Gnaphosidae: Unterschied zwischen den Versionen

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Viele Gnaphosiden sind einfarbig beige, grau bis braun oder schwarz. Bei einigen Arten sind die Beine distal oder proximal heller als der restliche Körper. Einige Gnaphosieden haben aber auch kontrastreiche Zeichnungen entwickelt. Oft bilden dann helle oder weiße Härchen Flecken oder Streifen auf schwarzem Grund. Diese lebhaft gezeichneten Arten sind meist (immer?) tagaktiv.
Viele Gnaphosiden sind einfarbig beige, grau bis braun oder schwarz. Bei einigen Arten sind die Beine distal oder proximal heller als der restliche Körper. Einige Gnaphosieden haben aber auch kontrastreiche Zeichnungen entwickelt. Oft bilden dann helle oder weiße Härchen Flecken oder Streifen auf schwarzem Grund. Diese lebhaft gezeichneten Arten sind meist (immer?) tagaktiv.


Die Arten der Gattung [[Micaria]] (und einiger anderer Gattungen) imitieren in Aussehen und Bewegungsverhalten Ameisen. Sie haben oft einen stark veränderten, schlanken oder sogar taillierten Körperbau, sind dunkel oder orange gefärbt und besitzen auf Körper und Beinen spezielle Schuppenhaare, welche sie im Licht farbig schillern lassen.
Die Arten der Gattung ''[[Micaria]]'' (und einiger anderer Gattungen) imitieren in Aussehen und Bewegungsverhalten Ameisen. Sie haben oft einen stark veränderten, schlanken oder sogar taillierten Körperbau, sind dunkel oder orange gefärbt und besitzen auf Körper und Beinen spezielle Schuppenhaare, welche sie im Licht farbig schillern lassen.


== Lebensweise ==
== Lebensweise ==
Plattbauchspinnen sind frei jagende Spinnen, die keine Fangnetze bauen. Die meisten Arten sind nachtaktiv. Andere Arten, wie z.B. die ameisennachahmenden Micaria-Arten oder andere kontrastreich gezeichnete Arten, sind zu einer tagaktiven Lebensweise übergegangen, obwohl auch bei ihnen der Gesichtssinn keine wesentliche Rolle bei der Orientierung spielt.
Plattbauchspinnen sind frei jagende Spinnen, die keine Fangnetze bauen. Die meisten Arten sind nachtaktiv. Andere Arten, wie z.B. die ameisennachahmenden ''[[Micaria]]''-Arten oder andere kontrastreich gezeichnete Arten, sind zu einer tagaktiven Lebensweise übergegangen, obwohl auch bei ihnen der Gesichtssinn keine wesentliche Rolle bei der Orientierung spielt.


Ihre Umgebung und die Beute wird über taktile Reize wahrgenommen. Trichobothrien auf den Beinen rezipieren Luftschwingungen, andere Sinnesorgane sind auf die Wahrnehmung von Bodenerschütterungen spezialisiert.
Ihre Umgebung und die Beute wird über taktile Reize wahrgenommen. Trichobothrien auf den Beinen rezipieren Luftschwingungen, andere Sinnesorgane sind auf die Wahrnehmung von Bodenerschütterungen spezialisiert.


Die Beute wird meist in einer kurzen Spring- und Raffbewegung aller Beine überwältigt. Bei vielen Arten wird die Beute dabei zusätzlich durch überspinnen mit breiten Fadenbändern aus den langen vorderen Spinnwarzen imobilisiert. Einige Gattungen haben sich ganz auf diese Technik spezialisiert und überwältigen ihre Beute (meist Ameisen) immer und ausschließlich durch Einspinnen (z.B. [[Nomisia]])
Die Beute wird meist in einer kurzen Spring- und Raffbewegung aller Beine überwältigt. Bei vielen Arten wird die Beute dabei zusätzlich durch überspinnen mit breiten Fadenbändern aus den langen vorderen Spinnwarzen imobilisiert. Einige Gattungen haben sich ganz auf diese Technik spezialisiert und überwältigen ihre Beute (meist Ameisen) immer und ausschließlich durch Einspinnen (z.B. ''[[Nomisia]]'')


Inaktive Phasen verbringen Plattbauchspinnen in selbstgesponnenen Wohngespinsten, in denen auch Häutungen und Eiablage stattfinden. Diese Gespinste werden in Ritzen, unter Steinen oder in Rindenspalten angelegt.
Inaktive Phasen verbringen Plattbauchspinnen in selbstgesponnenen Wohngespinsten, in denen auch Häutungen und Eiablage stattfinden. Diese Gespinste werden in Ritzen, unter Steinen oder in Rindenspalten angelegt.


