Atypus: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 12. Januar 2010, 10:18 Uhr

Atypus Latreille, 1804
Echte Tapezierspinnen
Affinis Goennatal 08-03 02.jpg
Atypus affinis, Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Atypidae (Tapezierspinnen)
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidergen:00003

Allgemeines

Die drei Arten der Gattung Atypus sind die einzigen in Mitteleuropa vorkommenden Vertreter der Webspinnen-Unterordnung Mygalomorphae (Vogelspinnenartige) oder Orthognatha (Parallelkiefer).

Bei diesen Spinnen stehen die Chelizeren waagerecht nach vorne. Ihre Klauen schlagen parallel zueinander und zur Körper-Längsachse ein. (Wiehle 1953)

Die Gattung Atypus ist in Mitteleuropa mit drei Arten vertreten. Sie ist die einzige der orthognathen Gattungen, welche ihre Verbreitung nicht auf wärmere Länder beschränkt und auch in Mitteleuropa vorkommt (Kaestner 1956).

Lebensweise

„Startrampe“

Die Tiere leben in unterirdischen Röhren von 10–30 cm Länge, die sie sich selbst graben und von innen mit Spinnseide austapezieren. Oberirdisch bildet dieses Gespinst einen bis fingerdicken und -langen Schlauch, der gut mit Erdpartikeln aus der Umgebung getarnt wird.

Lebensraum

Atypus kommt an trockenen sandigen und sonnigen Standorten vor. Insbesondere am Rande von lichten Kiefernbeständen, oft an leichten Südhängen.

"Lebensraum am lichten Kiefernbestand"

Das Foto zeigt einen Fundort dieser Art bei Beelitz (Brandenburg)an (Google Maps).

Beutefang

Die Spinne sitzt im Innern der Röhre und lauert auf Insekten (vor allem Asseln), die über die Gespinströhre laufen, und beißt diese von unten durch die Schlauchwand hindurch. Die gelähmte Beute wird durch das Gespinst ins Innere der Röhre gezogen und das Loch sofort wieder verschlossen.

Fortpflanzung

Die geschlechtsreifen Männchen verlassen zur Paarungszeit ihren Schlauch und gehen auf die Suche nach Gespinstschläuchen von reifen Weibchen. Findet das Männchen den Schlauch eines geschlechtsreifen Weibchens, betrillert es diesen mit den Vorderbeinen, um das Weibchen paarungsbereit zu stimmen. Dann öffnet es den Schlauch vorsichtig an einer Stelle, klettert hinein und paart sich mit dem Weibchen im unteren Teil. Fehler! Referenz name='Bellmann' kann nicht zugeordnet werden

Ausbreitung der Jungen

Die Jungen schlüpfen noch im Herbst, verlassen den Schlauch aber erst an den ersten warmen Vorfrühlingstagen (März) des folgenden Jahres. Sie klettern dann auf Pflanzen in der Nähe des Schlauches und lassen sich per Fadenfloß von der Termik davontragen. Da jedes Jungtier beim Beklettern einen breiten Wegefaden hinterlässt bildet sich mit der Zeit ein typisches weißliches Gespinst, welches als „Startrampe“ dient. (Bellmann 2001)

Verbreitung

Die Gattung Atypus ist in Mitteleuropa mit 3 Arten vertreten. (Blick 2004)

Name DE NL BE CH AT CZ SK PL
Atypus affinis × × × × × × × ×
Atypus muralis ×     × × × × ×
Atypus piceus × × × × × × × ×

Determination

Hilfe zur Verwendung des Schlüssels gibt es hier.

1 Spinnwarzen deutlich viergliedrig → Atypus muralis
Spinnwarzen dreigliedrig. Haarlose Zone apikal-außen an Patella I nicht pigmentiert (Wiehle 1953). → Atypus affinis
– – Spinnwarzen dreigliedrig; letztes Spinnwarzenglied durch einen hellen, weniger pigmentierten Ring unterbrochen, der jedoch nicht ganz schließt (von hinten nicht zu sehen). Haarlose Zone apikal-außen an Patella I dunkel pigmentiert (Wiehle 1953). → Atypus piceus

Quellen

  • Bellmann H (2001): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Frankh-Kosmos Verlag. ISBN 3-440-09071-X, 304 S.
  • Blick T [Koord.] (2004): Checkliste der Spinnen Mitteleuropas. Checklist of the spiders of Central Europe. (Arachnida: Araneae). Arachnologische Gesellschaft e. V.
  • Kaestner A (1956): Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Teil 1: Wirbellose. Gustav Fischer Verlag, Jena. 3 Auflage, S. 603–616.
  • Wiehle H (1953): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile, 42. Teil Spinnentiere oder Arachnoidea (Araneae) IX: Orthognatha - Cribellatae - Haplogynae Entelegynae. VEB Gustav Fischer Verlag, 150 S.