Xysticus
Xysticus C. L. Koch, 1835 |
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Echte Krabbenspinnen |
Xysticus kochi, Weibchen |
Systematik |
Ordnung: Araneae (Webspinnen) |
Familie: Thomisidae (Krabbenspinnen) |
Weitere Informationen |
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidergen:02786 |
Xysticus ist die artenreichste Gattung der Familie der Krabbenspinnen (Thomisidae) und umfasst weltweit 369 Arten (World Spider Catalog 2018). Diese sind weit verbreitet und kommen hauptsächlich auf der Nordhalbkugel vor. (Jantscher 2002)
Die Gattung Xysticus ist in Deutschland mit 18 Arten vertreten und damit unsere artenreichste Krabbenspinnen-Gattung.
Beschreibung
Körperlänge: Weibchen mancher Arten, wie Xysticus acerbus, erreichen bis 10 mm Körperlänge.
Das Prosoma besitzt meist dunkel gefärbte Seiten und ein helleres Mittelband, in dem ein etwas dunkleres Kopfdreieck liegt. Das Opisthosoma ist im Allgemeinen gelbbraun, rötlich-braun bis dunkelbraun gefärbt. Die dunklere Oberseite trägt oft eine helle Blattzeichnung, die von Querlinien unterbrochen wird. Die innerartliche Zeichnungsvariabilität der Xysticus-Arten ist hoch. Zudem sehen sich einige Arten sehr ähnlich (siehe auch Xysticus cristatus-Gruppe), so dass die Bestimmung nach körperlichen Merkmalen nicht ganz einfach ist und einige Erfahrungen mit der Gattung voraussetzt.
Nach der Eiablage – während sie ihren Kokon bewachen – dunkeln Weibchen mancher Arten stark nach, so dass ältere Weibchen manchmal kaum noch dem arttypischen Erscheinungsbild entsprechen.
Lebensraum
Xysticus-Arten haben diverse Lebensräume erobert, von trocken-heißen Ödländern (z.B.X. ferrugineus) über Busch- und Waldhabitate (z.B.X. lanio, Xysticus audax) bis hin zu sumpfigen Nasswiesen (z.B. X. lineatus). (Jantscher 2001) (Roberts 1998).
Lebensweise
Tagaktive Arten, die am Boden, auf der Vegetation und auf Blüten auf Beute lauern.
Fortpflanzung
Die meisten Arten der Gattung werden im Frühjahr und Frühsommer geschlechtsreif. (Roberts 1998)
Paarung
Die Männchen erkennen Weibchen entweder optisch, an ihren Bewegungen, oder taktil beim zufälligen Aufeinandertreffen. Durch Berührung mit den Vorderbeinen erkennt das Männchen, ob das Weibchen zur gleichen Art gehört und paarungsbereit ist. Das Weibchen reagiert auf die Berührungen des Männchens zuerst mit Verteidigungsverhalten. Das Männchen beträllert es daraufhin mit seinen Vorderbeinen und versucht meist durch seitliche Annäherung die Fangbeine des Weibchens zu umgehen.
Nach einigen Sekunden verfällt das Weibchen in eine Paarungsstarre. Nun kann das Männchen auf das Opisthosoma des Weibchens klettern. Oft zieht das Männchen einige Fäden vom Untergrund zu den Vorderbeinen des Weibchens und über ihren Körper und „fesselt“ es so scheinbar an den Untergrund. Diese Fesselung ist allerdings so schwach, dass das Weibchen nach der Paarung keine Mühe hat, sich zu befreien. Es scheint sich hier also eher um ein Ritual oder taktile Unterstützung der Präsenz des Männchens zu handeln, als um eine mechanische Bewegungseinschränkung.
Während der Paarung klettert das Männchen mehrfach rechts und links seitlich unter das Opisthosoma des Weibchens und führt jeweils für einige Minuten einen Taster ein. Nach der Paarung entfernt es sich schnell und das Weibchen erwacht aus seiner Starre.
Kokonbau und Brutpflege
Der Kokon wird unter Blättern in der krautigen Vegetation angelegt. Er ist weiß und linsenförmig flach. Die Spinne umgibt sich und den Kokon mit einigen kräftigen Fäden und sitzt auf dem Kokon. Dabei umspannt sie ihn mit den Vorderbeinen und verteidigt ihn gegen Angreifer. In dieser Zeit dunkeln die Weibchen teilweise extrem nach (siehe oben). Die Weibchen scheinen mehr als einen Kokon zu bauen.
