Coelotes terrestris: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Körperlänge''': Weibchen erreichen 9 bis 13 mm, Männchen 7 bis 10 mm <ref name="Roberts">{{lit roberts field}}</ref>.


'''Prosoma''' tief rotbraun, Chelizeren sowie Sternum schwarz. '''Beine''' ohne Zeichnung oder Ringelung, dunkel rotbraun gefärbt. '''Opisthosoma''' von dunkelgrauer Farbe, im hinteren dorsalen Bereich mit hellen Winkelflecken. <ref name="Heimer Nentwig">{{Lit Heimer Nentwig 1991}}</ref> Im vorderen dorsalen Bereich ist ein hellere Herzfleck vorhanden <ref name="Roberts"/>
'''Prosoma''' tief rotbraun, Chelizeren sowie Sternum schwarz. '''Beine''' ohne Zeichnung oder Ringelung, dunkel rotbraun gefärbt. '''Opisthosoma''' von dunkelgrauer Farbe, im hinteren dorsalen Bereich mit hellen Winkelflecken. <ref name="Heimer Nentwig">{{Lit Heimer Nentwig 1991}}</ref> Im vorderen dorsalen Bereich ist ein hellerer Herzfleck vorhanden <ref name="Roberts"/>


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Seitenränder der '''Epigyne''' parallel, Vorderrand ausgeprägt. Patellaapophyse des männlichen '''Pedipalpus''' mit deutlicher Einbuchtung der oberen (distalen) Kante. <ref name="Heimer Nentwig"/>
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''[[Inermocoelotes inermis]]'' sieht der Art zum Verwechseln ähnlich, ist genauso groß und und lebt in den gleichen Habitaten. ''{{PAGENAME}}'' scheint allerdings etwas kompakter gebaut zu sein. Die genitalen Unterschiede zwischen den Arten sind deutlich und spiegeln wieder, warum sie in verschiedenen Gattungen stehen.
''[[Inermocoelotes inermis]]'' sieht der Art zum Verwechseln ähnlich, ist genauso groß und und lebt in den gleichen Habitaten. ''{{PAGENAME}}'' scheint allerdings etwas kompakter gebaut zu sein. Die genitalen Unterschiede zwischen den Arten sind deutlich und spiegeln wieder, warum sie in verschiedenen Gattungen stehen.


Große Ähnlichkeit besteht ebenfalls zu ''[[Coelotes atropos]]''. {{Autor|Wiehle}} (1963) schreibt, das beide Arten anhand der Färbung unterschieden werden können. {{Autor|Locket}} & {{Autor|Millidge}} (1953) weisen jedoch darauf hin, das inbesondere bei Exemplaren von weit auseinander liegenden Fundorten Variationen in der Zeichnung wahrscheinlich sind und diese Merkmale daher nicht für die Bestimmung alleine verwendet werden sollten. Die Epigyne von ''[[Coelotes atropos|C. atropos]]'' ist deutlich länger als breit (im Vergleich zu ''C. terrestris''). Die Pedipalpen beider Arten unterscheiden sich in der Ausbildung der lateralen Femorapophysen. ''[[Coelotes atropos|C. atropos]]'' besitzt an dieser einen Höcker direkt unterhalb der schrägen Spitze, der der auf dieser Seite beschriebenen Art fehlt <ref name="Wiehle">{{lit Wiehle 1963 Beitraege Kenntnis Spinnenfauna III}}</ref>.
Große Ähnlichkeit besteht ebenfalls zu ''[[Coelotes atropos]]'' <ref name="British Spiders II">{{Lit Locket & Millidge British spiders II 1953}}</ref>. {{Autor|Wiehle}} (1963) schreibt, dass beide Arten anhand der Färbung unterschieden werden können. {{Autor|Locket}} & {{Autor|Millidge}} (1953) weisen jedoch darauf hin, das insbesondere bei Exemplaren von weit auseinander liegenden Fundorten Variationen in der Zeichnung wahrscheinlich sind und diese Merkmale daher nicht für die Bestimmung alleine verwendet werden sollten. Die Epigyne von ''[[Coelotes atropos|C. atropos]]'' ist deutlich länger als breit (im Vergleich zu ''C. terrestris''). Die Pedipalpen beider Arten unterscheiden sich in der Ausbildung der lateralen Femurapophysen. ''[[Coelotes atropos|C. atropos]]'' besitzt an dieser einen Höcker direkt unterhalb der schrägen Spitze, der ''{{PAGENAME}}'' fehlt <ref name="Wiehle">{{lit Wiehle 1963 Beitraege Kenntnis Spinnenfauna III}}</ref>.


