Bdellidae: Unterschied zwischen den Versionen

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==Systematik==
 
==Systematik==
Die {{PAGENAME}} gehören zu Unterordnung '''Eupodina''', Überfamilie '''Bdelloidea'''. Die Familie wird in 5 Unterfamilien gegliedert:  '''Cytinae''', '''Spinibdellinae''', '''Bdellinae''', '''Odontoscirinae''' und '''Polytrichinae''' (letztere ist seit 2003, aus der Afrotropicalen Region bekannt). Sie besteht aus 12 Gattungen mit 72 Arten (stand 1981).<ref name="SynopsisOrganisms">{{Lit SynopsisOrganisms}}</ref> <ref name="SynopsisOrganisms"/> <ref>{{Literatur
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Die {{PAGENAME}} gehören zur Unterordnung '''Prostigmata''', Infraordnung '''Eupodina''', Überfamilie '''Bdelloidea'''. Die Familie wird in 5 Unterfamilien gegliedert:  '''Cytinae''', '''Spinibdellinae''', '''Bdellinae''', '''Odontoscirinae''' und '''Polytrichinae''' (letztere ist afrotropisch).<ref name="SynopsisOrganisms">{{Lit SynopsisOrganisms}}</ref> <ref name="Schyff 2003">{{Lit Schyff 2003}}</ref>
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==Merkmale==
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Die Familie hat weltweit 15 Gattungen und 251 Arten (Stand 2011). Viele früher beschriebene Arten der Familie haben einen unsicheren Status: es gibt bei diesen keinen Holotyp (sog. ''nomina nuda'') und manchmal sind die alten Erstbeschreibungen sehr kurz und ungenau.<ref name="Thor 1901">{{lit Thor 1901}}</ref> <ref name="Zhang Animal biodiversity">{{Lit Zhang Animal biodiversity}}</ref> <ref name="MiteIdentificationEvans">{{Lit MiteIdentificationEvans}}</ref> <ref name="Ueckermann_BdellidaeList">{{Lit Ueckermann_BdellidaeList}}</ref> <ref name="Omukunda 2012">{{lit Omukunda 2012}}</ref>
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Die europäischen Gattungen gehören zu den folgenden 4 Unterfamilien:
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*Bdellinae
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Der Status von 2 weiteren Gattungen, ''Caenobdella'' (''C. crassipes'': Beine sind auffällig kurz, es gibt ungewöhnlich lange Tasterborsten auf den Tibien) und ''Troglobdella'' (''T. obisium'': blinde Art) ist unsicher, weil es keine Holotypen, nur alte, detailarme Abbildungen für diese gibt. Sie gelten als ''nomina dubia''.
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==Beschreibung==
 
Die Hauptmerkmale der Familie {{PAGENAME}} sind:
 
Die Hauptmerkmale der Familie {{PAGENAME}} sind:
  
 
*Die Pedipalpen sind antennenförmig und haben 4 Segmente
 
*Die Pedipalpen sind antennenförmig und haben 4 Segmente
 
*Die Tarsen tragen 1 oder 2 terminale Setae
 
*Die Tarsen tragen 1 oder 2 terminale Setae
*Tibia und Tarsus besitzen keine klauenartige Setae
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*Tibia und Tarsus besitzen keine klauenartigen Setae
 
*Der Körper ist schwach sklerotisiert, manchmal rot
 
*Der Körper ist schwach sklerotisiert, manchmal rot
*Die Mundwerkzeuge sind Schnabelähnlich<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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*Die Mundwerkzeuge sind schnabelähnlich<ref name="SynopsisOrganisms"/>
  
