Pachygnatha clercki: Unterschied zwischen den Versionen

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(Bulgarien)
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==Determination==
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==Kopulation==
 
==Kopulation==
Die Kopulation ist von ({{autor|Gerhard}} 1923) beschrieben worden. Der Taster wird nur einmal gewechselt. Ohne Trennung der Tiere. Jede Insertion dauert etwa eine Stunde; dabei kontraktiert sich die gelbe, kugelige Tasterblase rhythmisch. Nachdem der letztgebrauchte Taster gelöst worden ist, verharren die Tiere noch 10 bis 12 Minuten in der Kopulationsstellung.
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Pachygnatha_clercki_Paarung_4_05Jan2015_HJThorns.JPG|Weibchen und Männchen vor der Paarung
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Pachygnatha_clercki_Paarung_5_05Jan2015_HJThorns.JPG|Einführung des Pedipalpus
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Pachygnatha_clercki_Paarung_6_05Jan2015_HJThorns.JPG|das Paar löst sich
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Pachygnatha_clercki_nachderPaarung_1_05Jan2015_HJThorns.JPG|nach der Paarung
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Pachygnatha_clercki_nachderPaarung_2_05Jan2015_HJThorns.JPG|Weibchen streicht mit vorletztem Beinpaar über Epigyne
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Pachygnatha_clercki_nachderPaarung_3_05Jan2015_HJThorns.JPG|anschließend führt sie es zur Mundöffnung
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Nach Trennung vollzieht das Weibchen eine recht eigenartige Handlung. Es streicht mit Hilfe des dritten Beinpaars einen großen, zähen, klaren Flüssigkeitstropfen aus der Vulva, bringt ihn an die Mundöffnung und saugt ihn restlos auf. <ref name="Wiehle 1963"/>
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Die Kopulation ist von ({{autor|Gerhard}} 1923) beschrieben worden. Der Taster wird nur einmal gewechselt. Ohne Trennung der Tiere. Jede Insertion dauert etwa eine Stunde; dabei kontraktiert sich die gelbe, kugelige Tasterblase rhythmisch. Nachdem der letztgebrauchte Taster gelöst worden ist, verharren die Tiere noch 10 bis 12 Minuten in der Kopulationsstellung. <ref name="Wiehle 1963">{{lit dahl 49}}</ref>
  
==Verbreitung==
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Nach Trennung vollzieht das Weibchen eine recht eigenartige Handlung. Es streicht mit Hilfe des dritten Beinpaars einen großen, zähen, klaren Flüssigkeitstropfen aus der Vulva, bringt ihn an die Mundöffnung und saugt ihn restlos auf. <ref name="Wiehle 1963">{{lit dahl 49}}</ref>
Die Art ist holarktisch verbreitet <ref name="Platnick">{{lit platnick}}</ref>.
 
  
==Lebensraum==
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Detaillierte Beobachtungen der Paarung und Entwicklung von ''{{PAGENAME}}'' finden sich hier: [[Pachygnatha_clercki/Beobachtungen/Thorns_HJ|Paarung und Entwicklung bei ''{{PAGENAME}}'']].
Am Boden sehr feuchten Wiesen, oft in der Nähe von Gewässern. Die Art ist ausgesprochen hygrobiont <ref name="Wiehle 1963">{{lit dahl 49}}</ref>.
 
  
 
==Bilder==
 
==Bilder==
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Bild:Clercki_Burgholz_08-07_03.jpg|Weibchen und Männchen
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Pachygnatha_clercki_habitus_ill_600_KAakra.jpg|Zeichnung Habitus
Bild:Clercki_Burgholz_08-07_06.jpg|Männchen
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Clercki_Burgholz_08-07_01.jpg|dorsal
Bild:Clercki_Tiefurt_08-06_01-Epig.jpg|Epigyne
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Pachygnatha_clercki_f_(2).JPG|dorsal
Bild:Pachygnatha_clercki_pedi_left-800.jpg|Linker Pedipalpus (m)
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Pachygnatha_clercki_f.JPG|lateral
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Clercki_Tiefurt_08-06_01-Epig.jpg|Epigyne
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<gallery caption="Männchen">
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Clercki_Burgholz_08-07_03.jpg|Weibchen (links) und Männchen (rechts)
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Clercki_Burgholz_08-07_06.jpg|Portrait
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Pachygnatha clercki 06.10.2018 DE-SH Ostufer Blankensee Ufer-Schilf-male.jpg|Präparat
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Pacjygnatha clercki 2016-05-27 Siggeneben m cheliz.jpg|Chelizeren des Männchens
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Pachygnatha_clercki_pedi_left-800.jpg|linker Pedipalpus
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Pachygnatha_clercki_palp_HLovbrekke.jpg|Pedipalpus
 
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
===Nachweis- und Verbreitungskarten===
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==Quellen==
 
==Quellen==
 
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===Quellen der Nachweise===
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Version vom 23. Januar 2020, 20:44 Uhr

