Spinnen bestimmen: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Bestimmungsliteratur für Spinnen macht sich diese Merkmale zunutze um Spinnen zu bestimmen. Sie werden entweder mit Hilfe von [[Hilfe:Dichotomer Schlüssel|Bestimmungsschlüsseln]] abgefragt oder in Beschreibungstexten zu Fotografien genannt.
 
Die Bestimmungsliteratur für Spinnen macht sich diese Merkmale zunutze um Spinnen zu bestimmen. Sie werden entweder mit Hilfe von [[Hilfe:Dichotomer Schlüssel|Bestimmungsschlüsseln]] abgefragt oder in Beschreibungstexten zu Fotografien genannt.
  
==Bestimmung nach mikroskopsichen Merkmalen==
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==Bestimmung nach mikroskopischen Merkmalen==
 
Um die Artzugehörigkeit einer Spinne zweifelsfrei festzustellen (z. B. im Rahmen von Arterfassungsprojekten oder anderer wissenschaftlichen Untersuchungen) ist es in den meisten Fällen notwendig das Exemplar zu töten und unter einem Binokular zu untersuchen.
 
Um die Artzugehörigkeit einer Spinne zweifelsfrei festzustellen (z. B. im Rahmen von Arterfassungsprojekten oder anderer wissenschaftlichen Untersuchungen) ist es in den meisten Fällen notwendig das Exemplar zu töten und unter einem Binokular zu untersuchen.
  

Version vom 24. Februar 2011, 23:03 Uhr

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Methoden zur Bestimmung von Spinnen.

Bestimmung nach makroskopischen Merkmalen

Ein großer Teil der Spinnenarten ist von erfahrenen Arachnologen schon anhand makroskopischer Merkmale ohne Hilfsmittel sicher bis zur Art zu bestimmen. Solche Merkmale sind unter anderem:

  • Größe
  • Körperbau
  • Proportionen (z. B. Verhältnis der Beinlänge zur Körperlänge)
  • Farbe
  • Zeichnung (Muster)

Wie groß der Anteil der auf diese Weise sicher zu bestimmenden Arten ist, kann nur schwer eingeschätzt werden und hängt stark von der Erfahrung des Determinierers ab. Im Laufe der Zeit entwickeln die meisten Arachnologen im Zuge ihrer Tätigkeit ein gewisses Expertentum für eine bestimmte Artengruppe oder Familie, während sie sich in anderen Familien weniger gut auskennen. Auch hat das Artenwissen oft einen regionalen Bezug. So kennt ein Arachnologe z. B. die Arten seines Hauptuntersuchungsgebietes oder -biotops sehr genau, in einem fremden Gebiet muss er sich aber auch erst wieder einarbeiten.

Die meisten dieser Merkmale variieren allerdings innerhalb der Arten stark. Das kann folgende Gründe haben:

  • Die Art weist von Natur aus eine große Variationsbreite auf. Dies ist vor allem bei Generalisten (Arten die in vielen verschiedenenen Lebensräumen zuhause sind) zu beobachten.
  • Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich stark (Geschlechtsdimorphismus)
  • Jungtiere sind kleiner, haben andere Proportionen und sind heller gefärbt als die Erwachsenen. Auch ist manchmal die Körperzeichnung noch nicht voll ausgebildet.
  • Manche Spinnen verändern ihr Aussehen auch noch nach der letzten Häutung. So dunkeln weibliche Xysticus (Thomisidae) mit dem Kokonbau deutlich nach.

Dagegen unterscheiden sich Merkmale von Art zu Art oft nur wenig. Deshalb können sie in den meisten Fällen bestenfalls für die Bestimmung der Gattung dienen. Die Bestimmung der Familie ist für erfahrene Arachnologen in den meisten Fällen ohne Weiteres möglich.

Die Bestimmungsliteratur für Spinnen macht sich diese Merkmale zunutze um Spinnen zu bestimmen. Sie werden entweder mit Hilfe von Bestimmungsschlüsseln abgefragt oder in Beschreibungstexten zu Fotografien genannt.

Bestimmung nach mikroskopischen Merkmalen

Um die Artzugehörigkeit einer Spinne zweifelsfrei festzustellen (z. B. im Rahmen von Arterfassungsprojekten oder anderer wissenschaftlichen Untersuchungen) ist es in den meisten Fällen notwendig das Exemplar zu töten und unter einem Binokular zu untersuchen.

Da die meisten Spinnen über gut sichtbare und komplex gebaute Geschlechtsorgane verfügen, die zudem eine hohe Artspezifik aufweisen, haben sich diese als allgemein anerkanntes Hauptunterscheidungsmerkmal etabliert. Dies sind im Einzelnen:

  • die männlichen Pedipalpen mit Anhängen und Fortsetzen der Femora, Tibien und Patellae der Pedipalpen sowie der Bulbus und der ihn umgebenden Begattungsapperatur.
  • die Epigyne (chitinisierte Platte um die Geschlechtsöffung an der vorderen Ventralseite des Opisthosoma)
  • die Vulva (innere chitinisierte Strukturen des weiblichen Geschlechtsorgans).

Da die Geschlechtsorgane erst mit der Reifehäutung (bei den meisten Spinnen die letzte Häutung) voll entwickelt sind, kann eine sichere Determination bei den meisten Spinnenarten nur am geschlechtsreifen Tier erfolgen.

Daneben sind andere mikroskopische Merkmale wie Körperbestachelung, Augenstellung, Form und Bezahnung der Cheliceren und andere von Bedeutung. Sie helfen bei der Eingrenzung der Gattung, bei der Einordnung von juvenilen Tieren oder bei der Bestimmung haplogyner Spinnen, die keine ausreichend differenzierten Geschlechtsorgane besitzen.

Die Abtötung erfolgt im allgemeinen in hochprozentigem Ethanol. Zur Untersuchung eigenen sich Stereomikroskope mit einer guten Beleuchtung und einer maximalen Vergrößerungen von mindestens 20fach. Für die Untersuchung sehr kleiner Arten können aber Vergrößerungen von bis zu 50fach nötig sein.

Für die Untersuchung wird das Exemplar in ein Schälchen mit Wasser oder Ethanol und einer Schicht Fixiersand überführt. Am besten eigenen sich dafür Blockschalen aus Glas. Als Fixiersand wird gut gespülter, sehr feiner Sand verwendet, wie er z. B. in Zoohandlungen als Vogelsand verkauft wird. Als wichtigste Voraussetzung für die Vergleichbarkeit mit Abbildungen in der Literatur ermöglicht der Sand das genaue Positionieren der Spinne oder abgetrennter Körperteile unter dem Mikroskop.