==Beschreibung==
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Die antennenförmigen Pedipalpen unterscheiden die {{PAGENAME}} von den ähnlichen Cunaxidae (die raptoriale Pedipalpen haben). {{PAGENAME}} haben nicht verästelte, setulierte Empodia zwischen den Klauen. Die Männchen besitzen komplexe, zusätzliche Genitalien und produzieren Spermatophoren (indirekte Fertilization). Es gibt kein Aedeagus.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
Die antennenförmigen Pedipalpen unterscheiden die {{PAGENAME}} von den ähnlichen [[Cunaxidae]] (die raptoriale Pedipalpen haben). {{PAGENAME}} haben nicht verästelte, setulierte Empodia zwischen den Klauen. Die Männchen besitzen komplexe, zusätzliche Genitalien und produzieren Spermatophoren (indirekte Fertilization). Es gibt kein Aedeagus.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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Die Basen der Chelizeren sind getrennt und oft verlängert. Die beweglichen Finger sind manchmal zum Stechen modifiziert. Das Prodorsum trägt ein oder zwei Paar Trichobothrien. Es sind zwei oder drei Paare genitaler Papillen vorhanden. Eugenitale Setae sind vorhanden. Spinibdellinae und Cytinae haben genitale Tracheae. Tibien I und IV und Tarsen III und IV tragen normalerweise Trichobothrien. Die Klauen sind unbehaart.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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===Merkmale der Unterfamilien===
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Bei der Unterfamilie '''Cytinae''' und '''Spinibdellinae''' ist in reduzierter Form ein Naso ausgebildet. Ein einzelnes Auge ist vorhanden. '''Bdellinae''' und '''Odontoscirinae''' haben auch ein Median-Auge, das unter der nicht weiter differenzierten Kutikula liegt, und nur histologisch nachgewiesen werden kann.<ref name="Omukunda 2012"/>
  
Die Basen der Cheliceren sind getrennt und oft verlängert. Die Bewegliches Finger ist manchmal zum Stechen modifiziert. Das Prodorsum trägt ein oder zwei Paar Trichobothrien. Es sind zwei oder drei Paaren genitaler Papillen vorhanden. Eugenitale Setae sind vorhanden. Spinibdellinae und Cytinae haben genitale Tracheae. Tibien I und IV und Tarsen III und IV tragen normalerweise Trichobothrien. Die Klauen sind unbehaart.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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Die Prälarven der {{PAGENAME}} sind relativ kompliziert gebaut. Ein Vergleich der Prälarven führt zu der Annahme, dass die Prälarve von '''Cytinae''' am ursprünglichsten ist. Die von ''Neomolgus littoralis'' besitzt die meisten abgeleiteten Merkmale. Die Prälarven der '''Bdellinae''' und '''Odontoscirinae''' ähneln einander weitestgehend. Die von ''Cyta'' ('''Cytinae'''), ''Spinibdella'' und ''Biscirus'' ('''Spinibdellinae''') repräsentieren je einen eigenen Typ. Nur ''Neomolgus''-Prälarven haben keine laterofrontale Rinne.<ref name="Alberti 2003">{{Lit Alberti 2003}}</ref>
  
Schnabelmilben können spinnen und legen Häutungskammern und Nester an. Auch sichern sie ihre Beuten mit Fäden.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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Bei adulten '''Odontoscirinae''' ist der Tibiotarsus des Pedipalpus verlängert, bei den '''Bdellinae''' ist dieser sehr kurz.<ref name="SynopsisOrganisms"/> <ref name="Atyeo 1962">{{Lit Atyeo 1962}}</ref>
  
===Merkamle der Unterfamilien===
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==Biologie==
Bei der Unterfamilie '''Cytinae''' und '''Spinibdellinae''' ist in reduzierter Form ein Naso ausgebildet. Ein enzelnes Auge ist vorhanden. '''Bdellinae''' und '''Odontoscirinae''' haben auch ein Median-Auge, das unter der nicht weiter differenzierten Kutikula liegt, und nur histologisch nachgewiesen werden kann.<ref>{{Literatur
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Einige {{PAGENAME}} spielen bei der biologischen Schädlingsbekämpfung eine wichtige Rolle. Von anderen Arten ist aber aus Mangel an Forschung sehr wenig bekannt.<ref name="MitesPestControl">{{Lit MitesPestControl}}</ref>
|titel=Prälarven und Phylogenie der Schnabelmilben (Bdellidae, Trombidiformes)
 
|autor=von Alberti, G.
 
