Anatomie der Weberknechte: Unterschied zwischen den Versionen

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Meistens 8 abdominale Segmente sind gut erkennbar, das 9. Segment besteht aus 2 kleinen Kitinplatten, das 10. bedeckt das ''anale Öffnung'' und wird als ''Operculum anale'' bezeichnet.
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Meistens sind 8 abdominale Segmente gut erkennbar, das 9te Segment besteht aus 2 kleinen Chitinplatten, das 10te bedeckt die ''Analöffnung'' und wird als ''Operculum anale'' bezeichnet.
  
Merkmal adulter Tiere ist der abhebbare Genitaldeckel ('''Operculum genitale''') zwischen den Coxae. Das Genitaldeckel ist der vorderer Teil des zweiten Sternits. Darunter befindet sich bei Weibchen das lange '''Ovipositor''' und bei Männchen der sklerotinisierte '''Penis'''. Diese Geschlechtsorgane liegen in Ruhe eingezogen unter dem Genitaldeckel und sind ausdehnbar.  
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Ein Merkmal adulter Tiere ist der abhebbare Genitaldeckel ('''Operculum genitale''') zwischen den Coxae. Der Genitaldeckel ist der vorderer Teil des zweiten Sternits. Darunter befindet sich bei Weibchen der lange '''Ovipositor''' (Legeröhre) und bei Männchen der sklerotisierte '''Penis'''. Diese Geschlechtsorgane liegen in Ruhe eingezogen unter dem Genitaldeckel und sind ausdehnbar.  
  
Die Form des Penis ist ein sehr wichtiges Bestimmungscharakteristicum, weil seine Form artspezifisch ist. Das Ovipositor und die Spermathek werden nur selten zur Bestimmung benutzt. Meist unterscheidet sich das Ovipositor der verschieden Arten kaum.<ref name="FaunaHungArachnoideaI">{{Lit FaunaHungArachnoideaI}}</ref><ref name="Lit checklist opil hu">{{Lit checklist opil hu}}</ref>
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Die Form des Penis ist ein sehr wichtiges Bestimmungscharakteristikum, da sie artspezifisch ist. Der Ovipositor und die Spermathek werden nur selten zur Bestimmung benutzt. Meist unterscheidet sich der Ovipositor der verschieden Arten kaum.<ref name="FaunaHungArachnoideaI">{{Lit FaunaHungArachnoideaI}}</ref><ref name="Lit checklist opil hu">{{Lit checklist opil hu}}</ref>
  
 
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Neben und unter dem Genitaldeckel kleinere oder grossere Reste des ersten Sternits sind befindlich: die Arculi genitales (sing. '''Arculus genitalis'''). Das erste von diesen, das '''Labium''' (Unterlippe) hilft mit der Nahrungsaufnahme, ein anderes formt das '''Sternum''' (Brust).<ref name="FaunaHungArachnoideaI">{{Lit FaunaHungArachnoideaI}}</ref>
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Neben und unter dem Genitaldeckel befinden sich kleinere oder größere Reste des ersten Sternits: die Arculi genitales (sing. '''Arculus genitalis'''). Das erste von diesen, das '''Labium''' (Unterlippe) hilft bei der Nahrungsaufnahme, ein anderes formt das '''Sternum''' (Brust).<ref name="FaunaHungArachnoideaI">{{Lit FaunaHungArachnoideaI}}</ref>
  
Die Grenze zwischen Sternit 2 und 3 ist konturlos, die volgende 4 Sternits sind regular, bei Eupnoi die siebte formt aber den vorderen Rand des analen Öffnung. Bei Dyspnoi noch 2 Kitinplatten sind vor der Öffnung gelegen, die 8. und 9. Sternits. Das Region rand der analen Öffnung, das von einigen Sternits und Tergits besteht, heisst '''Corona analis'''.<ref name="FaunaHungArachnoideaI">{{Lit FaunaHungArachnoideaI}}</ref>
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Die Grenze zwischen Sternit 2 und 3 ist konturlos, die folgenden 4 Sternite sind regular, bei Eupnoi formt die siebte aber den vorderen Rand der analen Öffnung. Bei Dyspnoi liegen noch 2 Chitinplatten vor der Öffnung, die 8. und 9. Sternite. Der Randbereich der analen Öffnung, der aus einigen Sterniten und Tergiten besteht, heißt '''Corona analis'''.<ref name="FaunaHungArachnoideaI">{{Lit FaunaHungArachnoideaI}}</ref>
  
 
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Version vom 3. September 2009, 14:24 Uhr

Diese Seite gibt einen knappen Überblick über die Anatomie der Weberknechte (Opiliones) und erklärt das für das Verständnis der Bestimmungs- und Beschreibungstexte erforderliche Vokabular.

