Eresus kollari: Unterschied zwischen den Versionen

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Cribellate Art. Die Weibchen sind durchweg dunkel gezeichnet, die Männchen rot mit vier weiß gerandeten schwarzen Tupfen. Diese Färbung besitzen sie allerdings nur im Adultzustand. In den früheren Entwicklungstadien haben die Männchen die gleiche unscheinbare Erscheinung wie die Weibchen.
Cribellate Art. Die Weibchen sind durchweg dunkel gezeichnet, die Männchen rot mit vier weiß gerandeten schwarzen Tupfen. Diese Färbung besitzen sie allerdings nur im Adultzustand. In den früheren Entwicklungsstadien haben die Männchen die gleiche unscheinbare Erscheinung wie die Weibchen.


===Männchen===
===Männchen===
Die adulten Männchen haben proximal rot und distal schwarz gefärbte Hinterbeine.  
Die adulten Männchen haben proximal rot und distal schwarz gefärbte Hinterbeine.


==Ähnliche Arten==
==Ähnliche Arten==
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==Lebenraum==
==Lebenraum==
Wie ''[[Atypus]]'' siedelt auch ''Eresus'' in Kolonien. Dazu wählen die Spinnen sich entweder einen sandigen, warmen Boden oder nach Süden gerichtete Hänge aus. In der Nähe von Heidekraut oder Borstengras usw. bestandenen Orten werden Stellen mit offenem Pflanzenbestand bevorzugt. Hier werden wiederum die Plätze mit stärkerer Besonnung und einem gewissen Windschutz benutzt.<ref name="wiehle">{{lit_dahl_42}}</ref>
Wie ''[[Atypus]]'' siedelt auch ''Eresus'' in Kolonien. Dazu wählen die Spinnen sich entweder einen sandigen, warmen Boden oder nach Süden gerichtete Hänge aus. In der Nähe von Heidekraut oder Borstengras usw. bestandenen Orten werden Stellen mit offenem Pflanzenbestand bevorzugt. Hier werden wiederum die Plätze mit stärkerer Besonnung und einem gewissen Windschutz benutzt.<ref name="wiehle">{{lit_dahl_42}}</ref> Auf alpinen Trockenweiden<ref name='Rief & Ballini 2017'>{{Lit Rief Ballini 2017 Erhebung der Spinnen und Weberknechte in den LTSER-Untersuchungsflächen in Matsch im Rahmen der Forschungswoche 2016}}</ref>.


Eine Untersuchung in Lüneburger Heide ergab, dass die Art aufgrund einer schwachen Ausbreitungsfähigkeit bei starker Fragmentierung mitunter auch optimale Habitate nicht wieder besiedelt. Die verbliebenen Restbestände müssen daher vor allem durch eine angepasste Bewirtschaftung der Heide geschützt werden. ''{{PAGENAME}}'' reagierte in diesem Gebiet u.a. negativ auf eine zunehmende Humusschicht (welche sich oftmals unter dichten und überalterten Heidekrautbeständen aufbaut) wie auch positiv auf die Temperatur im 10 cm Bodentiefe. Daher erscheinen nur bestimmte Pflegemaßnahmen wie das komplette Abtragen der organischen Biomasse in Streifen, Mahd wie auch kontrolliertes Brennen als geeignete Maßnahme, um optimale Lebensräume für diese zu schaffen oder diese zu erhalten. Einfache Beweidung ist aufgrund von vermehrten Stickstoffeintrag und anderen Faktoren mitunter nicht geeignet, Optimalhabitate für diese Art zu erhalten. Bei solchen eher intensiven Pflegemaßnahmen ist jedoch immer auf genügend Regenerationszeit zwischen den Eingriffen zu achten. <ref name="krause">{{lit Krause et al 2011 Eresus}}</ref>
Eine Untersuchung in der Lüneburger Heide ergab, dass die Art aufgrund einer schwachen Ausbreitungsfähigkeit bei starker Fragmentierung mitunter auch optimale Habitate nicht wieder besiedelt. Die verbliebenen Restbestände müssen daher vor allem durch eine angepasste Bewirtschaftung der Heide geschützt werden. ''{{PAGENAME}}'' reagierte in diesem Gebiet u.a. negativ auf eine zunehmende Humusschicht (welche sich oftmals unter dichten und überalterten Heidekrautbeständen aufbaut) wie auch positiv auf die Temperatur in 10 cm Bodentiefe. Daher erscheinen nur bestimmte Pflegemaßnahmen wie das komplette Abtragen der organischen Biomasse in Streifen, Mahd wie auch kontrolliertes Brennen als geeignete Maßnahme, um optimale Lebensräume zu schaffen oder diese zu erhalten. Einfache Beweidung scheint aufgrund von vermehrtem Luftstickstoffeintrag und anderen Faktoren nicht geeignet, Optimalhabitate für diese Art zu erhalten. Bei solchen eher intensiven Pflegemaßnahmen ist jedoch immer auf genügend Regenerationszeit zwischen den Eingriffen zu achten. <ref name="krause">{{lit Krause et al 2011 Eresus}}</ref>