Arten und Verbreitung
In Europa und im Maghreb kommen nach Datenlage dieses Wikis 81 Arten der Gattung Xysticus vor.[A]
Legende/Legend & Features
? | Checkliste nicht verfügbar | No checklist available |
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× | Art nachgewiesen. Link gibt Nachweisreferenz an. |
Species documented. Link shows literature reference. |
(×) | Art nachgewiesen, aber nicht etabliert. Link gibt Nachweisreferenz an. |
Species documented, but not established. Link shows literature reference. |
– | Art aus der Liste gestrichen. Link gibt Nachweisreferenz an. |
Species removed from list. Link shows literature reference. |
Checkliste enthält Art nicht | Checklist consulted, but species not found | |
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Arten mit umstrittenem Status
Nomina dubia
Determination
Der folgende Bestimmungsschlüssel versucht, 12 häufigere Arten möglichst anhand nongenitaler Merkmale zu bestimmen. Dort, wo die äußerlichen Merkmale nicht mehr ausreichend sicher zur Unterscheidung der Arten beitragen können, wird auch auf die Genitalien zurückgegriffen. Dies gilt auch für alle Männchen, die im Allgemeinen sehr dunkel gefärbt sind und sich sehr ähnlich sehen. Die nebenstehenden Bilder sind für die einzelnen Abschnitte jeweils neu nummeriert. In den Abbildungen sind wichtige Details mit Pfeilen markiert. Im Text steht ► für den einfachen Pfeil, ►► für den Doppelpfeil usw. Hilfe zur Verwendung des Schlüssels gibt es hier.
Einige Arten des folgenden Schlüssels sind mittlerweile der Gattung Psammitis zugeordnet.
1 | Weibchen und Jungtiere → 2 | |
– | Männchen → 14 |
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2 | Dunkel ockerbraun, rotbraun bis sehr dunkelbraun gefärbte Tiere mit undeutlicher Zeichnung. Prosoma fast vollständig von dunkler Zeichnung bedeckt. Mittelband nur undeutlich erkennbar, oft nicht viel heller als dunkel Seiten. Alle Beine durchgängig mit dunkler fleckiger Zeichnung. → 3 | |
– | Spinne mit blassbrauner, hell gelbbrauner oder weißlicher Grundfarbe und dunkler Zeichnung. Prosoma mit dunklen Seiten oder Längsstreifen. → 5 |
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3 | Dunkel ockerbraun bis sehr dunkelbraun. Prosoma in der Mitte mit angedeuteter V-förmiger Zeichnung. Fleckige Grundfärbung. Metatarsus I innen mit 5 bis 6 langen Stacheln → 4 |
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– | Grundfarbe orange- bis rotbraun, nicht fleckig. Prosoma in der Mitte etwas heller als an den Seiten aber ohne V-förmige Zeichnung. Metatarsus I mit mindestens 7 langen Stacheln.
