Parasteatoda simulans: Unterschied zwischen den Versionen

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Synonym: ''Achaearanea simulans'' ({{autor|Thorell}}, 1875)
 
  
 
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Die ökologische Differenzierung gegenüber ''[[Parasteatoda lunata]]'' ist noch nicht klar abzusehen, jedoch scheint ''P. lunata'' nicht so stark an lichte Biotope und den Waldrand gebunden zu sein. Sie lebt noch im Inneren dunkler Wälder (z. B. Rotbuchenwälder, Fichtenforste), wo ''P. simulans'' nicht mehr vorkommt. Beide Arten leben oft sympatrisch, sogar am selben Baum nebeneinander. Je nach Biotop überwiegt jedoch die eine oder die andere Art zahlenmäßig sehr deutlich. So ist in den Randbereichen des Fichtenforstes ''P.simulans'' weitaus geringer vertreten als ''P. lunata'', während das Verhältnis im lichten Laubwald umgekehrt ist.<ref name='Martin74'/>
  
 
==Verbreitung==
 
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Version vom 23. August 2017, 05:42 Uhr

Parasteatoda simulans (Thorell, 1875)
Ähnliche Mondspinne
Parasteatoda simulans m 3mm do Laubgehölz sonniges Bachtal BadUrach SHuber.jpg
Männchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Theridiidae (Kugelspinnen)
Gattung: Parasteatoda (Mondspinnen)
Reifezeit (Harvey 2014)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:006864
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten NT
[CZ] Tschechien ES
[D] Deutschlandmh===*
[D] Berlines??=R
[D] Brandenburg *
[D] Mecklenburg-Vorp.s<(↓) 3
[D] Niedersachsen *
[D] Niedersachsen (H) G
[D] Niedersachsen (T) *
[D] Nordrhein-Westfalens===*
[D] Schleswig-Holsteines?? D
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Achaearanea simulans

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 4 bis 4,4 mm, Männchen 2,7 bis 3 mm. (Nentwig et al. 2012)

Weibchen

Prosoma heller oder dunkler braun mit dunklerem, nach vorn breiter werdendem Mittelband, das sich vorn in drei feine dunkle Striche aufgabelt, die in der Mitte bzw. zu den Seitenaugen nach vorn ziehen. Bei helleren Tieren ist diese Zeichnung nur angedeutet. An den Seiten unregelmäßig netzförmig überdunkelt, Netzzeichnung zum Rande hin enger werdend (dunkler Rand). Radiärstreifung meist deutlich. Sternum, Gnathocoxen und Labium ockergelb bis braun, peripher dunkler werdend. Coxen heller als Sternum.

Opisthosoma höher als lang, das Prosoma teilweise überwölbend. Grundfärbung variabel, ockergelb bis graubraun, manchmal rötlich, hell marmoriert. Oberseite mit dunklem, von zwei großen weißen Feldern eingefaßtem Mittelband, das an der höchsten Stelle des Abdomens endet. Dahinter zwei bis drei trapezförmige schwarze Flecke, deren letzter am konstantesten und auffälligsten ist und die helle hintere Abdachung des Opisthosomas nach vorn begrenzt. Diese ist über den Spinnwarzen meist streifig überdunkelt. Seiten mit mehreren hellen Bogenlinien, die dorsal in stumpfem Winkel aufeinandertreffen. Von ventral meist mit einem größeren trapezförmigen dunklen Bezirk vor den Spinnwarzen, hinter der Epigastralfurche in vielen Fällen ebenfalls eine breite, nach hinten schmaler werdende Verdunklung. Um die Spinnwarzen vier dunkle, von weißen Punkten flankierte Flecke. Vordere Spinnwarzen dunkler als hintere. Beine lang und dünn, ockergelb. Alle Glieder distal bräunlich verdunkelt. Tibien mit braunschwarzem Mittelring. (Martin 1974)

Männchen

Färbung ähnlich dem Weibchen, aber Opisthosoma-Zeichnung stets stark vereinfacht. Meist nur das dunkle Mittelband und der schwarze Fleck vor der hinteren Abdachung ausgeprägt. Ventral oft kräftig streifenförmig überdunkelt. Beine relativ länger als beim Weibchen, ockergelb, Tibien mit undeutlicher distaler Verdunklung. Nur Tibia Ⅳ mit einem breiten, dunklen Endring. (Martin 1974)

Ähnliche Arten

Ähnlichkeit mit Parasteatoda tepidariorum

Große Ähnlichkeit bestehe sowohl habituell, als auch genital mit Parasteatoda tepidariorum. Beide Arten können jedoch mit Hilfe des Kulczynskischen Index anhand der Körpermaße von einander unterschieden werden (Martin 1974).

