Harpactea rubicunda: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ähnliche Arten==
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Die Coxae des 4. Beinpaars tragen 1 bis 8 Stacheln <ref name="SpiMi"/> (siehe Bilder unten). Die Anzahl der Stacheln kann auch auf den beiden Beinen eines Individuums verschieden sein. [[Harpactea lepida|''H. lepida'']] und [[Harpactea hombergi|''H. hombergi'']] besitzen hier keine Stacheln!
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Bereits in der Schweiz und Österreich kommen weitere Arten der Gattung hinzu.
  
'''Jungtiere''' sind heller als erwachsene Spinnen. Bei ihnen ist das Prosoma noch mittel gelb- oder orangebraun.
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Die Gattung ist in Süd- und Osteuropa mit zahlreichen, eventuell noch nicht beschriebenen, Arten vertreten. Exemplare aus diesen Gebieten bedürfen einer sorgfältigen Bestimmung durch Genitaluntersuchung (bei den Weibchen durch Vulvenextraktion).
  
 
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==Lebensweise==
 
==Lebensweise==
Wie alle ''Harpactea''-Arten ist auch ''{{PAGENAME}}'' streng nachtaktiv. Zum Beutefang läuft sie bedächtig umher. Die langen Vorderbeine werden auf flachem Untergrund breit aufgefächert vor dem Körper hergetragen. Dank ihres schlanken beweglichen Körperbaus ist es ihr aber auch möglich, in Spalten und Ritzen einzudringen und ihre Beute dort aufzuspüren.  
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Wie alle ''Harpactea''-Arten ist auch ''{{PAGENAME}}'' streng nachtaktiv. Zum Beutefang läuft sie bedächtig umher. Die langen Vorderbeine werden auf flachem Untergrund breit aufgefächert vor dem Körper hergetragen. Dank ihres schlanken beweglichen Körperbaus ist es ihr aber auch möglich, in Spalten und Ritzen einzudringen und ihre Beute dort aufzuspüren. (Eigene Beobachtungen {{autor|Grabolle}})
  
Die Art ist recht angriffslustig und überfällt auch andere Spinnen. Beobachtungen zufolge scheinen andere Spinnen (z.B. ''Drassodes sp.'') einen nicht unerheblichen Teil ihrer Nahrung auszumachen.
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Die Art ist recht angriffslustig und überfällt auch andere Spinnen. Beobachtungen zufolge scheinen andere Spinnen (z.B. ''Drassodes sp.'') einen nicht unerheblichen Teil ihrer Nahrung auszumachen. (Eigene Beobachtungen {{autor|Grabolle}})
  
 
==Bilder==
 
==Bilder==
  
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Bild:Rubicunda_Weimar_07-06_06-Kokon.jpg|Weibchen im Eikokon
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Bild:Harpactea rubicunda female A5180 S6268.jpg|Vulva
 
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Bild:Harpactea-rubicunda_Ettersberg_09-03_01-Bn.jpg|Cox.+Fem. IV dorsal
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Bild:Rubicunda_Weimar_07-10_03.jpg|Pedipalpus
 
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Bild:Harpactea-rubicunda_Ettersberg_09-03_02-Ped.jpg|Pedipalpus
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Bild:IMG 7647vergr..jpg|ad. Männchen mit Pedipalpen (KL: 10,5 mm)
 
 
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
===Nachweis- und Verbreitungskarten===
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===Weitere Links===
 
*{{AragesGalerie}}
 
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==

Version vom 23. Januar 2020, 20:27 Uhr

Harpactea rubicunda (C. L. Koch, 1838)
Großer Langfinger
Rubicunda 2002.jpg
Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Dysderidae (Sechsaugenspinnen)
Gattung: Harpactea (Langfinger)
Reifezeit (Le Peru 2011)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:004709
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten DD
[CZ] Tschechien ES
[D] Deutschlandh>=*
[D] Berlinsh===*
[D] Brandenburg *
[D] Mecklenburg-Vorp.s== *
[D] Niedersachsen *
[D] Niedersachsen (H) *
[D] Niedersachsen (T) G
[D] Nordrhein-Westfalens===*
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Dysdera rubicunda
  • Harpactes rubicundus

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 8 bis 12 mm (Cephalothorax 3,5 bis 4 mm), Männchen 7 bis 10 mm (Cephalothorax 4 mm) (Le Peru 2011).

