Salticidae

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Salticidae Blackwall, 1841
Springspinnen
V-insignitus Pottenstein 08-05 02.jpg
Aelurillus v-insignitus
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spiderfam:0101

Die Familie der Springspinnen (Salticidae) umfasst weltweit 5202 Arten in 563 Gattungen (World Spider Catalog 2020) (Stand Januar 2009) und ist damit die artenreichste Spinnenfamilie. In Mitteleuropa kommen 100 Arten vor. Fehler! Referenz name='check' kann nicht zugeordnet werden

Beschreibung

Körperbau

Alle Springspinnen sind entelegyne und ecribellate Spinnen.

Die mitteleuropäischen Springspinnen werden durchschnittlich 5 bis 8 mm groß (maximal 13 mm Sitticus longipes). Sie haben einen kompakten Körperbau mit meist kurzen und kräftigen Beinen. Diese werden in der Regel relativ dicht an den Körper angezogen gehalten, sodass sie etwa gleich lang wirken. Meist ist jedoch das dritte oder das vierte Beinpaar deutlich länger ausgebildet. Diese Beine erbringen die größte Sprungleistung.

Manche Arten fallen durch ein stark verlängertes und verdicktes erstes Beinpaar auf, welches wohl beim Beutefang eine wesentliche Rolle spielt.

An den Tarsen finden sich zwei Klauen und Hafthaare (Scopulae), durch die Springspinnen auch an glatten Flächen Halt finden.

Die Chelizeren der meisten Arten sind klein und unauffällig, bei wenigen Arten jedoch überdimensional ausgebildet (z. B. bei den Salticus-Arten oder Myrmarachne formicaria).

Augen und Sehleistung

Die vorderen Mittelaugen sind stark vergrößert, liegen an der Stirnseite des Prosoma und sind nach vorne gerichtet. Die vorderen Seitenaugen sind etwas kleiner und nach vorne-außen gerichtet. Die hinteren Augen sind kleiner und liegen an den Seiten des Prosoma.

Springspinnen können besonders gut sehen. Die Netzhaut in den vorderen Mittelaugen kann mittels spezieller Muskeln vor, zurück und seitlich bewegt werden. So kann die Spinne die Sehschärfe auf verschiedene Entfernungen einstellen und die Blickrichtung ändern. Bei Entfernungen von bis zu 10 cm kann die Spinne Formen optisch unterscheiden. Die sich überschneidenden Gesichtsfelder der vorderen Seitenaugen ermöglichen räumliches Sehen. (Foelix 1996)

Färbung und Zeichnung

Springspinnen sind vielfältig gezeichnet und gefärbt. Männchen und Weibchen der gleichen Art sehen oft sehr unterschiedlich aus (Geschlechtsdimorphismus). Oft sind das erste Beinpaar, die Pedipalpen und die Stirn der Männchen auffällig gefärbt oder behaart. Diese dienen bei der Balz als Signal für die Weibchen oder andere Männchen.

Einige Springspinnenarten imitieren in Aussehen und Verhalten Ameisen. Ihr Körper ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt und langgestreckt. Die Beine dieser Arten sind dünn und hell gefärbt. Das erste Beinpaar wird beim Laufen als Fühlerattrappe trellernd vor dem Körper hergetragen.

Lebensweise

Alle Springspinnen sind tagaktiv. Nachts ziehen sie sich meist in kleine rundum geschlossene Wohngespinste zurück. In diesen wird auch der Eikokon angelegt und bewacht. Auch für die Häutungen und zur Überwinterung werden solche Gespinste angelegt. Die Wohngespinste der Springspinnen unterscheiden sich von denen anderer Spinnen (z. B. Clubionidae) durch eine sehr weiße, wattige Seide, die beim Öffnen nicht aufreißt, sondern sich zähfaserig in die Länge zieht.

Beutefang

Springspinnen bauen zum Beutefang keine Netze. Stattdessen streifen sie in der Umgebung umher, bis sie ein sich bewegendes Objekt erkennen. Dann drehen sie sich mit der Prosoma-Stirnseite (Augen) zum Objekt und nähern sich diesem langsam, bis sie auf Sprungweite herangekommen sind. Erkennen sie das Objekt als potentielle Beute, erfolgt der Beutesprung. Dazu werden alle Beine eingesetzt. Die vorderen beiden Beinpaare werden kurz vor dem Absprung angehoben und dienen der Landung oder dem Ergreifen der Beute. Je nach Gattung unterschiedlich, vollziehen das 3., das 4., oder beide Hinterbeinpaare den Absprung. Dieser Sprung ist sowohl sehr präzise als auch besonders lang. Einige Arten können bis zu dem 25-fachen ihrer Körperlänge bei einem solchen Sprung überwinden. (Foelix 1996)

Vor dem Absprung befestigt die Spinne einen Sicherheitsfaden am Untergrund. Sollte sie ihre Beute verfehlen oder mit der Beute zusammen herunterfallen, kann sie an diesem Faden zum Ausgangspunkt zurückklettern.

Beim Beutefang zeigen die Springspinnen nicht nur eine erstaunliche Sinnesleistung, sondern auch beeindruckende geistige Leistungen. Springspinnen können nicht nur die Entfernung zu einer Beute abschätzen, sie erkennen auch, wenn die Entfernung zu groß ist. In solchen Fällen suchen sie einen günstigeren Standpunkt, der näher bei der Beute liegt, und prägen sich dessen Lage ein (Gedächtnis). Diesen besseren Standpunkt steuern sie dann in unübersichtlichem Gelände (z. B. im Blättergewirr eines Baumes) aus dem Gedächtnis an, auch wenn währenddessen die Beute für die Spinne nicht immer sichtbar ist (räumliche Orientierung). Am Ziel angekommen, können sie dann einen erfolgreichen Beutesprung durchführen. (Foelix 1996)

Fortpflanzung

Das Aelurillus v-insignitus-Männchen (rechts) balzt um ein Weibchen.

