Geolycosa vultuosa

Aus Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
Zur Navigation springenZur Suche springen
Geolycosa vultuosa (C. L. Koch, 1838)
Geolycosa-vultuosa Ungarn-Szentendre 09-08 14.jpg
subadultes Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Lycosidae (Wolfspinnen)
Gattung: Geolycosa
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:017878
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[SK] Slowakei E
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Lycosa vultuosa
  • Mimohogna vultuosa
Subadultes Männchen in seiner Wohnröhre

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 13 bis 24 mm, Männchen 11 bis 19 mm (Nentwig et al. 2012).

Jungtiere erscheinen eher graubraun bis gelblich. Die Männchen werden mit der Reifehäutung wesentlich heller, kontrastreich weißlich-gelb gezeichnet und langbeiniger. Die reifen Weibchen sind dagegen dunkler, schwärzlich grau mit orange-gelber Zeichnung.

Das für Wolfspinnen typische helle Mittelband auf dem Prosoma ist bei den Weibchen dieser Art stark aufgelöst und nicht mehr als solches zu erkennen. Statt dessen dominieren helle Radiärstreifen auf dunklem Grund. Außerdem besitzt das Prosoma breitere, unregelmäßige Seitenstreifen. Beim Männchen sind die Radiärstreifen wesentlich dicker und dicht mit hellen Härchen besetzt. Dazu sind Kopfregion, der Bereich um die Fovea und die Seitenstreifen dicht hell behaart.[Literaturzitat fehlt]

Das Opisthosoma des Weibchens ist dorsal samtartig schwarz und trägt zwei gelbe Punktreihen, welche mit dünnen Winkellinien verbunden sind. Lateral ist es fleckig grau. Die Männchen zeigen hier ein für Groß-Wolfspinnen typisches Muster aus Mittelband, dunklem Herzmal, Winkeln und Flecken.

Die Beine der Weibchen sind proximal einheitlich hell gelbgrau, distal und ventral werden sie eher orange mit angedeuteter Ringelung. Im männlichen Geschlecht sind die Beine homogen hell gelblich behaart.

In beiden Geschlechtern tragen die Chelizeren in der oberen Hälfte eine gelbliche Behaarung. Wenn diese aus einem bestimmten Winkel von unten betrachtet wird, erscheint sie lebhaft orange (siehe Abschnitt über Verteidigungsverhalten).

Lebensraum

Die Art lebt im Flachland, aber (im Gegensatz zu Lycosa singoriensis) auch auf Wiesen im Hügelland und auf kleineren Erhebungen (z. B. auf Sas-hegy, Budapest, Ungarn). Geolycosa vultuosa kann man auch in großen Städten finden, dort z. B. neben Sportplätzen, zwischen Gebäuden usw. Die Art benötigt etwas mehr Feuchtigkeit in ihrem Lebensraum, als Lycosa singoriensis. (Kovács 2003)

Lebensweise

Die Art gräbt eine bis 50 cm tiefe Wohnröhre in den Boden, und kleidet die Wände mit einem dünnen Spinnengewebe aus. Der Rand ist etwas stärker ausgekleidet und liegt oft durch einen „Zaun“ aus Gras und Vegetationsresten leicht erhöht. So ist die Röhre vor dem Eindringen von Oberflächenwasser bei starken Regenfällen geschützt. Kommt es trotzdem zur Flutung, bleibt Luft in den Gespinstfäden der Auskleidung hängen und bewahrt die Spinne vor dem Ertrinken.

Jungtiere und Weibchen verlassen die Erdröhre nur selten, vor allem zum Beutefang in direkter Nähe. Die Beute besteht vor allem aus Heuschrecken. (Kovács 2003)

Adulte Männchen gehen auf die Suche nach den Röhren der Weibchen. Die Balz beginnt am Röhreneingang mit schlagenden und trommelnden Beinbewegungen des Männchens. Die Paarung findet in der Röhre statt.

Das Weibchen trägt den Kokon an die Spinnwarzen angeheftet mit sich herum, und kommt damit regelmäßig aus der Röhre, um ihn in der Sonne zu wärmen. Danach bleiben die frisch geschlüpften Spiderlinge – wie bei anderen Wolfspinnen auch – noch einige Zeit auf dem Opisthosoma ihren Mutter zusammen. (Kovács 2003)

Geolycosa vultuosa neigt mehr dazu in 'Kolonien' zu leben als Lycosa singoriensis. (Kovács 2003)

Reifezeit und Lebensdauer

Die Tiere werden Ende Sommer oder September reif, Weibchen können drei bis vier, Männchen zwei Jahre alt werden. Diese Spinnen sind von April bis Oktober aktiv. Paarungszeit ist von Ende August bis Ende Oktober. Das Weibchen baut im April einen Eikokon. (Kovács 2003)

Verteidigungsverhalten

Wird die Spinne in der Nähe oder in ihrer Wohnröhre gestört, zieht sie sich in die Tiefe ihrer Röhre zurück. Auf freiem Feld reagiert sie mit ausgeprägten Drohgebärden. Dabei stellt sie sich auf die vier Hinterbeine und hebt die Vorderbeine weit von sich gespreizt in die Luft. Die Pedipalpen werden dicht neben dem Kopf an den Körper angelegt. Jetzt werden die kontrastreich geringelten Unterseiten der Beine sichtbar und die Behaarung der Chelizeren und Pedipalpen leuchtet lebhaft orange. Die Spinne steht in dieser Haltung fast aufrecht und „sitzt“ quasi auf den Spinnwarzen. So dreht sie sich mit ruckartigen Bewegungen immer in Richtung des Angreifers.

Kommt der Angreifer in dieser Situation zu nahe, erfolgen kurze, Attacken mit schlagenden Vorderbeinen. In ein hingehaltenes Stöckchen verbeißt sich die Spinne intensiv. Ist die Spinne sehr erregt, treten sichtbar Gifttropfen aus den Chelizerenklauen aus.

Gift

Der Biss von Lycosa und Geolycosa kann lokal Dermatitis (Hautentzündung) oder selten zeitweilig Paralysis (Muskelerschlaffung) verursachen. (Kovács 2003)

Verbreitung

Südosteuropa bis Zentralasien (World Spider Catalog 2015).

Geolycosa vultuosa lebt im Osten Europas und dringt westlich bis Ungarn vor (Nentwig et al. 2012). Die Art ist auch in Moldawien, im südlichen Teil des europäischen Russlands, in Kasachstan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Georgien, Syrien, Kleinasien, Turkestan und in der Ukraine verbreitet. Sie dringt weiter nach Norden vor als Lycosa syngoriensis. (Kovács 2003)

Naturschutz

Geolycosa vultuosa lebt auch auf anthropogen beeinflussten Flächen. Weil sie nachtaktiv ist, stören sich Mensch und Spinne jedoch wenig. Eine stärkere Bedrohung geht von der Modernisierung der Landwirtschaft aus, die ihren Lebensraum bedroht. Die Art ist in Ungarn geschützt. (Kovács 2003)

Ähnliche Arten

Lycosa singoriensis ist etwas größer als diese Art, sieht ihr aber sonst sehr ähnlich. Bei L. singoriensis sind die Patellae ventral schwarz. Bei Geolycosa vultuosa sind diese ventral gelb-orange und die Tibien ventral-proximal und distal schwarz. (Kovács 2003)

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Videos

Quellen

Quellen der Nachweise