Es existiert noch eine ganze Reihe weiterer ähnlicher Arten, z.B. ''[[Coelotes solitarius|C. solitarius]]''.
Es existieren noch eine ganze Reihe weiterer ähnlicher Arten, z.B. ''[[Coelotes solitarius|C. solitarius]]''.


==Lebensraum==
==Lebensraum==
[[Kategorie:Silvicol]]
Biotoppräferenz: Wald<ref name='Mühlenberg Werres 1983'>{{Lit Mühlenberg Werres 1983 Lebensraumverkleinerung und ihre Folgen für einzelne Tiergemeinschaften}}</ref>.
Die Art kann als hemihygrophile Bodenbewohnerin bezeichnet werden, die ein gewisses Maß an Feuchtigkeit benötigt, Nässe jedoch meidet. ''{{PAGENAME}}'' ist eine Waldbewohnerin. In feuchten Buchenwäldern ist sie flächendeckend in der Streu und im Moos zu finden, in Fichtenwäldern oder -forsten zwischen den sich flach ausbreitenden Wurzeln der Bäume im Rohhumus, besonders an aufgelockerten Stellen. Ebenso ist sie in trockenen Kiefernwäldern zu finden, wo sie allerdings fast nur den Fußbereich der Bäume bevorzugt und ihr Netz meist direkt in den Rohhumus am oder zumindest in der direkten Nähe des Stammes baut. Hier wird die Ostseite der Bäume bevorzugt, um dem Regenabfluss an der Westseite aus dem Weg zu gehen. Ebenfalls werden in allen Biotopen gerne Baumstubben verschiedener Zerfallsstadien besiedelt. <ref name="Tretzel">{{lit Tretzel 1961 Coelotes terrestris Teil I}}</ref>
Die Art kann als hemihygrophile Bodenbewohnerin bezeichnet werden, die ein gewisses Maß an Feuchtigkeit benötigt, Nässe jedoch meidet. ''{{PAGENAME}}'' ist eine Waldbewohnerin. In feuchten Buchenwäldern ist sie flächendeckend in der Streu und im Moos zu finden, in Fichtenwäldern oder -forsten zwischen den sich flach ausbreitenden Wurzeln der Bäume im Rohhumus, besonders an aufgelockerten Stellen. Ebenso ist sie in trockenen Kiefernwäldern zu finden, wo sie allerdings fast nur den Fußbereich der Bäume bevorzugt und ihr Netz meist direkt in den Rohhumus am oder zumindest in der direkten Nähe des Stammes baut. Hier wird die Ostseite der Bäume bevorzugt, um dem Regenabfluss an der Westseite aus dem Weg zu gehen. Ebenfalls werden in allen Biotopen gerne Baumstubben verschiedener Zerfallsstadien besiedelt. <ref name="Tretzel">{{lit Tretzel 1961 Coelotes terrestris Teil I}}</ref>


Rohhumus wird als Bodenuntergrund im Vergleich mit Lehm oder Sand bevorzugt. Auf Sanden ist die Art besonders in hochwachsenden Moospolstern zu finden. Die Unterseiten bzw. die Flächen unter ausreichend großen und tiefliegenden Steinen werden in allen Habitaten besonders gerne besiedelt. <ref name="Tretzel"/>
Rohhumus wird als Bodenuntergrund im Vergleich mit Lehm oder Sand bevorzugt. Auf Sanden ist die Art besonders in hochwachsenden Moospolstern zu finden. Die Unterseiten bzw. die Flächen unter ausreichend großen und tiefliegenden Steinen werden in allen Habitaten besonders gerne besiedelt. <ref name="Tretzel"/>  
 
==Verbreitung==
[[Paläarktis|Paläarktisch]] verbreitet <ref name="Platnick">{{lit platnick}}</ref>.
 
In Deutschland weit verbreitet<ref>{{AragesNachweise}}</ref>.