Epigynengrube queroval (siehe Bild 2). Große Art (bis 10 mm). Selten gefunden. → Xysticus luctator |
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4 | Große, kräftig gebaute Spinne (bis 10 mm). Körperfärbung fast überall dunkel- bis schwarzbraun, Opisthosoma etwas heller, beige- bis dunkelbraun. Epigynengrube rund. Abstand des Epig.Gruben-Hinterrandes zur Epigastralfurche > Epigynengrubenbreite. Lebt am Boden. → Xysticus robustus |
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– | Prosoma haselnussbraun bis dunkelbraun, kaum helle Zeichnung. Opisthosoma ockerbraun mit hellen Querlinien, die oft sehr undeutlich sind. Epigynengrube rund. Abstand des Epig.Gruben-Hinterrandes zur Epigastralfurche ≤ Epigynengrubenbreite. Meist auf Gras und anderer Vegetation. → Xysticus acerbus |
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5 | Pros. hell mit zwei deutlichen dunklen Längsstreifen und meist auch dunklen Seitenstreifen. → 6 |
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– | Prosoma hell mit dunklen Seiten. Diese können hinten etwas gegabelt sein. → 8 | |
6 | Kopfdreieck nur leicht dunkler als Prosoma (manchmal fehlend) und hinten gerundet. → 7 | |
– | Kopfdreieck meist deutlich erkennbar, lang und dreieckig (hinten spitz auslaufend). Dunkle Längsbänder des Prosoma oft breit, so breit wie heller Bereich zwischen Längsband und Prosomarand. Opisthosoma-Oberseite mit klar begrenztem gelb- bis rotbraunem Folium und hellem Mittelband. Hinten mit ein bis zwei deutlichen hellen Querlinien über die gesamte Opisthosomabreite. Epigyne mit zwei Gruben. → Xysticus ulmi | |
7 | Sehr helle Spinne. Dunkle Seitenbänder auf dem Prosoma oft fehlend oder nur sehr schmal. Opisthosoma ohne kontrastreiche Zeichnung. Epigyne mit einer rundlichen Grube. → Xysticus bifasciatus |
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– | Blass gelbbraune Spinne mit dunklen Längsbändern und Seitenbändern auf dem Prosoma Opisthosoma-Oberseite bei Jungtieren oft ohne Folium, dafür mit einzelnen dunklen Punkten. Bei älteren Tieren mit dunklem Folium und hellem Mittelband. Hinten mit hellen Querlinien (ähnlich X. ulmi). Epigyne blumenförmig, mit eingebuchtetem Rand. → Xysticus erraticus |
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8 | Grundfarbe weißlich bis rosa, vor allem die Femora der Beine. Beine mit zahlreichen, sehr kontrastreichen, dunkel-graubraunen Flecken. Lebt auf sandigem Untergrund. Epigyne mit einer großen runden Grube, deren Rand vorne nicht ganz geschlossen ist (Bild2). → Psammitis sabulosus |
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– | Grundfarbe blassbraun oder dunkler. → 9 |
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9 | Opisthosoma länglich. Opisthosoma-Oberseite mit klar begrenztem braunem Folium und hellem, von vorne nach hinten durchgehendem, breitem Mittelband (auch wenn nur schwach angedeutet). Dieses Mittelband ist mehr oder weniger gerade begrenzt und nicht spitzdreieckig ausgebuchtet. → 10 |
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– | Opisthosoma breit rundlich. Zeichnung anders. Epigyne mit zwei deutlich voneinander getrennten Gruben. → 11 |
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10 | Beine mit deutlichen dunklen Längsstreifen. Große Art (bis 10 mm). Prosoma mit dunkel durchgefärbten Seiten, Kopfdreieck kaum sichtbar oder fehlend. Opisthosoma mit sehr undeutlichem hellem Mittelband. Epigyne mit zwei Gruben. Breite des Stegs zwischen den beiden Gruben ± so breit, wie Epigyne-Gruben. → Xysticus striatipes |
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– | Beine hell, ohne dunkle Längsstreifen, nur mit feinen dunklen Pünktchen. Prosoma-Seiten hinten gegabelt. Kleine Art (bis 7,5 mm). → Psammitis ninnii |
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11 | Kopfdreieck sehr kurz (nur halbe Prosoma-Länge), bräunlich. Dahinter meist deutlich erkennbare gelbe Y-Zeichnung. Prosoma-Seiten dunkel rotbraun. Opisthosoma rotbraun, ziemlich einheitlich, meist ohne kontrastreiche Zeichnung. Opisthosoma-Seiten oft rötlich gefärbt. Tibein der Vorderbeine mit regelmäßiger Ringelung (dunkel-hell-dunkel). Meist auf Büschen und unteren Ästen von Laubbäumen. → Xysticus lanio |
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– | Pros. mit langem Kopfdreieck. Wenn Opisthosoma dunkel rötlich, dann mit kontrastreicher Zeichnung. Steg zwischen den Epigyne-Gruben schmaler als Epigyne-Gruben. → 12 |