==Reifezeit==
==Reifezeit==

Aktuelle Version vom 23. Januar 2020, 21:21 Uhr

Eresus kollari Rossi, 1846
Herbströhrenspinne
Eresuskollari schäfer.jpg
Männchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Eresidae (Röhrenspinnen)
Gattung: Eresus (Echte Röhrenspinnen)
Reifezeit
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:041642
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[CZ] Tschechien VU
[CZ] Karpaten CR
[D] Deutschlands<<(↓)-F; W2
[D] Berlinex 0
[D] Brandenburg 2
[D] Baden-Württemberg 3
[D] Bayern 1
[D] Bayern SL 1
[D] Mecklenburg-Vorp.s<<(↓) 2
[D] Niedersachsen 2
[D] Niedersachsen (T) 2
[D] Sachsen 2
[D] Sachsen-Anhalt 3
[GB] Großbritannien EN
[HU] Karpaten *
[PL] Karpaten *
[RO] Karpaten *
[SK] Karpaten CR
[UA] Karpaten *
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Eresus cinnaberinus
  • Eresus fulvus
  • Eresus niger

Die Art ist nach der Bundesartenschutzverordnung in Deutschland besonders geschützt (Bundesministerium der Justiz 2005).

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 8 bis 16 mm, Männchen 6 bis 11 mm (Roberts 1996).

Cribellate Art. Die Weibchen sind durchweg dunkel gezeichnet, die Männchen rot mit vier weiß gerandeten schwarzen Tupfen. Diese Färbung besitzen sie allerdings nur im Adultzustand. In den früheren Entwicklungsstadien haben die Männchen die gleiche unscheinbare Erscheinung wie die Weibchen.

Männchen

Die adulten Männchen haben proximal rot und distal schwarz gefärbte Hinterbeine.

Ähnliche Arten

Eresus kollari unterscheidet sich von Eresus sandaliatus und Eresus moravicus, den beiden anderen mitteleuropäischen Arten (Řezáč et al. 2008).

Verbreitung

Von Mitteleuropa bis Zentralasien (World Spider Catalog 2015).

Lebenraum

Wie Atypus siedelt auch Eresus in Kolonien. Dazu wählen die Spinnen sich entweder einen sandigen, warmen Boden oder nach Süden gerichtete Hänge aus. In der Nähe von Heidekraut oder Borstengras usw. bestandenen Orten werden Stellen mit offenem Pflanzenbestand bevorzugt. Hier werden wiederum die Plätze mit stärkerer Besonnung und einem gewissen Windschutz benutzt. (Wiehle 1953) Auf alpinen Trockenweiden (Rief & Ballini 2017).

Eine Untersuchung in der Lüneburger Heide ergab, dass die Art aufgrund einer schwachen Ausbreitungsfähigkeit bei starker Fragmentierung mitunter auch optimale Habitate nicht wieder besiedelt. Die verbliebenen Restbestände müssen daher vor allem durch eine angepasste Bewirtschaftung der Heide geschützt werden. Eresus kollari reagierte in diesem Gebiet u.a. negativ auf eine zunehmende Humusschicht (welche sich oftmals unter dichten und überalterten Heidekrautbeständen aufbaut) wie auch positiv auf die Temperatur in 10 cm Bodentiefe. Daher erscheinen nur bestimmte Pflegemaßnahmen wie das komplette Abtragen der organischen Biomasse in Streifen, Mahd wie auch kontrolliertes Brennen als geeignete Maßnahme, um optimale Lebensräume zu schaffen oder diese zu erhalten. Einfache Beweidung scheint aufgrund von vermehrtem Luftstickstoffeintrag und anderen Faktoren nicht geeignet, Optimalhabitate für diese Art zu erhalten. Bei solchen eher intensiven Pflegemaßnahmen ist jedoch immer auf genügend Regenerationszeit zwischen den Eingriffen zu achten. (Krause et al. 2011)

Reifezeit

Im Gegensatz zur Schwesterart Eresus sandaliatus gehen die Männchen von Eresus kollari im Herbst (Juli bis Oktober (Nentwig et al. 2012)) auf Partnersuche und sind dann frei am Boden laufend zu finden.

Lebensweise

Netzbau

In ihrem Lebensraum bewohnen die Spinnen schräg ins Erdreich führende, mit Spinnseide ausgekleidete und etwa fingerdicke Röhren von 5-10 cm Länge. Außerhalb davon legt Eresus kollari ein kleines, den Boden bedeckendes Gespinst an, von dem aus einzelne, cribellate Fangfäden in alle Richtungen verlaufen. Die Art überwältigt mithilfe ihres Fangnetzes auch recht große und wehrhafte Insekten wie Laufkäfer und Bockkäfer. (Bellmann 2001) (Roberts 1996)

Paarung und Brutpflege

Nachdem das Männchen ein geschlechtsreifes Weibchen in dessen Gespinst aufgespürt hat, lebt es noch einige Zeit mit diesem in dessen Röhre und frisst auch gemeinsam an Nahrung. Während dieser Periode finden immer wieder Paarungen statt. Nach einigen Wochen baut das Weibchen einen linsenförmigen Eikokon, welcher von ihm im nun verschlossenen Gespinst bewacht wird. Die Jungtiere werden nach dem Schlupf vom Weibchen gefüttert. Anschließend dient die Mutter selbst als Nahrung und wird von den eigenen Jungen ausgesaugt. Zuvor hat sich ihr Inneres durch vermehrt produzierte Verdauungsenzyme verflüssigt. (Bellmann 2001)

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Empfohlene Literatur

  • Ratschker UM & Bellmann H (1995): Untersuchungen zur Taxonomie und Verbreitung von Eresus cinnaberinus (Olivier, 1789) (Araneae, Eresidae). Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie 9 (4-6), S. 807–811.

Quellen

Quellen der Nachweise