==Lebensweise==
==Lebensweise==
===Netzbau===
===Netzbau===
Das Netz von ''{{PAGENAME}}'' ist schwer einheitlich zu beschreiben, da der Ausbau je nach besiedeltem Mikrohabitat stark variiert. In der ausgebautesten Stufe, welche vor allem unter Steinen und in hohlen Baumstubben vorkommt, besteht es aus einem Bodentapetum, einem deckenartigen Gespinstüberzug eines Bodenbereichs, einer direkt ansetzenden U-förmigen Wohnröhre mit Wohnbereichen und einem Netztapetum, welches einen großflächig und engmaschig überspannten Bereich darstellt und dem Beutefang dient. Beide Röhrenmündungen der Wohnröhre führen zum Netztapetum. Eine weitere Erweiterung der Wohnröhre oder eine seitliche Einnischung dient als Abfallraum für ausgesogene Beutetierreste. Im Rohhumus oder an Baumstämmen angelegte Netze sind stark vereinfacht. Sie bestehen aus einer blind endenden, in den Boden reichenden Wohnröhre und einem wesentlich kleineren Netztapetum, welches direkt an der Öffnung angelegt wird. Der erweiterte Wohnbereich befindet sich ganz am Ende, der Bereich für die Beutereste meist in einer Seitenwanderweiterung oberhalb der Wohnröhre. Im Moos angelegte Netze ähneln denen im Rohhumus, sind aber meist mehr verzweigend und besitzen mitunter zwei Abfallbereiche <ref name="Tretzel"/>.
Das Netz von ''{{PAGENAME}}'' ist schwer einheitlich zu beschreiben, da der Ausbau je nach besiedeltem Mikrohabitat stark variiert. In der ausgebautesten Stufe, welche vor allem unter Steinen und in hohlen Baumstubben vorkommt, besteht es aus einem Bodentapetum, einem deckenartigen Gespinstüberzug eines Bodenbereichs, einer direkt ansetzenden U-förmigen Wohnröhre mit Wohnbereichen und einem Netztapetum, welches einen großflächig und engmaschig überspannten Bereich darstellt und dem Beutefang dient. Beide Röhrenmündungen der Wohnröhre führen zum Netztapetum. Eine weitere Erweiterung der Wohnröhre oder eine seitliche Einnischung dient als Abfallraum für ausgesogene Beutetierreste. Im Rohhumus oder an Baumstämmen angelegte Netze sind stark vereinfacht. Sie bestehen aus einer blind endenden, in den Boden reichenden Wohnröhre und einem wesentlich kleineren Netztapetum, welches direkt an der Öffnung angelegt wird. Der erweiterte Wohnbereich befindet sich ganz am Ende, der Bereich für die Beutereste meist in einer Seitenwanderweiterung oberhalb der Wohnröhre. Im Moos angelegte Netze ähneln denen im Rohhumus, sind aber meist mehr verzweigend und besitzen mitunter zwei Abfallbereiche <ref name="Tretzel"/>.
===Beutefang===
Die Hauptbeute von ''{{PAGENAME}}'' stellen Käfer dar, Käferlarven sind allerdings die bevorzugte Beute. Fütterungsversuche und Analyse von Beutetierresten in Netzen wildlebender Tiere zeigten, dass eine ganze Reihe weiterer Arthropoden als Nahrung dient, darunter Dipteren (Fliegen und Mücken), Schmetterlinge (auch stark behaarte Raupen), Ohrwürmer und Schlupwespen (Ichneumonidae). Die durch Wehrsekrete geschützten Diplopoden (Tausendfüßer), Nacktschnecken und kleine Wirbeltiere werden abgelehnt. Spinnen und heimische Chilopoden (Steinläufer der Gattung ''Lithobius'') werden ebenfalls nicht gefressen. Sie zeigen, wenn sie auf das Netztapetum gelangt sind, ein spezifisches Meideverhalten. Vertreter der Gattung ''[[Clubiona]]'' schleichen sich mit behutsamen Bewegungen aus dem Netz, während Vertreter anderer Familien (z.B. [[Philodromidae]]) sich nach Netzkontakt erst vollkommen ruhig verhalten und flüchten erst dann rasch, wenn sie keine Netzerschütterung mehr wahrnehmen. <ref name="Tretzel"/>