P tepidariorum P simulans kl vergleich SHuber.jpg Größenunterschied P. tepidariorum (rechts) vs. P. simulans (links, 3 mm)
P tepidariorum P simulans pp vergleich SHuber.jpg Unterschied des Pedipalpus von P. tepidariorum (oben) vs. P. simulans (unten)

Genital

Es gibt darüber hinaus geringfügige genitalmorphologische Unterschiede.

Epigyne: Die Receptacula semines in der Vulva sind bei P. simulans breiter als hoch, bei P. tepidariorum dagegen höher als breit. Außerdem ist die Epigynengrube bei P. simulans relativ breiter als bei P. tepidariorum. (Martin 1974)

Pedipalpus: Die Behöckerung der Endapophyse des männlichen Tasterbulbus ("Conductor" nach Levi 1961), die eine eindeutige Abtrennung von lunata gestattet, ist bei P.simulans stärker ausgeprägt als bei P. tepidariorum. Die flachen, schuppenförmigen Höcker sind bei P. simulans breiter als bei P.tepidariorum und liegen dichter dachziegelartig übereinander. (Martin 1974)

Ähnlichkeit mit Parasteatoda tabulata

Ähnelt habituell sowie genital sehr Parasteatoda tabulata. Letztere ist jedoch meist dunkler gefärbt und unterscheidet sich durch andersartige Zeichnungselemente (siehe Artartikel). Durch die enorme Zeichnungsvariabilität von Parasteatoda simulans empfiehlt sich jedoch bei kleinen und dunkel gefärbten Tieren immer eine mikroskopische Genitaluntersuchung. Bei Weibchen muss mitunter die Vulva extrahiert werden, da auch die Epigynen der beiden Arten sehr ähnlich ausgeprägt sein können (Gromov 1997). Ebenfalls ähnlich ist Parasteatoda tepidariorum, diese wird jedoch größer und kommt im Gegensatz zu Parasteatoda simulans in synanthropen Bereichen vor (Roberts 1996).

Ähnlichkeit mit Parasteatoda lunata

Hin und wieder wurden rötliche Tiere gefunden, die im Gelände mit hellen Exemplarender roten Phase von Parasteatoda lunata verwechselt werden können (Martin 1974).

Lebensweise

Netzbau

Das Netz des Parasteatoda simulans-Weibchens gleicht in Ausdehnung und Konstruktion weitgehend dem von P. lunata. Es wird in relativ geringer Höhe (zwischen 0,3 und ca. 3,5 m, meist 1,7 bis 2,3 m hoch) am häufigsten zwischen einem Ast und dem Baumstamm errichtet. Das Fanggewebe selbst ist relativ klein (10 bis 25 cm im Durchmesser) und für Flugbeute einerichtet. Zwischen einer Vielzahl von Spannseilen, die an wenigen Anheftungspunkten zusammenlaufen, ist ein grobmaschiges Gewirr von streckenweise mit Leimtröpfchen besetzten Fangfäden ausgespannt. Im oberen Teil des Netzes befindet sich der haubenförmige Schlupfwinkel der Spinne, der stets mit trockenen Pflanzenteilen maskiert ist. Meist wird ein vertrocknetes, tütenförmig zusammengerolltes Blatt verwendet, das mit der Öffnung nach unten im Netz aufgehängt ist. Das Maskierungsmaterial wird teilweise auch vom Erdboden heraufgeholt. (Martin 1974)

Lebensraum

Habitatansprüche mesök: (hemi-) hygrophil-hemiombrobiont; an lichten Stellen von Laubwäldern und an Waldrändern (Martin 1974).

Die ökologische Differenzierung gegenüber Parasteatoda lunata ist noch nicht klar abzusehen, jedoch scheint P. lunata nicht so stark an lichte Biotope und den Waldrand gebunden zu sein. Sie lebt noch im Inneren dunkler Wälder (z. B. Rotbuchenwälder, Fichtenforste), wo P. simulans nicht mehr vorkommt. Beide Arten leben oft sympatrisch, sogar am selben Baum nebeneinander. Je nach Biotop überwiegt jedoch die eine oder die andere Art zahlenmäßig sehr deutlich. So ist in den Randbereichen des Fichtenforstes P.simulans weitaus geringer vertreten als P. lunata, während das Verhältnis im lichten Laubwald umgekehrt ist. (Martin 1974)

Verbreitung

Europa (World Spider Catalog 2017). Vorwiegend Osteuropa (Martin 1974).

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

Quellen der Nachweise