Wie der Beutefang ist auch die Balz bei Springspinnen stark optisch geprägt. Chemische und mechanische Reize spielen eine untergeordnete Rolle.

Wenn ein Männchen ein Weibchen entdeckt, dann vollzieht es im Blickfeld des Weibchens einen artspezifischen Balztanz. Dabei werden die oft bunt gefärbten Vorderbeine und die Pedipalpen auf charakteristische Weise bewegt, während das Männchen Sprünge in einem bestimmten Muster vollführt. Sollte das Männchen den Tanz nicht korrekt ausführen (z. B. weil das Weibchen einer anderen Art angehört), dann wird es vom Weibchen entweder ignoriert oder sogar als Beute angesehen und angegriffen. Bei einem korrekten Balztanz bleibt das Weibchen aufmerksam und imitiert in manchen Fällen die Balz mit reduzierter Intensität.

Bei einer Begegnung mit anderen Männchen werden stattdessen Drohgesten ausgelöst. Dabei kommen bei einigen Arten auch die besonders großen Chelizeren zum Einsatz. Ein direkter Kampf bleibt jedoch meist aus. Das als unterlegen ausgemachte Männchen zieht sich zurück.

Ist die Balz vor einem Weibchen erfolgreich, dann nähert sich das Männchen weiter, bis es das Weibchen mit den Vorderbeinen berührt. Nach einigen Berührungen steigt das Männchen auf den Rücken des Weibchens und beginnt mit der Kopulation. Bei einigen Arten trägt das Weibchen das Männchen längere Zeit auf dem Rücken umher, und das Männchen wiederholt die Kopulation mehrmals.

Zur Eiablage baut das Weibchen einen Schlupfwinkel aus Spinnseide. In diesen werden später ein oder mehrere Kokons mit Eiern abgelegt. Das Weibchen bewacht die Kokons längere Zeit. Eine weitergehende Brutpflege findet jedoch nicht statt.

Gattungen in Mitteleuropa

In Mitteleuropa kommen die folgenden Gattungen vor (Blick 2004) (Anzahl der in Mitteleuropa vorkommenden Arten jeweils in Klammern):

V-insignitus Pottenstein 08-05 02.jpg
Aelurillus (1): mittelgroß, grau – schwarz/weiß, V-förmige Zeichnung auf der Stirn, trockene steinige Lebensräume
Festivus Leutratal 04-2007 03.jpg
Asianellus (1): groß, kompakt, grau – schwarz/weiß, trockene steinige Lebensräume
Ballus chalybeius W 8-01842.jpg
Ballus (2): klein, käferähnlicher Körperbau, auf Laubbäumen
Nigritus-cf Zietschk 07-06 04.jpg
Chalcoscirtus (4): sehr klein, schlank, schwarz, am Boden in trockenheißen Lebensräumen
Dendryphantes-rudis.jpg
Dendryphantes (2): mittelgroße Art, vorwiegend auf Kiefern
Frontalis Reinsteadt 07-09 01.jpg
Euophrys (3): klein, in niedriger Vegetation von Wäldern
Evarcha arcuata 9 1024.jpg
Evarcha (4): mittelgroße Art, in niedriger Vegetation
Hasarius-adansoni-female.jpg
Hasarius (1): relativ große Art bis ca. 8 mm, Kosmopolit, in Mitteleuropa vorwiegend in Gewächshäusern
Heliophanus cupreus W 7-6006.jpg
Heliophanus (12): schwarz mit weißer Zeichnung, in sonnigen Lebensräumen
Marpissa muscosa f.jpg
Marpissa (4): groß, langgestreckt, 1. Bn.Paar länger und kräftiger, an Rinde und auf Bäumen
Formicaria Zietschk 07-06 01.jpg
Myrmarachne (1): ameisenähnlich, Kopfregion erhöht
Neon reticulatus f.jpg
Neon (5): sehr klein, kaum Zeichnung, in Moos und Streu
Pellenes tripunctatus m dorsal hohner.jpg
Pellenes (5): mittelgroß, dunkel – schwarz mit weißer Zeichnung, am Boden in trockenen, offenen Lebensräumen
Philaeus chrysops 19 1024.jpg
Philaeus (1): sehr groß, graubraun – schwarz mit roter Zeichnung, in trockenheißen Lebensräumen
Phlegra fasciata f mhohner 8-03609.jpg
Phlegra (3): mittelgroß, Weibchen dunkel mit drei hellen Längsstreifen
Pseudeuophrys lanigera W dorsal 7-0610.jpg
Pseudeuophrys (4): klein, braun, an Häusern oder in Wäldern
Salticus scenicus W 7-1335.jpg
Salticus (5): schwarz/weiß gezeichnet, männl. Cheliceren verlängert, an Baumrinde und Felsen
Sibianor aurocinctus M 8-01431.jpg
Sibianor (2): klein, gedrungen, schwarz oder grau, 1. Bn.Paar verlängert
Sitticus floricola M 7-5176.jpg
Sitticus (14): klein – sehr groß, 4. Bn.Paar länger, hell – dunkel grau, lebhaft gemustert
Hilarulus Reinstaedt 08-05 01.jpg
Synageles (3): klein, ameisenähnlich, in verschiedenen Lebensräumen
Aequipes Pottenstein 08-05 01.jpg
Talavera (3): sehr klein, kompakt, am Boden in trockenen, offenen Lebensräumen

Weitere Gattungen

Quellen