==Bilder==
==Bilder==
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Bild:Coelotes_terrestris_hunn_do_13mm_AFjellberg.jpg|(Norwegen)
Coelotes-terrestris Belvedere 15-12 01-juv.jpg|Jungtier, Mitteldeutschland
Datei:Coelotes-terrestris_Mordtal_09-04_01.jpg
Coelotes-terrestris Paulinzella-5332 10-08 01.jpg|Jungtier, Mitteldeutschland
Bild:Terrestris_cf_Kesslar_08-03_01.jpg
Coelotes-terrestris Gumpenspitze 17-07 03-female.jpg|Karwendel (Alpen), 1800 m ü.NN
Bild:Coelotes-terrestris_Mordtal_09-04_02.jpg
Coelotes-terrestris Gumpenspitze 17-07 01-female.jpg|Karwendel (Alpen), 1800 m ü.NN
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Coelotes_terrestris_hunn_do_13mm_AFjellberg.jpg|(Norwegen)
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Coelotes-terrestris_Mordtal_09-04_01.jpg
Datei:Coelotes-terrestris Mordtal 09-04 01-Epig.jpg|Epigyne
Terrestris_cf_Kesslar_08-03_01.jpg
Bild:Coelotes terrestris 11-10-2014 Hobbersdorfer Gehege Epigyne.jpg|Epigyne
Coelotes-terrestris_Mordtal_09-04_02.jpg
Bild:Terrestris_Balsamine_08-01_04-Epygine.jpg|Epigyne
Coelotes-terrestris Paulinzella-5332 10-08 02.jpg
Bild:Terrestris_Kesslar_08-03_01-Epigyne.jpg|Epigyne
Coelotes-terrestris Paulinzella-5332 10-08 03.jpg
Bild:Coelotes_terrestris_epigyn_13mm_AFjellberg.jpg|Epigyne
Coelotes-terrestris Belvedere 15-12 02-female.jpg|frontal
Bild:C_terrestris_vulva_gabriel.jpg|präparierte Vulva
Coelotes-terrestris Mordtal 09-04 01-Epig.jpg|Epigyne
Coelotes terrestris 11-10-2014 Hobbersdorfer Gehege Epigyne.jpg|Epigyne
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Terrestris_Kesslar_08-03_01-Epigyne.jpg|Epigyne
Coelotes_terrestris_epigyn_13mm_AFjellberg.jpg|Epigyne
CTerr Lauerholz (HL) 2015-04-06 Epigyne.jpg|Epigyne
Coelotes terrestris- MWa Lauerholz-2016-03-16.jpg|Epigyne
C_terrestris_vulva_gabriel.jpg|präparierte Vulva
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Coelotes-terrestris Gumpenspitze 17-07 05-male.jpg|Karwendel (Alpen), 1800 m ü.NN
Bild:Coelotes terrestis pedipalpus links lateral-ventrral-innerseits-11.09.11-475-9.jpg|linker Pedipalpus (lateral, ventral, anterior)
Terrestris_Schmieden_07-10_01.jpg
Coelotes terrestris.jpg|Pedipalpus
Coelotes-terrestris-b.jpg|Pedipalpus
Coelotes terrestis pedipalpus links lateral-ventrral-innerseits-11.09.11-475-9.jpg|linker Pedipalpus (lateral, ventral, anterior)
Coelotes terrestris 9-2015 m PL-lat.jpg|linker Pedipalpus von lateral
Coelotes terrestris 9-2015 m PL-Patella-Apophyse+Tibial-Apophyse.jpg|Patella- und Tibialapophyse (linker Pedipalpus)
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==Weblinks==
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===Nachweis- und Verbreitungskarten===
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===Weitere Links===
*{{AragesGalerie}}
*{{Lit Nentwig et al Spinnen Europas|10.2014}}


==Quellen==
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===Quellen der Nachweise===
 
===Quellen der Nachweise und Checklisten===
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Aktuelle Version vom 22. Dezember 2023, 19:28 Uhr