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12 | Gesamterscheinung braun bis rotbraun. Kontrastreiche, fleckige Zeichnung. Beine mit großen dunkelbraunen Flecken oder Ringen, aber ohne Längsstreifen. Epigyne mit zwei Gruben. Innenränder der Gruben gerade und stark sklerotisiert. Epigyne wie Bild2. Meist auf Nadelbäumen und höherer Vegetation. → Xysticus audax |
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– | Gesamterscheinung blass gelbbraun bis hell orangebraun. Beine mit dunklen Längsstreifen. Steg zwischen den Epigyne-Gruben sehr schmal. Meist am Boden und in niedriger Vegetation. → 13 |
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13 | Steg zwischen den beiden Epigyne-Gruben senkt sich nach hinten hin ab und erreicht den Hinterrand der Gruben nicht (Bild2). → Xysticus kochi |
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– | Steg zwischen den beiden Epigyne-Gruben durchgehend. → Xysticus cristatus |
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14 | Bulbus in der Mitte mit mindestens einer Apophyse. → 15 |
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– | Bulbus median ohne Apophyse. → 21 |
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15 | Mediane Bulbusapophyse hammerförmig. → 16 |
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– | Anders. → 17 |
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16 | Basis der hammerförmigen medialen Bulbusapophyse lang, länger als breit. → Xysticus cristatus |
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– | Basis der hammerförmigen medialen Bulbusapophyse kürzer, höchstens so lang wie breit. → Xysticus audax |
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17 | Zwei lange, quer zur Pedipalpus-Längsachse stehende Bulbusapophysen. → 18 |
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- | Bulbus medial mit zwei kurzen zangenartig zueinanderstehenden Apophysen. → 20 |
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18 | Zwei lange, quer zur Pedipalpus-Längsachse stehende Bulbusapophysen. → 19 |
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– | Nur eine Bulbusapophyse (►) ist lang und steht quer zur Pedipalpus-Längsachse. Die andere ist kurz und unscheinbar (►►). → Xysticus erraticus |
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19 | Bulbusapophysen zangenartig zueinander gebogen, am Ende flach und gerundet. → Xysticus kochi |
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– | Bulbusapophysen mehr oder weniger parallel zueinander verlaufend, am Ende spitz auslaufend. → Xysticus bifasciatus |
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20 | Beide der zangenartig zueinanderstehenden Bulbusapophysen gekrümmt. → Xysticus ulmi |
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– | Nur die obere Bulbusapophysen gekrümmt. → Xysticus lanio |
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21 | Laterale Tibialapophyse spitz endend. → 22 |
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– | Laterale Tibialapophyse gerundet. → 23 |
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22 | Die Spitze der lateralen Tibialapophyse zeigt nach ventral. Ventrale Tibialapophyse klein. → Xysticus acerbus |
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– | Die Spitze der lateralen Tibialapophyse zeigt in der lateralen Ansicht nach dorsal (►►). Ventrale Tibialapophyse groß und mit mehreren Fortsätzen. → Xysticus robustus |
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23 | Laterale Tibialapophyse basal breiter als distal, Embolusspitze nach außen gebogen. → Psammitis sabulosus | |
– | Laterale Tibialapophyse annähernd parallelseitig, Embolusspitze gerade. → Psammitis ninnii |
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Quellen
- Jantscher E (2001): Revision der Krabbenspinnengattung Xysticus C. L. Koch, 1835 (Araneae, Thomisidae) in Zentraleuropa. Dissertation, Karl-Franzens Universität Graz, S. 1–328.
- Jantscher E (2002): The significance of male pedipalpal characters for the higher systematics of the crab spider genus Xysticus C.L. Koch, 1835 (Araneae: Thomisidae). European Arachnology 2000 (S. Toft & N. Scharff eds.), Proceedings of the 19th European Colloquium of Arachnology, Århus 17-22 July 2000, S. 329–336.
- Roberts MJ (1998): Spinnengids. Tirion Natuur Baarn, Netherlands, 397 S.
- World Spider Catalog (2018): World Spider Catalog. Natural History Museum Bern, online auf http://wsc.nmbe.ch , Version 19.0, abgerufen am 2018-04-17, doi:10.24436/2.
Quellen der Nachweise
- Lemke M (2011): Beobachtungen zu Xysticus brevidentatus. wiki.spinnen-forum.de, 1 S.
- Nentwig W, Blick T, Bosmans R, Gloor D, Hänggi A & Kropf C (2020): Spinnen Europas. Online https://www.araneae.nmbe.ch (automatisch synchronisiert), doi:10.24436/1.