Äußere Anatomie

Weberknecht lateral 09-04.png

Weberknechte haben ein gegliedertes Opisthosoma, welches in voller Breite mit dem Prosoma verwachsen ist. Es ist keine Zweiteilung des Körpers in Pro- und Opisthosoma zu erkennen wie etwa bei den Webspinnen. Sie besitzen vier Laufbeinpaare, welche unter dem Prosoma entspringen. Zusätzlich ist ein Paar Pedipalpen und ein Paar Cheliceren vorhanden.

Körperteile

Das Körper der Weberknechte kann sehr variabel sein, und besteht aus Segmenten. Das erste Segment wird als Acron bezeichnet. Das Acron und die folgende 6, Extremitäten trägende Segmenten formen das Prosoma (selten auch Cephalothorax). Das dorsal zu einer einheitlichen Platte verwachsene Prosoma zeichnet sich vorne uf der Oberseite des Körpers ab. Es weist aber noch ein bis zwei Querfurchen auf, welche als Reste des 5. und 6. Körpersegments zu deuten sind. Dieser dorsale Teil des Prosoma ist das Carapax. Dahinter schließen sich bis zu 10 Tergite der opisthosomalen Körpersegmente an, die bei einigen Familien jedoch reduziert oder verwaschen sein können. Das Opisthosoma wird selten auch Abdomen bezeichnet. ( !--L) (Szalay 1968)

Alle Segmenten des Opisthosoma bestehen aus Tergite (Rückplatten), Sternite (Bauchplatten) und 2, diese zusammengebundene Pleurite (Seitenplatten). Die Grenzen dieser Platten sind jedoch konturenlos, nur von dem dritten bis siebten Segment etwas deutlicher. Einige Rück- und Bauchplatten können verwachsen sein, diese formen die sog. Scuta (sing. Scutum). (Szalay 1968)

In der Mitte der prosomalen Platte (Carapax) tragen die meisten einheimischen Weberknechte zwei große Mittelaugen, die seitlich an einem Augenhügel sitzen. Das Augenhügel ist meistens stachelig oder gezackt. (Szalay 1968)

Die Stinkdrüsen der Weberknechte sind kleine Höcker, die dorsolateral auf dem Carapac gelegen sind. (Szalay 1968)

Extremitäten

Die 6 Paar Extremitäten sind mit dem Prosoma verbunden. Dei dreigliedrige Cheliceren knüpfen sich an das Stirnregion. Das Grundglied der Chelicere ist nach vorne, das zweite Glied nach unten gerichtet. Das letztere endet in einer Vorsprung, die mit dem dritten Glied eine Schere formt. Damit fängt, tötet und zerkaut das Weberknecht die Beute. Bei vielen Arten die Cheliceren des Männchen sind überdimensioniert. Unter dem anterioren Teil des Carapax, in der Mitte, über dem Grundglied der Cheliceren befinden sich bei meisten Arten die sog. suprachelicerale Lamellen (in älteren Literatur selten auch Antennulae), die variabele Kitinformationen trägen, die die Bestimmung der Art helfen. Diese Lamellen sind auch in beiden Geschlechter anders. (Szalay 1968)

Das zweite Extremitätpaar ist die Pedipalpen. Diese sind mit dem Prosoma an den Seiten des Mundes verbunden. Die Glieder sind die Volgende (in Reihenfolge vom Körper weg): Coxa (Hüfte), Trochanter (Schenkelring), Femur (Oberschenkel), Patella (Kniescheibe), Tibia (Schienbein) und Tarsus (Fuß). Pedipalpen sind in den Unterordnungen Cyphophthalmi, Dyspnoi und Eupnoi dünn, fein, manchmal klauenlos und nicht bestachelt. Die Pedipalpen der Laniatores sind aber überdimensioniert, stark bestachelt und immer mit Klaue (zB. in der Gattung Holoscotolemon). Pedipalpen können bei einiger Arten geschlechtlich dimorf sein, die des Männchens sind komplizierter. Die Gattung Dicranopalpus ist von gabeligen Pedipalpen kennzeichnet. (Szalay 1968)

