Exkursionen/2011/Finnmark Norwegen
Abstract
Zeitraum
25. bis 30. Juli 2011
Beteiligte Personen
- Kjetil Åkra (Norwegen)
- Annie Antonsen (Norwegen)
- Arno Grabolle (Deutschland)
- Martin Lemke (Deutschland)
- Glenn Halvor Morka (Norwegen)
- Walter Pfliegler (Ungarn)
Exkursionsgebiet
Untersucht wurde der östliche Teil der nördlichsten norwegischen Provinz Finnmark. Die Sammelorte liegen in einem Umkreis von circa 100 km um die Stadt Kirkenes.
Das Exkursionsgebiet liegt am Nordrand des europäischen Festlandes und grenzt südlich an Finnland und östlich an Russland. Es liegt an der Barentssee und wird klimatisch stark von Golfstrom beeinflusst.
Die Küste ist flach hügelich und von Fjorden zerschnitten. In den Küstennahen Bereichen besteht die Vegetation vor allem auf Zwergstrauchheiden und Mooren. Die niedrigen Bäume bilden Stellenweise lockere Baumgesellschaften. Einige Kilometer südlicher ist die Landschaft durch zum Teil große, flache Seen und Heiden geprägt. Hier sind auch Erlen- und Kiefernwälder anzutreffen.
Ziele
- Verbesserung der Datenlage (Spinnentier-Nachweise) für diese bisher wenig untersuchte Region.
- Vervollständigung der Checkliste der Spinnen Norwegens.
- Dokumentation wenig bekannter Arten aus der subpolaren Klimazone
Material und Methoden
Sammelmethoden
Gesammelt wurde mit einem möglichst breiten Spektrum an Sammeltechniken. Der Boden und bodennahe Vegetation wurden per Hand untersucht, Moospolster und Flechten wurden abgelöst und ausgeschüttelt oder Gesiebt. Bodenstreu wurde gesiebt. höhere Vegetation wurde mit Streifkeschern abgekeschert und die Äste von Bäumen mit dem Klopfschirm besammelt. Daneben wurde die Rinde von abgestorbenen Bäumen abgelöst, liegendes Totholz demontiert und Steine umgedreht.
Vom 25. bis 30.07. wurden Bodenfallen ausgebracht.
Bestimmung
Die gesammelten Exemplare wurde entweder vor Ort in 70%igen beziehungsweise 98%igen Ethanol überführt, oder als Lebendmaterial mitgenommen um sie zur Reife zu bringen oder um Lebendfotos zu machen.
Die Bestimmung erfolgt mit Hilfe von Binokularen und adäquater Literatur:
- Nentwig W. et al. (2003): Araneae, Spinnen Europas (Bestimmungsschlüssel inklusive Linyphiiden-Bestimmungssystem von Anna Sträubli). Universität Bern.
- Roberts M. J. (1993): The Spiders Of Great Britain And Ireland, Volume 2. Linyphiidae and Check List. Harley Books. ISBN 978-0946589463, 204 S.
- Almquist S. (2005): Swedish Araneae, Part 1 – The families Atypidae to Hahniidae. Entomological Society of Lund, Sweden, 284 S.
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Bericht
Die Sammelexkursion wurde von Kjetil Åkra (Kurator der Zoologie am Mid-Troms Museum) vorbereitet, welcher die Region einige Jahre zuvor schon einmal kurz bereist hatte. Mit dem Hintergrund der Erfahrungen aus jeder ersten Exkursion und der Kenntnis der Lebensraumpräferenzen bestimmter Arten bestimmte Åkra die Sammelgebiete. Im Wesentlichen waren das:
- das Ferdesmyra Naturreservat (Permafrost-Moor)
- die östliche Grenzregion zu Russland mit dem Grenzfluss und Küste
- die bergige Region östlich von Kirkenes mit Tundra-Vegetation
- der Øvre Pasvik Nationalpark
Montag, 25. Juli
Wetter: bedeckt, mild, trocken Untersucht wurde ein feuchter Wald (Kiefern, Erlen) mit stellenweise hoher Bordenvegetation
Dienstag, 26. Juli
Wetter: sonnig, warm, trocken Untersucht wurde am Vormittag das Permafrost-Moor im Naturreservat Ferdesmyra. Daneben der teilweise felsige, teilweise mit Zwergsträuchern und Birken bewachsene Westhang eines Hügels am Rande des Moores. Am späten Nachmittag wurde ein kleineres Moor inklusive angrenzendem Erlenbruchwald und Felsen in der Nähe von Langfjordeid, südlich von Kirkenes untersucht.