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Die Prälarven der {{PAGENAME}} sind relativ kompliziert gebaut. Ein Vergleich der Prälarven führt zu der Annahme, dass die Prälarve von '''Cytinae''' am ursprünglichsten ist. Die von ''[[Neomolgus littoralis]]'' besitzt die meisten abgeleiteten Merkmale. Die Prälarven der '''Bdellinae''' und '''Odontoscirinae''' ähneln einander weitestgehend. Die von ''[[Cyta]]'' ('''Cytinae'''), ''[[Spinibdella]]'' und ''Biscirus'' ('''Spinibdellinae''') repräsentieren je einen eigenen Typ. Nur ''[[Neomolgus]]''-Prälarven haben keine laterofrontale Rinne.<ref>{{Literatur
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{{PAGENAME}} sind Räuber. Sie fressen kleine Gliederfüsser und deren Eier. ''Cyta''-Arten sind spezialisierte Räuber von Hornmilben (Sarcoptiformes|Oribatida).<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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Bei adulten '''Odontoscirinae''' ist der Tibiotarsus des Pedipalps verlängt, bei den '''Bdellinae''' ist dieser sehr kurz.<ref name="SynopsisOrganisms"/> <ref>{{Literatur
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Die Arten der Familie leben in Laub, Moos, auf Pflanzen, auch in semiariden Gebieten und in der littoralen Zone (z&thinsp;B. ''Neomolgus'').<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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==Biologie==
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Schnabelmilben können spinnen und legen Häutungskammern und Nester an. Auch sichern sie ihre Beute mit Fäden.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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==Gattungen==
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==Gattungsschlüssel==
In Europa sind folgende Gattungen sicher nachgewiesen: '''Bdellinae''': ''[[Bdella]]'', '''Cytinae''': ''[[Cyta]]'', '''Odontoscirinae''': ''[[Hoplomolgus]]'', ''[[Odontoscirus]]'', ''[[Neomolgus]]'', '''Spinibdellinae''': ''[[Spinibdella]]''. Das wahre Zahl der Gattungen und ihre Verbreitung sind aus Mangel an Kenntnissen über diese Gruppe nicht abzuschätzen.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
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Bild:Bdellidae A3416b.jpg|Pedipalpen und Mundwerzeuge
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Bild:Bdellidae PG2642.JPG|Bdellidae
Bild:Bdellidae A3416c.jpg|Körper dorsal
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Bild:Schnabelmilbe.JPG|Bdellidae
Bild:Bdellidae PS0113.jpg|Körper dorsal
+
Bild:Bdellidae A5875 PK7102.JPG|Bdellidae von vorne
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Bild:Schnabelmilbe.jpg|Bdellidae mit Beute
 
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Aktuelle Version vom 3. Januar 2020, 03:05 Uhr

Bdellidae Dugčs, 1834
Schnabelmilben
Bdella semiscutata A6038 PL0172.JPG
Bdella cf semiscutata
Systematik
Ordnung: Trombidiformes

Systematik

Die Bdellidae gehören zur Unterordnung Prostigmata, Infraordnung Eupodina, Überfamilie Bdelloidea. Die Familie wird in 5 Unterfamilien gegliedert: Cytinae, Spinibdellinae, Bdellinae, Odontoscirinae und Polytrichinae (letztere ist afrotropisch). (Parker 1982) (van der Schyff et al. 2003)

Die Familie hat weltweit 15 Gattungen und 251 Arten (Stand 2011). Viele früher beschriebene Arten der Familie haben einen unsicheren Status: es gibt bei diesen keinen Holotyp (sog. nomina nuda) und manchmal sind die alten Erstbeschreibungen sehr kurz und ungenau. (Thor 1902) (Zhang 2011) (Walter 2006) (Ueckermann 2008) (Omukunda et al. 2012)

Die europäischen Gattungen gehören zu den folgenden 4 Unterfamilien:

  • Bdellinae
    • Bdella
  • Cytinae
    • Cyta
    • Trachymolgus
  • Odontoscirinae
    • Bdellodes
    • Odontoscirus
    • Neomolgus
    • Thoribdella
  • Spinibdellinae
    • Biscirus
    • Spinibdella

Der Status von 2 weiteren Gattungen, Caenobdella (C. crassipes: Beine sind auffällig kurz, es gibt ungewöhnlich lange Tasterborsten auf den Tibien) und Troglobdella (T. obisium: blinde Art) ist unsicher, weil es keine Holotypen, nur alte, detailarme Abbildungen für diese gibt. Sie gelten als nomina dubia.