Die 8 Laufbeine bestehen aus den Volgenden Glieder (in Reihenfolge vom Körper weg): Coxa (Hüfte), Trochanter (Schenkelring), Femur (Oberschenkel), Patella (Kniescheibe), Tibia (Schienbein), Metatarsus, Tarsus (vielgliedrig) und Praetarsus mit 1 oder 2 Klauen. Die Tarsi können bei einigen Arten aus 60 sekundären Glieder bestehen. Die Coxae sind gross, manchmal tragen diese Loben, die Lobi maxillares (sing. Lobus maxillaris). Mit diesen bedecken die Coxae fast die ganze Unterseite des Prosoma. Viele Arten haben sehr lange zweite Beinpaare, die zu Tasten benutzt werden. (Szalay 1968)

Die Beine sind normalerweise 8-mal (Opilio) oder sogar 15-mal (Leiobunum) länger als dem Körper, einige Familen und Gattungen sind aber kurzbeiner (zB. Trogulidae). Wenn ein Bein gefangen wird, risst es zwischen dem Coxa und Trochanter, und das abgerissene Bein bewegt sich schnell, wie eine Sense bewegt wird, damit kann das Weberknecht schnell vom Gefähr loslaufen. Diese Erscheinung verursacht, dass diese Tiere auf Englisch harvestemen (Erntemann) benennt werden.

Unterseite

Meistens sind 8 abdominale Segmente gut erkennbar, das 9te Segment besteht aus 2 kleinen Chitinplatten, das 10te bedeckt die Analöffnung und wird als Operculum anale bezeichnet.

Ein Merkmal adulter Tiere ist der abhebbare Genitaldeckel (Operculum genitale) zwischen den Coxae. Der Genitaldeckel ist der vorderer Teil des zweiten Sternits. Darunter befindet sich bei Weibchen der lange Ovipositor (Legeröhre) und bei Männchen der sklerotisierte Penis. Diese Geschlechtsorgane liegen in Ruhe eingezogen unter dem Genitaldeckel und sind ausdehnbar.

Die Form des Penis ist ein sehr wichtiges Bestimmungscharakteristikum, da sie artspezifisch ist. Der Ovipositor und die Spermathek werden nur selten zur Bestimmung benutzt. Meist unterscheidet sich der Ovipositor der verschieden Arten kaum. (Szalay 1968) (Lengyel & Murányi 2006)

Neben und unter dem Genitaldeckel befinden sich kleinere oder größere Reste des ersten Sternits: die Arculi genitales (sing. Arculus genitalis). Das erste von diesen, das Labium (Unterlippe) hilft bei der Nahrungsaufnahme, ein anderes formt das Sternum (Brust). (Szalay 1968)

Die Grenze zwischen Sternit 2 und 3 ist konturlos, die folgenden 4 Sternite sind regular, bei Eupnoi formt die siebte aber den vorderen Rand der analen Öffnung. Bei Dyspnoi liegen noch 2 Chitinplatten vor der Öffnung, die 8. und 9. Sternite. Der Randbereich der analen Öffnung, der aus einigen Sterniten und Tergiten besteht, heißt Corona analis. (Szalay 1968)

Integument

Einige Gruppen (Trogulidae, Nemastomatidae) haben eine massige und harte Chitinhülle, andere sind weichhäutig (zB. Phalangiidae). Behaarung gibt es nur auf den Beinen, nie auf dem Körper. Stattdessen tragen die Weberknechte verschiedene Zapfen, Stachel, Zähnchen, Borsten, Höcker, Warzen und zwischen diesen einige einzelne Haare. Interessante Kutikulaformationen sind die Kugelhaare der Familie Nemastomatidae, die klebriges Sekret ausscheiden. (Szalay 1968)

Die Farbe der meisten Weberknechte ist unauffällig, grau, braun, schwarz oder rötlich. Auf dem Rücken gibt es meistens ein dunkles Muster. Die Bauchseite ist normalerweise hell, fast weiß. Nur einige tropische Arten sind metallisch glänzend. (Szalay 1968)

Innere Anatomie

Weblinks

Quellen