Dictynidae: Unterschied zwischen den Versionen

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== Lebensweise und Vorkommen ==
 
== Lebensweise und Vorkommen ==
 
Kräuselspinnen kommen in Mitteleuropa in unterschiedlichen Lebensräumen vor; auf Stauden, Trockenrasen, auf Bäumen und Büschen. ''[[Dictyna arundinacea]]'' bevorzugt die Blütenstände von vertrockneten Pflanzen wie Rainfarn oder verschiedenen Doldenblütlern. ''[[Nigma flavescens]]'' dagegen ist häufig an den Unterseiten von Eichenblättern zu finden. Arten wie ''[[Dictyna arundinacea]]'' sind überaus häufig und fast überall zu finden, wo es geeignete Standorte gibt, auch an Wegrändern und auf Ruderalflächen.
 
Kräuselspinnen kommen in Mitteleuropa in unterschiedlichen Lebensräumen vor; auf Stauden, Trockenrasen, auf Bäumen und Büschen. ''[[Dictyna arundinacea]]'' bevorzugt die Blütenstände von vertrockneten Pflanzen wie Rainfarn oder verschiedenen Doldenblütlern. ''[[Nigma flavescens]]'' dagegen ist häufig an den Unterseiten von Eichenblättern zu finden. Arten wie ''[[Dictyna arundinacea]]'' sind überaus häufig und fast überall zu finden, wo es geeignete Standorte gibt, auch an Wegrändern und auf Ruderalflächen.
  
Während des Sommers findet die Paarung statt. Das Männchen vibriert vorsichtig am Netz des Weibchens, um nicht selbst zur Beute zu werden. Während der Paarung hält das Männchen die [[Anatomie von Spinnen#Chelizeren|Cheliceren]] des Weibchens mit den eigenen Cheliceren. Nach der Paarung lebt das Männchen dann noch eine Zeitlang zusammen mit dem Weibchen in einem Netz, bis es stirbt. Das Weibchen spinnt einen Kokon in ihrem Gespinst und legt darin ihre Eier ab.<ref name="roberts"/>
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Während des Sommers findet die Paarung statt. Das Männchen vibriert vorsichtig am Netz des Weibchens, um nicht selbst zur Beute zu werden. Während der Paarung hält das Männchen die [[Anatomie von Spinnen#Chelizeren|Cheliceren]] des Weibchens mit den eigenen Cheliceren. Nach der Paarung lebt das Männchen dann noch eine Zeitlang zusammen mit dem Weibchen in einem Netz, bis es stirbt. Das Weibchen spinnt einen Kokon in ihrem Gespinst und legt darin ihre Eier ab. <ref name="roberts"/>
  
== Gattungen und Arten ==
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Die Wasserspinne (''[[Argyroneta aquatica]]'') ist die einzige bekannte Spinne, die zu einem dauerhaften Leben unter Wasser übergegangen ist.
Die wichtigsten in Mitteleuropa vorkommenden Gattungen und Arten sind:<ref name="platnick"/>
 
  
*''[[Cicurina]]'' {{Autor|Menge}}, 1871 (ex. Fam. [[Agelenidae]])
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==Bildbestimmung==
*''[[Dictyna]]'' {{Autor|Sundevall}}, 1833
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Eine Bildübersicht der meisten Gattungen Europas gibt es auf der [[{{PAGENAME}}/Bilder|{{PAGENAME}} Bildübersicht]].
** ''[[Dictyna arundinacea]]'' {{Autor|Linnaeus}}, 1758
 
*''[[Lathys]]'' {{Autor|Simon}}, 1884
 
*''[[Nigma]]'' {{Autor|Lehtinen}}, 1967
 
** ''[[Nigma flavescens]]'' ({{Autor|Walckenaer}}, 1830)
 
** ''[[Nigma puella]]'' ({{Autor|Simon}}, 1870)
 
** ''[[Nigma walckenaeri]]'' ({{Autor|Roewer}}, 1951)
 
*''[[Altella]]'' {{Autor|Simon}}, 1884
 
*''[[Argenna]]'' {{Autor|Thorell}}, 1870
 
  
== Weblinks ==
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==Verbreitung==
*{{SpiMiLink}}
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==Quellen==
 
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Aktuelle Version vom 13. November 2017, 17:37 Uhr

Dictynidae O. P.-Cambridge, 1871
Kräuselspinnen
Nigma spec.jpg
Nigma sp.
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spiderfam:0042

Die Dictynidae (Kräuselspinnen) sind eine Familie der Unterordnung Cribellatae und der Sektion Neocribellatae (Kaestner 1956). Es sind meist kleine Spinnen aus weltweit 587 Arten in 53 Gattungen (World Spider Catalog 2016).

Aussehen und Körperbau

Sechs oder acht Augen, Sternum dreieckig, drei Tarsenklauen, entelegyn (Jocqué & Dippenaar-Schoeman 2007).

Die meisten Dictynidae sind kleine Spinnen von maximal vier Millimetern Körpergröße (Roberts 1996). Viele Arten sind unscheinbar braun gefärbt, einige jedoch auffällig bunt, wie beispielsweise die hellgrüne Nigma walckenaeri.

