Pachygnatha clercki/Beobachtungen/Thorns HJ
Der Paarung und Entwicklung von Pachygnatha clercki
Alle Beobachtungen stammen von Tieren aus einem Garten in Deggendorf (Niederbayern).
21.11.2014:
Das Weibchen wurde bereits eine Woche zuvor gefangen und das Männchen einen Tag zuvor. Nach dem Zusammensetzen der beiden in einer Petrischale ist das Männchen dem Weibchen zunächst "freundlich" begegnet, hat sie betastet, ist mit geöffneten Chelizeren um sie herumgetanzt. Sie aber hat ihn ignoriert, ist ihm ausgewichen. Bei den nächsten Begegnungen das gleiche Spiel. Dann hat das Männchen das Weibchen angesprungen und seine Chelizeren in ihr Opisthosoma gestochen. Nach wenigen Sekunden war sie bewegungslos und er hat sie davon geschleppt. Ursächlich für die Paarungsunwilligkeit des Weibchens könnte die räumliche Enge der Petrischale, oder eine eventuell schon bestehende Befruchtung gewesen sein. Sie hatte seit einer Woche kaum Nahrung zu sich genommen und wirkte etwas geschwächt. Das Opisthosoma war leicht eingefallen.
Zwei Tage später ist auch das Männchen verstorben.
15.12.2014-18.12.2014:
Ein neues Pärchen wird gefangen und zusammengesetzt. Bei der ersten Begegnung (in einer 10 cm - Petrischale) gingen sie ganz kurz mit weit geöffneten Chelizeren aufeinander los, ohne dass es jedoch zum Biss kam. Danach haben sich beide ausgiebig betastet, mehr aber auch nicht. Bei weiteren Begegnungen war das Weibchen aktiver, hat das Männchen betastet und mit den ersten beiden Beinpaaren quasi umgriffen. Das adulte Männchen hat sich (manchmal erst nach ein paar Minuten)aus der Umarmung gelöst und entfernt. Das Verhalten zeigen die beiden jeden Tag. Über Nacht werden die Tiere getrennt, um eine Paarung nicht zu verpassen. Am 18.12. nach dem erneuten Zusammensetzen alles wie gehabt. Dann konnte erstmalig beobachtet werden, dass das Weibchen bei diesen Begegnungen in schnellem Rhythmus mit dem Opisthosoma zuckt (oder auf dem Untergrund trommelt?). Das Männchen wendet sich dennoch immer wieder ab. Mit einem zweiten Männchen, dass zwischenzeitlich verstorben ist, lief es nicht anders. Alle Tiere verweigern bislang die Nahrungsaufnahme.
Paarung
19.12.2014:
Nachdem beide dann doch Futter annahmen (kleine Fliegen und Wintermücken) und das Weibchen zusehens runder wurde, wurden sie wieder in einer Petrischale zusammengesetzt. Sie gingen sofort aufeinander los. Nach wenigen Sekunden hatte ER ihren Kopfbereich mit seinen Chelizeren schräg umgriffen. In dieser Position trug SIE ihn zunächst quasi vor sich her. Nach weiteren "Rangeleien" griffen die Chelizeren passgenau ineinander. Nunmehr lag ER schräg unter ihr. Es gab weitere heftige "Rangeleien", bei denen die Tiere teilweise auf der Seite lagen. Dabei war mehrfach die Einführung eines Tasters zu sehen. Nach ca. 1 h hatte ER seine Taster wieder bei sich, ihre Chelizeren aber immer noch im Griff. Es gab dann mehrfach Befreiungsversuche durch heftiges "Zappeln", bis beide schließlich voneinander gelöst waren.
Anschließend hat SIE minutenlang mit dem vorletzten Beinpaar über ihren Bauch gestrichen und dabei die Beine immer wieder zum Mund geführt. Ob SIE dabei aus der Epigyne Flüssigkeit ausgestrichen oder sich nur geputzt hat, war nicht erkennbar.
ER war am nächsten Tag verendet. SIE dagegen futtert weiter und wird immer runder.
Kokon-Entwicklung
09.01.2015: erstes Gelege
Nach der Paarung wurde das Weibchen in eine runde Plastikdose 8 x 4 cm umgesetzt. Jeden Tag wurden ein paar Wintermücken und etwas Wasser gefüttert. In der Nacht hat das Weibchen an der Kante Boden/Seitenwand einen flachen, ca. 20 mm langen Kokon angelegt. Von außen ist das eigentliche Eigelege erkennbar, dieses ist ca. 2 mm groß, mit ca. 20-30 Eiern.
22.01.2015: Schlupf des ersten Geleges
Das Weibchen kümmert sich augenscheinlich nicht um den Kokon. Es saß am anderen Ende der Dose, ist zwischendurch mal über Kokon gelaufen, ohne ihn weiter zu beachten. Es verbleibt in der Dose und sie nimmt weiter Futter an.