Coelotes terrestris (Wider, 1834)
Gewöhnliche Bodentrichterspinne
Coelotes-terrestris Gumpenspitze 17-07 02-female.jpg
Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Agelenidae (Trichternetzspinnen)
Gattung: Coelotes (Bodentrichterspinnen)
Reifezeit (Nentwig et al. 2022)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:022890
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[CZ] Tschechien ES
[CZ] Oberschlesien *
[D] Deutschlandsh===*
[D] Brandenburg R
[D] Baden-Württembergsh *
[D] Mecklenburg-Vorp.s< *
[D] Niedersachsen *
[D] Niedersachsen (H) *
[D] Niedersachsen (T) *
[D] Nordrhein-Westfalensh===*
[D] Schleswig-Holsteinsh===*
[PL] Bielitz-Biala *
[PL] Kattowitz *
[PL] Opole *
[PL] Oberschlesien *
[PL] Tschenstochau *
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Amaurobius terrestris
  • Coelotes roscidus

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 9 bis 13 mm, Männchen 7 bis 10 mm (Roberts 1996).

Prosoma tief rotbraun, Chelizeren sowie Sternum schwarz. Beine ohne Zeichnung oder Ringelung, dunkel rotbraun gefärbt. Opisthosoma von dunkelgrauer Farbe, im hinteren dorsalen Bereich mit hellen Winkelflecken. (Heimer & Nentwig 1991) Im vorderen dorsalen Bereich ist ein hellerer Herzfleck vorhanden (Roberts 1996)

Seitenränder der Epigyne parallel, Vorderrand ausgeprägt. Patellaapophyse des männlichen Pedipalpus mit deutlicher Einbuchtung der oberen (distalen) Kante. (Heimer & Nentwig 1991)

Ähnliche Arten

Inermocoelotes inermis sieht der Art zum Verwechseln ähnlich, ist genauso groß und und lebt in den gleichen Habitaten. Coelotes terrestris scheint allerdings etwas kompakter gebaut zu sein. Die genitalen Unterschiede zwischen den Arten sind deutlich und spiegeln wieder, warum sie in verschiedenen Gattungen stehen.

Große Ähnlichkeit besteht ebenfalls zu Coelotes atropos (Locket & Millidge 1953). Wiehle (1963) schreibt, dass beide Arten anhand der Färbung unterschieden werden können. Locket & Millidge (1953) weisen jedoch darauf hin, das insbesondere bei Exemplaren von weit auseinander liegenden Fundorten Variationen in der Zeichnung wahrscheinlich sind und diese Merkmale daher nicht für die Bestimmung alleine verwendet werden sollten. Die Epigyne von C. atropos ist deutlich länger als breit (im Vergleich zu C. terrestris). Die Pedipalpen beider Arten unterscheiden sich in der Ausbildung der lateralen Femurapophysen. C. atropos besitzt an dieser einen Höcker direkt unterhalb der schrägen Spitze, der Coelotes terrestris fehlt (Wiehle 1963).

Es existieren noch eine ganze Reihe weiterer ähnlicher Arten, z.B. C. solitarius.

Lebensraum

Biotoppräferenz: Wald (Mühlenberg M & Werres 1983).

Die Art kann als hemihygrophile Bodenbewohnerin bezeichnet werden, die ein gewisses Maß an Feuchtigkeit benötigt, Nässe jedoch meidet. Coelotes terrestris ist eine Waldbewohnerin. In feuchten Buchenwäldern ist sie flächendeckend in der Streu und im Moos zu finden, in Fichtenwäldern oder -forsten zwischen den sich flach ausbreitenden Wurzeln der Bäume im Rohhumus, besonders an aufgelockerten Stellen. Ebenso ist sie in trockenen Kiefernwäldern zu finden, wo sie allerdings fast nur den Fußbereich der Bäume bevorzugt und ihr Netz meist direkt in den Rohhumus am oder zumindest in der direkten Nähe des Stammes baut. Hier wird die Ostseite der Bäume bevorzugt, um dem Regenabfluss an der Westseite aus dem Weg zu gehen. Ebenfalls werden in allen Biotopen gerne Baumstubben verschiedener Zerfallsstadien besiedelt. (Tretzel 1961)

Rohhumus wird als Bodenuntergrund im Vergleich mit Lehm oder Sand bevorzugt. Auf Sanden ist die Art besonders in hochwachsenden Moospolstern zu finden. Die Unterseiten bzw. die Flächen unter ausreichend großen und tiefliegenden Steinen werden in allen Habitaten besonders gerne besiedelt. (Tretzel 1961)