Lebensweise und Vorkommen

Kräuselspinnen kommen in Mitteleuropa in unterschiedlichen Lebensräumen vor; auf Stauden, Trockenrasen, auf Bäumen und Büschen. Dictyna arundinacea bevorzugt die Blütenstände von vertrockneten Pflanzen wie Rainfarn oder verschiedenen Doldenblütlern. Nigma flavescens dagegen ist häufig an den Unterseiten von Eichenblättern zu finden. Arten wie Dictyna arundinacea sind überaus häufig und fast überall zu finden, wo es geeignete Standorte gibt, auch an Wegrändern und auf Ruderalflächen.

Dictynidae sind cribellate Spinnen, stellen also mit ihrem speziellen Spinnapparat keine Leimfäden her, sondern eine besonders feine und gekräuselte Spinnwolle. Diese wird in unregelmäßigen Netzen auf Pflanzen versponnen (Bellmann 2001). In diesen feinen Netzen verfangen sich Insekten hoffnungslos und werden so zur Beute der Kräuselspinnen.

Während des Sommers findet die Paarung statt. Das Männchen vibriert vorsichtig am Netz des Weibchens, um nicht selbst zur Beute zu werden. Während der Paarung hält das Männchen die Cheliceren des Weibchens mit den eigenen Cheliceren. Nach der Paarung lebt das Männchen dann noch eine Zeitlang zusammen mit dem Weibchen in einem Netz, bis es stirbt. Das Weibchen spinnt einen Kokon in ihrem Gespinst und legt darin ihre Eier ab. (Roberts 1996)

Die Wasserspinne (Argyroneta aquatica) ist die einzige bekannte Spinne, die zu einem dauerhaften Leben unter Wasser übergegangen ist.

Bildbestimmung

Eine Bildübersicht der meisten Gattungen Europas gibt es auf der Dictynidae Bildübersicht.

Verbreitung

In Europa und im Maghreb kommen nach Datenlage dieses Wikis 18 Gattungen der Familie Dictynidae vor.[A]

NameNOSEFIIEGBGB-NIRDKDENLBELUPLLTLVEECHATLICZSKHU
Altella    ×  × × ×   ×× ×××
Archaeodictyna×××    ×   ××  ×× ×××
Arctella×××                  
Argenna××××××××××××××××× ×××
Argyroneta×××××××××× ××××××××××
Brigittea××××××××××××  ××× ×××
Dictyna×××××××××××××××××××××
Emblyna×××    × × ×  ×× ××××
Hackmania×××                  
Lathys××× × ×××××× ××××××××
Marilynia       ×        ×    
Nigma   ×× ××××××   ××××××
NamePTESES-IBADFRFRHITIT82IT88ROBGBASIHRMEMKRSKVALGRGR-M
Ajmonia××                   
Altella ×× × ×××××  × ×   × 
Archaeodictyna××  × ×  ××  ××××  ××
Argenna××  × ××××× ××××× ×× 
Argyroneta ×  × ×  ××××××××    
Brigittea××××××××××× ×××××××××
Chaerea ×  × ×            ××
Devade ×  ×    ×         × 
Dictyna×× ××××××××××××××××××
Emblyna    × ×× ××   × ××   
Lathys××××××××××× ××××× ×××
Marilynia××  ×××××××  ×    ×××
Mizaga    × ××     ×       
Nigma×××××××××××××××××××××
Scotolathys××  ×    ××    ×   × 
NameUABYMDRU-KGDRU-RUWRU-RUCRU-RUERU-RUNRU-RUSTR-EURTR-ASICYAMAZGEMADZTNLYEGMT
Ajmonia                ××   
Altella×       × ×     ×    
Archaeodictyna×××  ××××    ×× ×××× 
Arctella       ×             
Argenna××× ××× ×  ×××  ×    
Argyroneta××××××××× × × ×      
Brigittea××× ××× ×××× ×× ×× ××
Chaerea                ×    
Devade×     × ×  ×××  × ×× 
Dictyna××××××××××× ××× × × ×
Emblyna×    ×××× ×  ×       
Hackmania      ××             
Lathys×× ××××××××× ××××× × 
Marilynia× ×  ×    ××    ××  ×
Nigma×××  ×  × ×××××××× ××
Scotolathys×               ×    
Tricholathys        ×            
Legende/Legend
? Checkliste nicht verfügbar No checklist available
× Gattungsvorkommen bekannt Genus documented
(×) Gattungsvorkommen bekannt, keine Art etabliert Genus documented, no species established
Gattungsvorkommen bekannt, alle Arten gestrichen Genus documented, all species removed from list
  Checkliste enthält Gattung nicht Checklist consulted, but genus not found
Hinweise zur Nutzung der Tabellen:
Die Spalten können durch Anklicken des Landeskürzels markiert werden. Durch einen zweiten Klick wird diese Markierung wieder gelöscht.

Quellen

  • Bellmann H (2001): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Frankh-Kosmos Verlag. ISBN 3-440-09071-X, 304 S.
  • Jocqué R & Dippenaar-Schoeman A (2007): Spider Families of the World. Royal Museum of Central Africa. ISBN 978-90-74752-11-4, 336 S.
  • Kaestner A (1956): Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Teil 1: Wirbellose. Gustav Fischer Verlag, Jena. 3 Auflage, S. 603–616.
  • Roberts MJ (1996): Collins Field Guide. Spiders of Britain and Northern Europe. HarperCollins Publishers Ltd.. ISBN 0-00-219981-5, 383 S.
  • World Spider Catalog (2016): World Spider Catalog. Natural History Museum Bern, online auf http://wsc.nmbe.ch , Version 17.5, abgerufen am 2016-12-20, doi:10.24436/2.

Quellen der Nachweise und Checklisten