<!--=== Fortpflanzung ===
<!--=== Fortpflanzung ===-->


== Lebensraum ==
== Lebensraum ==
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Die Arten der großen Familie haben viele Lebensräume besiedelt. Die meisten Arten bevorzugen trockene, warme Habitate. Die meisten Arten leben am Boden, unter Steinen und ähnlichem. Einige Arten besiedeln Baumrinde. Solche Arten werden dann auch in Häusern gefunden (z.B. die Arten der Gattung ''[[Scotophaeus]]'')
 
==Verbreitung==
==Verbreitung==
Es wurden 105 Arten in 21 Gattungen der Familie in [[Mitteleuropa]]  
Es wurden 105 Arten in 21 Gattungen der Familie in [[Mitteleuropa]]  

Version vom 25. Juli 2010, 01:20 Uhr

Gnaphosidae Pocock, 1898
Plattbauchspinnen
Opaca BFrankenh 07-07 03.jpg
Gnaphosa opaca, Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spiderfam:0054


Die Familie der Plattbauchspinnen (Gnaphosidae) umfasst weltweit 2075 Arten in 112 Gattungen (Stand Dezember 2009). (World Spider Catalog 2020) Davon sind in Mitteleuropa 105 Arten in 21 Gattungen vertreten. Fehler! Referenz name='Blick' kann nicht zugeordnet werden

Beschreibung

Die meisten Gnaphosidae besitzen einen etwas abgeflachten Körper und kräftige Beine. Prosoma und Opisthosoma sind länglich oval. Die breiteste Stelle des Opisthosoma befindet sich meist im hinteren Drittel. Kein Beinpaar ist besonders verlängert.

Ein familientypisches Merkmal der Gnaphosiden sind die langen, meist über den Hinterrand des Opisthosoma deutlich hervorstehenden vorderen Spinnwarzen. Diese sind eingliedrig und zylindrisch bis etwas abgeflacht, laufen also nicht nach hinten konisch aus wie etwa bei den Clubionidae. Sie sind sehr beweglich, stehen in Ruhe aber meist mehr oder weniger parallel zueinander.

Die Augen sind nicht gut entwickelt. Sie sind klein und stehen in zwei Reihen dicht hinter der Stirn. Die hinteren Mittelaugen sind bei einigen Gattungen deutlich oval verformt.

Viele Gnaphosiden sind einfarbig beige, grau bis braun oder schwarz. Bei einigen Arten sind die Beine distal oder proximal heller als der restliche Körper. Einige Gnaphosieden haben aber auch kontrastreiche Zeichnungen entwickelt. Oft bilden dann helle oder weiße Härchen Flecken oder Streifen auf schwarzem Grund. Diese lebhaft gezeichneten Arten sind meist (immer?) tagaktiv.

Die Arten der Gattung Micaria (und einiger anderer Gattungen) imitieren in Aussehen und Bewegungsverhalten Ameisen. Sie haben oft einen stark veränderten, schlanken oder sogar taillierten Körperbau, sind dunkel oder orange gefärbt und besitzen auf Körper und Beinen spezielle Schuppenhaare, welche sie im Licht farbig schillern lassen.

Lebensweise

Plattbauchspinnen sind frei jagende Spinnen, die keine Fangnetze bauen. Die meisten Arten sind nachtaktiv. Andere Arten, wie z.B. die ameisennachahmenden Micaria-Arten oder andere kontrastreich gezeichnete Arten, sind zu einer tagaktiven Lebensweise übergegangen, obwohl auch bei ihnen der Gesichtssinn keine wesentliche Rolle bei der Orientierung spielt.

Ihre Umgebung und die Beute wird über taktile Reize wahrgenommen. Trichobothrien auf den Beinen rezipieren Luftschwingungen, andere Sinnesorgane sind auf die Wahrnehmung von Bodenerschütterungen spezialisiert.