Lebensweise

Netzbau

Das Netz von Coelotes terrestris ist schwer einheitlich zu beschreiben, da der Ausbau je nach besiedeltem Mikrohabitat stark variiert. In der ausgebautesten Stufe, welche vor allem unter Steinen und in hohlen Baumstubben vorkommt, besteht es aus einem Bodentapetum, einem deckenartigen Gespinstüberzug eines Bodenbereichs, einer direkt ansetzenden U-förmigen Wohnröhre mit Wohnbereichen und einem Netztapetum, welches einen großflächig und engmaschig überspannten Bereich darstellt und dem Beutefang dient. Beide Röhrenmündungen der Wohnröhre führen zum Netztapetum. Eine weitere Erweiterung der Wohnröhre oder eine seitliche Einnischung dient als Abfallraum für ausgesogene Beutetierreste. Im Rohhumus oder an Baumstämmen angelegte Netze sind stark vereinfacht. Sie bestehen aus einer blind endenden, in den Boden reichenden Wohnröhre und einem wesentlich kleineren Netztapetum, welches direkt an der Öffnung angelegt wird. Der erweiterte Wohnbereich befindet sich ganz am Ende, der Bereich für die Beutereste meist in einer Seitenwanderweiterung oberhalb der Wohnröhre. Im Moos angelegte Netze ähneln denen im Rohhumus, sind aber meist mehr verzweigend und besitzen mitunter zwei Abfallbereiche (Tretzel 1961).

Beutefang

Die Hauptbeute von Coelotes terrestris stellen Käfer dar, Käferlarven sind allerdings die bevorzugte Beute. Fütterungsversuche und Analyse von Beutetierresten in Netzen wildlebender Tiere zeigten, dass eine ganze Reihe weiterer Arthropoden als Nahrung dient, darunter Dipteren (Fliegen und Mücken), Schmetterlinge (auch stark behaarte Raupen), Ohrwürmer und Schlupwespen (Ichneumonidae). Die durch Wehrsekrete geschützten Diplopoden (Tausendfüßer), Nacktschnecken und kleine Wirbeltiere werden abgelehnt. Spinnen und heimische Chilopoden (Steinläufer der Gattung Lithobius) werden ebenfalls nicht gefressen. Sie zeigen, wenn sie auf das Netztapetum gelangt sind, ein spezifisches Meideverhalten. Vertreter der Gattung Clubiona schleichen sich mit behutsamen Bewegungen aus dem Netz, während Vertreter anderer Familien (z.B. Philodromidae) sich nach Netzkontakt erst vollkommen ruhig verhalten und flüchten erst dann rasch, wenn sie keine Netzerschütterung mehr wahrnehmen. (Tretzel 1961)

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

  • Heimer S & Nentwig W (1991): Spinnen Mitteleuropas. Verlag Paul Parey. ISBN 3-489-53534-0, 543 S.
  • Locket GH & Millidge AF (1953): British Spiders Vol. II. Ray Society, 449 S.
  • Mühlenberg M & Werres W (1983): Lebensraumverkleinerung und ihre Folgen für einzelne Tiergemeinschaften. Natur und Landschaft 58. Jahrgang Heft 2, S. 43–50.
  • Nentwig W, Blick T, Bosmans R, Gloor D, Hänggi A & Kropf C (2022): Spinnen Europas. Version 03.2022. Online https://www.araneae.nmbe.ch, doi:10.24436/1.
  • Roberts MJ (1996): Collins Field Guide. Spiders of Britain and Northern Europe. HarperCollins Publishers Ltd.. ISBN 0-00-219981-5, 383 S.
  • Tretzel E (1961): Biologie, Ökologie und Brutpflege von Coelotes terrestris (Wider) (Araneae, Agelenidae) Teil I: Biologie und Ökologie. Z. Morph. Ökol. Tiere 49, S. 658–745.
  • Wiehle H (1963): Beiträge zur Kenntnis der deutschen Spinnenfauna III. Zool. Jb. Syst. Bd. 90, S. 227–298.

Quellen der Nachweise und Checklisten