Prosoma und Sternum rotbraun (Le Peru 2011). Das Opisthosoma ist, wie für de Familie typisch, zeichnungslos (siehe Bilder).

Die ersten beiden Beinpaare sind rotbraun, die hinteren gelblich.

Beinbestachelung
Fem Ⅰ Fem. Ⅱ Fem. Ⅳ Cx. Ⅳ Pt. Ⅲ
3–6 3–6 8–10 1–8 ≥ 1

(Le Peru 2011)

Jungtiere sind heller als erwachsene Spinnen. Bei ihnen ist das Prosoma noch mittel gelb- oder orangebraun. (Eigene Beobachtungen Grabolle)

Ähnliche Arten

Harpactea-rubicunda-maleC4.jpg Das Bild zeigt Cox. Ⅳ von Harpactea rubicunda. Bei Harpactea hombergi und H. lepida sind die Coxae Ⅳ unbestachelt. H. hombergi und H. lepida sind zudem im Adultstadium kleiner (Heimer & Nentwig 1991).

Bereits in der Schweiz und Österreich kommen weitere Arten der Gattung hinzu.

Die Gattung ist in Süd- und Osteuropa mit zahlreichen, eventuell noch nicht beschriebenen, Arten vertreten. Exemplare aus diesen Gebieten bedürfen einer sorgfältigen Bestimmung durch Genitaluntersuchung (bei den Weibchen durch Vulvenextraktion).

Verbreitung

Sie ist von Europa bis Georgien verbreitet (World Spider Catalog 2015).

In Deutschland vor allem im Osten relativ häufig nachgewiesen (Arachnologische Gesellschaft 2020).

Lebensraum

Unter Steinen und Detritus, in trockenen oder halbtrockenen Habitaten wie entsprechenden Wäldern, Grasland oder Hängen (Le Peru 2011). Auch auf trockenen Ruderalflächen (Roberts 1996), sowie in Gärten und Häusern (synanthrop) (Le Peru 2011).

Lebensweise

Wie alle Harpactea-Arten ist auch Harpactea rubicunda streng nachtaktiv. Zum Beutefang läuft sie bedächtig umher. Die langen Vorderbeine werden auf flachem Untergrund breit aufgefächert vor dem Körper hergetragen. Dank ihres schlanken beweglichen Körperbaus ist es ihr aber auch möglich, in Spalten und Ritzen einzudringen und ihre Beute dort aufzuspüren. (Eigene Beobachtungen Grabolle)

Die Art ist recht angriffslustig und überfällt auch andere Spinnen. Beobachtungen zufolge scheinen andere Spinnen (z.B. Drassodes sp.) einen nicht unerheblichen Teil ihrer Nahrung auszumachen. (Eigene Beobachtungen Grabolle)

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

  • Arachnologische Gesellschaft (2020): Atlas der Spinnentiere Europas.
  • Heimer S & Nentwig W (1991): Spinnen Mitteleuropas. Verlag Paul Parey. ISBN 3-489-53534-0, 543 S.
  • Le Peru B (2011): The Spiders of Europe, a synthesis of data: Atypidae to Theridiidae. Mémoires de la Sociétés linnéenne de Lyon no. 2. 1 Auflage. ISBN 978-2-9531930-3-9, 523 S.
  • Roberts MJ (1996): Collins Field Guide. Spiders of Britain and Northern Europe. HarperCollins Publishers Ltd.. ISBN 0-00-219981-5, 383 S.
  • World Spider Catalog (2015): World Spider Catalog. Natural History Museum Bern, online auf http://wsc.nmbe.ch , Version 16, abgerufen am 2015-03-06, doi:10.24436/2.

Quellen der Nachweise