Pachygnatha clercki Sundevall, 1823
Große Dickkieferspinne
Pachygnatha-clercki Kohlgrund 10-04 03.jpg
Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Tetragnathidae (Streckerspinnen)
Gattung: Pachygnatha (Dickkieferspinnen)
Reifezeit (Bellmann 2010)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:014026
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten VU
[CZ] Tschechien ES
[CZ] Oberschlesien *
[D] Deutschlandsh===*
[D] Berlinsh===*
[D] Brandenburg *
[D] Mecklenburg-Vorp.h== *
[D] Niedersachsen *
[D] Niedersachsen (H) *
[D] Niedersachsen (T) *
[D] Nordrhein-Westfalensh===*
[D] Schleswig-Holsteinsh===*
[NO] Norwegen LC
[PL] Bielitz-Biala *
[PL] Kattowitz *
[PL] Opole *
[PL] Oberschlesien *
[PL] Tschenstochau *

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 6 bis 7 mm, Männchen 5 bis 6 mm (Roberts 1996). Größte mitteleuropäische Art der Gattung.

Prosoma hellbraun mit einem dunklen Medianband und weniger deutlichen Lateralstreifen. Mitunter ist der Bereich zwischen thorakaler und cephaler Region verdunkelt (besonders bei Männchen). Sternum hellbraun, manchmal mit dunklerem Rand. beim Männchen oft dunkler. Von der Fovea ausgehend findet man mitunter dunkle Punktreihen. Opisthosoma olivbraun mit dunklerem Folium. Ventral beim Weibchen einheitlich olivbraun, beim Männchen mitunter mit hellen parallen Streifen von der Epigastralfurche bis zu den Spinnwarzen. Beine gelb oder braun. (Locket & Millidge 1953)

Paracymbium des männlichen Pedipalpus charakteristisch (Locket & Millidge 1953).

Verbreitung

Die Art ist holarktisch verbreitet (World Spider Catalog 2016).

Lebensraum

In der Streu, im Moos und Falllaub feuchter Habitate (Roberts 1996). In sehr feuchtem bis nassem Gebiet (Tretzel 1952):

In Mitteleuropa regelmäßig auch auf Äckern (Blick et al. 2000). Bevorzugt unbeweidete Wiesen (Meyer & Reinke 1996). Halotolerant, auch auf Salzwiesen der Nordsee vorkommend (Finch 2008).

Kopulation

Die Kopulation ist von (Gerhard 1923) beschrieben worden. Der Taster wird nur einmal gewechselt. Ohne Trennung der Tiere. Jede Insertion dauert etwa eine Stunde; dabei kontraktiert sich die gelbe, kugelige Tasterblase rhythmisch. Nachdem der letztgebrauchte Taster gelöst worden ist, verharren die Tiere noch 10 bis 12 Minuten in der Kopulationsstellung. (Wiehle 1963)

Nach Trennung vollzieht das Weibchen eine recht eigenartige Handlung. Es streicht mit Hilfe des dritten Beinpaars einen großen, zähen, klaren Flüssigkeitstropfen aus der Vulva, bringt ihn an die Mundöffnung und saugt ihn restlos auf. (Wiehle 1963)

Detaillierte Beobachtungen der Paarung und Entwicklung von Pachygnatha clercki finden sich hier: Paarung und Entwicklung bei Pachygnatha clercki.

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

  • Bellmann H (2010): Der Kosmos Spinnenführer: Über 400 Arten Europas. Kosmos. 1. Auflage. ISBN 3-440-10114-2, 429 S.
  • Blick T, fiffner L & Luka H (2000): Epigäische Spinnen der Nordwest-Schweiz im mitteleuropäischen Vergleich (Arachnida: Araneae). Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie 12, S. 267–276.
  • Finch OD (2008): Webspinnen, Weberknechte und Pseudoskorpione der Ostfriesischen Inseln. Schriftenreihe Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer 11, S. 103–112.
  • Locket GH & Millidge AF (1953): British Spiders Vol. II. Ray Society, 449 S.
  • Meyer H & Reinke HD (1996): Veränderungen in der biozönotischen Struktur der Wirbellosenfauna durch unterschiedliche Beweidungesintensitäten mit Schafen. Faunistisch-ökologische Mitteilungen Band 7, Heft 3/4, S. 109–151, ISSN 0430-1285.
  • Roberts MJ (1996): Collins Field Guide. Spiders of Britain and Northern Europe. HarperCollins Publishers Ltd.. ISBN 0-00-219981-5, 383 S.
  • Tretzel E (1952): Zur Ökologie der Spinnen (Araneae). Kommissionsverlag von Max Mencke, Erlangen, S. 1–131.
  • Wiehle H (1963): Die Tierwelt Deutschands und der angrenzenden Meeresteile, 49. Teil Spinnentiere oder Arachnoidea (Araneae) XII. Tetragnathidae – Streckspinnen und Dickkiefer. Gustav Fischer Verlag, 76 S.
  • World Spider Catalog (2016): World Spider Catalog. Natural History Museum Bern, online auf http://wsc.nmbe.ch , Version 17, abgerufen am 2016-06-21, doi:10.24436/2.

Quellen der Nachweise