Filistatidae

Aus Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
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Filistatidae Ausserer, 1867
Lochröhrenspinnen
Filistata-cf-insidiatrix Istanbul 04-1995 03.jpg
Filistata spec.
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spiderfam:0072

Die kleine Familie der Filistatidae besteht weltweit aus 17 Gattungen mit insgesamt 112 Arten (World Spider Catalog 2020) (Stand 2010). Sie ist vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitet und in Europa nur mit wenigen Arten vertreten.

Beschreibung

Die Filistatidae sind eine Familie wärmeliebender mittelgrosser (bis 15 mm) Spinnen, bei denen das sehr lange Labium (Unterlippe) nahtlos mit dem Sternum (Brustplatte) verwachsen ist. (Nentwig et al. 2012)

Die Arten der Familie zeichnen sich außerdem durch ein länglich ovales, flaches Prosoma aus, welches im Kopfbereich sehr schmal ausläuft. Die 8 Augen sind – ähnlich wie bei den sechsäugigen Dysderidae – in einem kompakten Feld angeordnet.

Das 1. Beinpaar ist deutlich verlängert und kräftig. Die Pedipalpen sind sehr kräftig ausgebildet und tragen an ihren Enden eine große bezahnte Kralle. Die Grundglieder der Cheliceren miteinander verwachsen, sodass nur noch die Klauen frei bewegt werden können. Diese Merkmale stellen eine deutliche Anpassung an den Beutefang dar.

Wie für cribellate Spinnen üblich ist der gesamte Körper mit einem sehr gelichmäßigem, kurzen Haarkleid versehen. Sie besitzen ein geteiltes Cribellum und ein Calamistrum. Die Genitalien sind einfach gebaut (haplogyn) (Jocqué & Dippenaar-Schoeman 2007).

Die Weibchen häuten sich auch nach der Geschlechtsreife noch ein bis zwei mal im Jahr.

Lebensweise

Filistatidae bauen ein dem der Segestriidae ähnelndes Netz. Die Öffnung eines schmalen, röhrenförmigen Schlupfwinkels erweitert sich trichterförmig. Von hier aus ziehen einzelne Fäden in die Umgebung. Das Netz der Filistatidae besteht allerdings aus cribellater Fangwolle. Die Fäden, die von der Röhrenmündung in die Umgebung ziehen, haben nicht nur Alarfunktion, sondern dienen auch schon der Imobilisierung der Beute.

Die Beute wird nicht blitzartig mit den Vorderbeinen ergriffen (wie bei den Segestridae) – vielmehr „angelt“ sich die Spinne mit ihrem langen 1. Beinpaar eines der Beine oder einen Fühler der Beute (meist hartschalige Käfer), führt diesen vorsichtig den Pedipalpen zu, welche ihn an die Cheliceren führen. Die Cheliceren sind in ihrer Anatomie auf das Durchbeißen kleiner Durchmesser angepasst, sodass die Spinne ihren Giftbiss nur an distalen Beinsegmenten oder Fühlern anbringen kann.

Die Spinne hält nun den Biss solange fest, bis die Gegenwehr der Beute erlahmt. Dann wird sie in die Netzröhre gezogen und ausgesaugt.

Filistatidae sind stark an das Leben in trockenen Gebieten angepasst. Sie können ihren Wasserbedarf vollkommen über die gefressene Beute decken und sehr lange ohne Nahrungsaufnahme auskommen. Weiterhin ist bekannt, dass sie mehrere Jahre leben (Filistata) (Nentwig et al. 2012).

Lebensraum

Die Arten der Gattung leben vor allem in trockenheißen Gebieten und besiedeln Ritzen und Löcher in Mauern und Felswänden oder leben unter Steinen.

Arten und Verbreitung

2 Gattungen leben in Europa, eine auch in Mitteleuropa. (van Helsdingen 2011) (Nentwig et al. 2012)

Name DE NL BE CH AT CZ SK PL DK NO SE FI HU SI GB IE IT IT82 FR FRH ES PT
Filistata ?                         ×     × ? × ? × ×
Pritha       ×                         × ? × ?   ×

Quellen