Die Beute wird meist in einer kurzen Spring- und Raffbewegung aller Beine überwältigt. Bei vielen Arten wird die Beute dabei zusätzlich durch überspinnen mit breiten Fadenbändern aus den langen vorderen Spinnwarzen imobilisiert. Einige Gattungen haben sich ganz auf diese Technik spezialisiert und überwältigen ihre Beute (meist Ameisen) immer und ausschließlich durch Einspinnen (z.B. Nomisia)

Inaktive Phasen verbringen Plattbauchspinnen in selbstgesponnenen Wohngespinsten, in denen auch Häutungen und Eiablage stattfinden. Diese Gespinste werden in Ritzen, unter Steinen oder in Rindenspalten angelegt.


Lebensraum

Die Arten der großen Familie haben viele Lebensräume besiedelt. Die meisten Arten bevorzugen trockene, warme Habitate. Die meisten Arten leben am Boden, unter Steinen und ähnlichem. Einige Arten besiedeln Baumrinde. Solche Arten werden dann auch in Häusern gefunden (z.B. die Arten der Gattung Scotophaeus)

Verbreitung

Es wurden 105 Arten in 21 Gattungen der Familie in Mitteleuropa nachgewiesen. (Blick 2004)

Name DE NL BE CH AT CZ SK PL
Aphantaulax           × ×  
Berlandina ×     × × × × ×
Callilepis × × × × × × × ×
Cryptodrassus       ×   × ×  
Drassodes × × × × × × × ×
Drassodex ×   × × ×      
Drassyllus × × × × × × × ×
Echemus ×     × × × ×  
Gnaphosa × × × × × × × ×
Haplodrassus × × × × × × × ×
Kishidaia × × × × × × × ×
Micaria × × × × × × × ×
Nomisia       ×     ×  
Parasyrisca       ×        
Phaeocedus × × × × × × × ×
Poecilochroa ×   × ×     × ×
Scotophaeus × × × × × × × ×
Sosticus ×       × × × ×
Synaphosus       ×        
Trachyzelotes × × × × × × × ×
Urozelotes ×     × × ×    
Zelotes × × × × × × × ×


Bildbestimmung

In Mitteleuropa kommen die folgenden Gattungen vor (Blick 2004) (Anzahl der in Mitteleuropa vorkommenden Arten jeweils in Klammern):

[[Bild:|frameless|120x120px]]
Aphantaulax (2): klein, schlank, schwarz mit weißen Flecken auf dem Opist., tagaktiv
Cinerea Gimritz 05-2007 02.jpg
Berlandina (1): graubraun, kontrastreich gezeichnet, tagaktiv
Nocturna Goethetal 08-05 01.jpg
Callilepis (2): dunkel, kontrastreich gezeichnet, tagaktiv
Drassodes-pubescens Rotenstein 09-09 01.jpg
Drassodes (4): groß, hell gelb bis grau
Pusillus cf Tiefurt 08-06 01.jpg
Drassyllus (6): um 6 mm, dkl.-braun bis schwarz, dist. Beinsegmente heller
Echemus-angustifrons Klam-Oberoesterreich 10-07 Robert-Gattringer.jpg
Echemus (1): bis 8 mm, einfarbig hell
Lucifuga Zietschk 07-06 01.jpg
Gnaphosa (17): mittelgr. bis sehr groß, meist einfarbig dunkel
Signifer Ettersberg 08-05 04.jpg
Haplodrassus (11): klein bis mittelgr., meist einfarbig graubraun
Nomisia-spec Ungarn-Sas 09-05 01.jpg
Nomisia (1): mittelgroß, mittelbraun, lange SpW.
Phaeocedus-braccatus-3-redigert.jpg
Phaeocedus (1): mittelgroß, dunkel mit weißen Flecken
Scutulatus Seeben 08-08 05.jpg
Scotophaeus (4): groß, dunkelgrau, silbrig behaart
Pedestris-cf Zietschk 07-06 01.jpg
Trachyzelotes (2): mittelgroß, schwarz, dist. Beinsegm. heller
Latreillei 7BogenBrücke 08-08 01.jpg
Zelotes (27): mittelgroß, meist dunkelbraun oder schwarz

Quellen