In diesem ersten Kokon ist der erste Spiderling erkennbar. Inzwischen sind mindestens 5 Spiderlinge geschlüpft, aber alle noch im Inneren des Kokons. Nun bleibt abzuwarten, ob und wann die Nachkommen sich einen Weg nach außen bahnen.
24.01.2015: 2. Gelege
Dieses mal ein flach/rundes Gespinst unter dem Deckel der Plastikdose. In dessen Zentrum der eigentliche Eikokon mit ca. 3 mm Durchmesser. Auch hier war keine Bewachung durch das Weibchen erkennbar. In den Tagen zuvor hatte es sich zwar mehrfach auf dem ersten Kokon niedergelassen. Es hat diesen aber nicht verteidigt, wenn ein Eindringling in Form eines feinen Pinsels zu nahe kam. Das Weibchen stirbt am 26.01.15.
26.01.2015: Entwicklung in den Kokons
Jeden Tag werden ein paar Wassertropfen auf den Boden der Platikdose gesetzt, die bis zum nächsten Tag nicht verdunstet sind, somit ist eine genügend hohe Luftfeuchtigkeit gewährleistet. Im ersten Eigelege sind weitere Jungspinnen geschlüpft. Sie sind aber immer noch alle im Inneren der zentralen Gespinstkapsel.
11.02.2015:
Die Jungspinnen aus dem ersten Gelege haben leider nicht den Weg nach außen geschafft. Soweit man es durch die Wand der Plastikdose und das Gespinst hindurch erkennen konnte, waren die Kleinen zunächst sehr agil, haben sich 2 x gehäutet. In den letzten Tagen war dann immer weniger Bewegung zu erkennen. Deshalb hab ich den Kokon heute geöffnet. Zutage kamen 6 tote Jungspinnen sowie das Gelege mit mindestens 12 unentwickelten Eiern und mindestens 26 nicht geschlüpften Prälarven innerhalb der Eihülle. Es ist zu vermuten, dass in der Natur der Kokon doch von der Mutter geöffnet wird, die hier nach dem zweiten Eigelege verstorben ist. So war im ersten Gelege z.B. am 4.2. -ca. 10 Tage nach dem Schlüpfen- eine Exuvie zu erkennen, die eigentlich nur von einer 2. Häutung stammen konnte. Kannibalismus und Egg feeding schliesse ich aus. Sonst hätte ich davon heute beim Öffnen des Kokons Spuren gefunden.
05.02. - 11.02.2015: Entwicklung des zweiten Geleges
Am 5. 2. wird über dem Gelege ein kleines Fenster in den Polystyrol-Deckel geschnitten, die darunter liegende dünne Gespinstschicht entfernt und anschließend auf das Fenster ein Deckglas mit Paraffin aufgekittet. Damit ist der Blick frei ins Innere des Geleges.
Am 6.2. ragten aus einem Ei zwei Beine der ersten Prälarve heraus. Sie brauchte bis zum 8.2., um ganz frei zu kommen. Weitere Prälarven folgten.
Bereits am 9. 2. gibt es die ersten 2 Häutungen zur L1. Am 11.2. sind -soweit erkennbar- alle Prälarven zur L1 gehäutet. Es sind mindestens 15 Exemplare.
Ich wird die zweite Häutung abgewartet, um dann den Kokon zu öffnen, damit die Jungen rechtzeitig frei kommen und nicht -wie im ersten Kokon- eingehen.
Im 2. Gelege sehen die Kleinen nach der ersten Häutung noch nicht so aus, als wenn sie schon allein Beute machen könnten. Ich häng mal ein Foto von Gestern mit 'ner Ventralansicht an (garantiert nach der 1. Häutung). Die Cheliceren wirken -soweit erkennbar- noch recht unfertig. Momenten wirken die Kleinen ja noch so gut bevorratet, dass sie davon noch ein paar Tage zehren können.
17.02.2015:
Es gab keine 2. Häutung innerhalb des Kokons. Die Larven haben aber auch keine Anstalten gemacht, sich selbst einen Ausgang aus dem Kokon zu schaffen. Als bei den ersten das Opi anfing, einzuschrumpeln, habe ich am 17. 2. Einen Ausgang in die Gespinsthülle geschnitten und auch von der darunter liegenden Gespinstwolle so viel entfernt, dass für die Larven ein Ausgang entstand. Bis zum nächsten Abend hatten 8 Larven den Kokon verlassen und wurden in kleine Plastikdosen umgesetzt. Die übrigen 12 sind trotz des Ausganges im Kokon verblieben und verendet.
Die "Kinderzimmer" für die Freigänger hatte ich auf einer Seite mit etwas Erde und Moos ausgestattet, zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit und zum Überleben der Springschwänze - Futter für die Kleinen. Bereits am ersten Tag hatten einige der Jungspinnen kleine Netze gebaut, in denen sie ruhten. Heute waren in einem Netz zwei ausgelutschte Springschwänze - Das Überleben scheint gesichert.
Zitat
Thorns HJ (2015): Beobachtungen zu Pachygnatha clercki. wiki.spinnen-forum.de.