Beschreibung

Die Hauptmerkmale der Familie Bdellidae sind:

  • Die Pedipalpen sind antennenförmig und haben 4 Segmente
  • Die Tarsen tragen 1 oder 2 terminale Setae
  • Tibia und Tarsus besitzen keine klauenartigen Setae
  • Der Körper ist schwach sklerotisiert, manchmal rot
  • Die Mundwerkzeuge sind schnabelähnlich (Parker 1982)

Die antennenförmigen Pedipalpen unterscheiden die Bdellidae von den ähnlichen Cunaxidae (die raptoriale Pedipalpen haben). Bdellidae haben nicht verästelte, setulierte Empodia zwischen den Klauen. Die Männchen besitzen komplexe, zusätzliche Genitalien und produzieren Spermatophoren (indirekte Fertilization). Es gibt kein Aedeagus. (Parker 1982)

Die Basen der Chelizeren sind getrennt und oft verlängert. Die beweglichen Finger sind manchmal zum Stechen modifiziert. Das Prodorsum trägt ein oder zwei Paar Trichobothrien. Es sind zwei oder drei Paare genitaler Papillen vorhanden. Eugenitale Setae sind vorhanden. Spinibdellinae und Cytinae haben genitale Tracheae. Tibien I und IV und Tarsen III und IV tragen normalerweise Trichobothrien. Die Klauen sind unbehaart. (Parker 1982)

Merkmale der Unterfamilien

Bei der Unterfamilie Cytinae und Spinibdellinae ist in reduzierter Form ein Naso ausgebildet. Ein einzelnes Auge ist vorhanden. Bdellinae und Odontoscirinae haben auch ein Median-Auge, das unter der nicht weiter differenzierten Kutikula liegt, und nur histologisch nachgewiesen werden kann. (Omukunda et al. 2012)

Die Prälarven der Bdellidae sind relativ kompliziert gebaut. Ein Vergleich der Prälarven führt zu der Annahme, dass die Prälarve von Cytinae am ursprünglichsten ist. Die von Neomolgus littoralis besitzt die meisten abgeleiteten Merkmale. Die Prälarven der Bdellinae und Odontoscirinae ähneln einander weitestgehend. Die von Cyta (Cytinae), Spinibdella und Biscirus (Spinibdellinae) repräsentieren je einen eigenen Typ. Nur Neomolgus-Prälarven haben keine laterofrontale Rinne. (von Alberti 2009)

Bei adulten Odontoscirinae ist der Tibiotarsus des Pedipalpus verlängert, bei den Bdellinae ist dieser sehr kurz. (Parker 1982) (Atyeo 1962)

Biologie

Einige Bdellidae spielen bei der biologischen Schädlingsbekämpfung eine wichtige Rolle. Von anderen Arten ist aber aus Mangel an Forschung sehr wenig bekannt. (Gerson et al. edit)

Bdellidae sind Räuber. Sie fressen kleine Gliederfüsser und deren Eier. Cyta-Arten sind spezialisierte Räuber von Hornmilben (Sarcoptiformes|Oribatida). (Parker 1982)

Die Arten der Familie leben in Laub, Moos, auf Pflanzen, auch in semiariden Gebieten und in der littoralen Zone (z B. Neomolgus). (Parker 1982)

Schnabelmilben können spinnen und legen Häutungskammern und Nester an. Auch sichern sie ihre Beute mit Fäden. (Parker 1982)

Gattungen und Verbreitung

Die Familie ist weltweit verbreitet. In Europa kommen nach Datenlage dieses Wikis 9 Gattungen der Familie Bdellidae vor: (Thor 1931) (Parker 1982) (Stoch 2003) (Ueckermann 2008)