Mittwoch, 27. Juli
Bei anfänglich sonnig-warmem Wetter wurde ein felsiges Habitat in der bergigen Region östlich von Kirkenes untersucht (Jarfjordfjellet). Später, bei bedecktem Himmel und etwas gefallenen Temperaturen der Unterlauf des Grenzflusses zu Russland (Jakobselv-Fluss). Dort unter anderem Erlenbruchwälder, Flussufer und Kiesbänke. Am frühen Nachmittag wurde eine sandige Aufschüttungsebene an der Mündung des Jakobselv-Fluss in die Barentsee untersucht (Wetter bedeckt, aufkommender Regen). Am späten Nachmittag wurde eine tundraartiges Habitat in den Bergen östlich von Kirkenes besammelt (bedeckt, trocken).
Donnerstag, 28. Juli
Wetter: bedeckt, mild, kein Regen Untersucht wurde der nordöstliche Rande des Øvre Pasvik Nationalparks. Das Gebiet ist vor allem durch Kiefernwald geprägt. Der Untergrund besteht aus groben Geröll. Die höher gelegenen Stellen sind trockener, in den Senken haben sich kleine Sümpfe, teilweise mit offenen Wasserflächen gebildet. Dazwischen entstanden immer wieder Blockhalden mit stehendem Wasser im Untergrund. In der Nacht vom 30. auf den 31. Juli hatte es geregnet. Wegen der geringen Verdunstung bei hoher Luftfeuchtigkeit waren die Äste der Bäume und die krautige Vegetation auch am Nachmittag des 31. noch nass, was die Sammelerfolge beim Keschern und Klopfen negativ beeinflusste.
Freitag, 29. Juli
Gegen Mittag, bei sonnigem, warmen Wetter untersuchte die Gruppe eine felsige Straßenböschung in der Nähe des Borsejávri-Sees (69.3447, 29.6071). Später, bei bedecktem Himmel ein Moor mit Kiefernwaldinseln (Nilamyra-Moor) im Pasvik Naturereservat (69.1351, 29.2248). Hier waren erstmalig größere Kiefern und nennenswerte Anteile an stehendem Totholz zu finden.
Samstag, 30. Juli
Die Gruppe teilte sich in den norwegischen Teil (K. Åkra, A. Antonsen und G. H. Morka) und den ungarisch-deutschen Teil (A. Grabolle, M. Lemke und W. Pfliegler). Die ungarisch-deutsche Gruppe untersuchte am Vormittag bei bewölktem einen nach Norden ausgerichteten Felsen in der Nähe der Küste (westlich Kirkenes) inklusive einiger Höhlen, die für Bunkeranlagen im 2. Weltkrieg angelegt worden sind. Gegen Mittag, bei aufkommendem Sonnenschein, untersuchte die Gruppe einen felsigen Hügel in der Nähe des Rundvatnet-Sees östlich von Kirkenes (69.74754, 30.1800). Danach wurde ein Streifen Fjord-Strand zwischen Jakobsnes and Elvenes (69.71873, 30.1302) mit groben Steingeröll und angrenzender Vegetation untesucht. Am Nachmittag wurden Wiese, Seeufer und Moor am Ørnevatnet-See (69.58627, 29.98126) besammelt. Später, bei Sonnenschein, eine Wiese inklusive Wassergraben südlich von Russevatn (69.4359, 29.849).