der Typen allein anhand der Epigynen-Abbildung identifiziert werden kann. Bonnet führt die Art in seiner Bibliographie als jüngeres Synonym von Pardosa palustris, aber das scheint unsicher, angesichts der Tatsache, dass Simon und Kulczynski die Typen untersucht und nicht mit P. palustris identifiziert haben.

Agelena mengeella

Philaeus superciliosus

Sitticus exiguus

Typusmaterial

Das Typusmaterial im Königlichen Naturalienkabinett Stuttgart wurde im II. Weltkrieg vernichtet (Renner 1988).

Thomisus trigonus

Xysticus boesenbergi

Xysticus paniscus

Centromerus ludovici

Typusmaterial

Das Typusmaterial im Königlichen Naturalienkabinett Stuttgart wurde im II. Weltkrieg vernichtet (Renner 1988).

Erigone decens

Gonatium fuscum

Typusmaterial

Das Typusmaterial im Königlichen Naturalienkabinett Stuttgart wurde im II. Weltkrieg vernichtet (Renner 1988).

Gonatium gilbum

Typusmaterial

Das Typusmaterial im Königlichen Naturalienkabinett Stuttgart wurde im II. Weltkrieg vernichtet (Renner 1988).

Gonatium pallidum

Typusmaterial

Das Typusmaterial im Königlichen Naturalienkabinett Stuttgart wurde im II. Weltkrieg vernichtet (Renner 1988).

Lepthyphantes thienemanni

Oedothorax insignis

Walckenaeria mengei

Quellen