Name DE NL BE CH AT CZ SK PL DK NO SE FI HU SI GB IE IT IT82 FR FRH ES PT
Bdella × ? ? ? ? ? ? ? ? × × ? × ? × ? × × × ? ? ?
Bdellodes × ? ? × ? ? ? ? ? × ? ? ? ? ? ? ×   × ? ? ?
Biscirus ? ? ? ? ? ? ? × ? × ? ? ? ? ? ? ? × ? ? ? ?
Cyta × ? ? ? ? ? ? ? ? × ? ? ? ? × ? × × × ? ? ?
Odontoscirus ? ? ? ? ? ? ? × ? × ? ? ? ? ? ? × × ? ? ? ?
Neomolgus × ? ? × ? ? ? ? ? × × ? × ? × ? × × ? ? ? ?
Spinibdella ? ? ? ? ? ? ? ? ? × ? ? ? ? ? ? ×   ? ? ? ?
Thoribdella × ? ? ? ? ? ? × ? × × ? ? ? × ?     × ? ? ?
Trachymolgus ? ? ? × ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? × × ? ? ? ?
Name AL BA BG BY EE HR LT LV MD ME MK RO RS RU UA GR TR
Bdella ? ? ? ? ? × ? ? ? ? ? ? ? × × ? ?
Bdellodes ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?
Biscirus ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?
Cyta ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? × ? ? ?
Odontoscirus ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?
Neomolgus ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? × ? × × × ?
Spinibdella ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?
Thoribdella ? ? ? ? ? ? ? × ? ? ? ? ? ? ? ? ?
Trachymolgus ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?

Gattungsschlüssel

1 Hypostoma (anteriorer Teil des Subcapitulums) mit 6-7 Paaren großer ventraler Setae, ohne gut entwickeltes genitales Tracheensystem → 2
Hypostoma mit 2 Paaren großer ventraler Setae, genitales Tracheensystem gut entwickelt. → 6
2 Trichobothrium auf Tibia II vorhanden (Odontoscirinae). → 3
- Trichobothrien nur auf Tibien I und IV und auf Tarsen III und IV (Bdellinae) → Bdella
3 Chelizeren mit mehr als je 2 Setae (meist 8-20 Setae). → Neomolgus
- Chelizeren mit je einem oder 2 (selten 3) Setae. → 4
4 Trichobothrium sci kurz, kürzer als ein Viertel der Länge des Trichobothriums sce, basaler Teil des sce modifiziert, vergrößert. → Thoribdella
- Trichobothrium sci mehr als ein Drittel so lang wie sce. Basaler Teil des sce nicht modifiziert. → 5
5 Basen der Chelizeren überdimensioniert, Hypostoma mit großen Lippen, proximale Chelizerenseta näher zu distaler Chelizerenseta als zur Basis. → Odontoscirus
- Basen der Chelizeren normal, Hypostoma ohne großen Lippen, nur je 1 Seta auf den Chelizeren. Anteriore und posteriore Trichobothrien sind ähnlich, posteriore sitzen in Buchsen. Prodorsum mit longitudinalen oder querlaufenden Streifen. Kein Dorsalschild. → Bdellodes
6 Chelizeren normal oder überdimensioniert, bewegbare Chela (Finger) sichelförmig, eine einzelne Seta unmittelbar anterior zur Genitalöffnung (Cytinae). → 7
- Chelizeren lang, bewegbare Chela (Finger) reduziert und nadelförmig. Einzelne ventrale Seta, falls vorhanden, dann zwischen Coxae IV und nicht unmittelbar anterior zur Genitalöffnung. Beine mit 4 Trichobothrien, je ein auf Tibien I und IV und auf Tarsen III und IV (Spinibdellinae) → 8
7 Integument weich, gestreift, Chelae (Finger der Chelizeren) massiv. → Cyta
- Integument stark sklerotisiert, Chelae normal, mit Zähnen. → Trachymolgus
8 Externale vertikale Setae vorhanden, Tibiotarsus des Pedipalpus kurz und distal verbreitert. → Spinibdella
- Externale vertikale Setae nicht vorhanden, Tibiotarsus des Pedipalpus zylindrisch, lang, mit 2 langen distalen Setae. Prodorsum ohne Mittelaugen. Chelizeren ohne Zähnchen auf bewegbarer Chela → Biscirus

(Oudemans 1937) (Thor 1931) (Omukunda et al. 2012)

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