Anatomie der Pseudoskorpione

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Diese Seite gibt eine kurze Einführung in die Anatomie von Pseudoskorpione (Pseudoscorpiones). Hier sollen vor allem die Fachbegriffe erklärt werden, die in diesem Wiki immer wieder Verwendung finden.

Äußere Anatomie

Körperbau

Der Körper der Pseudoskorpionen besteht aus 2 Teilen, das Cephalothorax (Vorderleib) und das Abdomen (Hinterleib), das selbst aus 11 oder 12 Glieder besteht. Oftmal wird der Körperteil vor der Genitalöffnung (das Cephalothorax und das erste Glied des Abdomens) Prosoma, der Körperteil zwischen dem zweiten und sechsten Glied Mesosoma und die Weitere Metasoma genannt. (Szalay 1968)

Die ventrale Seite des Cephalothorax ist von einem einigen Schild, das Carapax bedeckt. Das Carapax trägt oftmals 1 oder 2 Querfurchen, die aber kein Glied-Gemarkungen sind. Das Stirnrand ist gerade oder gewölbt, seltener trägt es einen einfachen oder zackigen Vorsprung, das Epistoma. (Szalay 1968)

Von den 12 abdominale Glieder nur 11 sind entwickelt, das 12. ist verkümmert. Bei der Gattung Cheiridium das 11. ist auch verkleinert. Die Rückschilder, die Tergits sind entwickelt, die Bauchschilder (Sternits) des Cephalothorax fehlen, oder nur die kleinen intercoxalen Platten weisen auf sie. Die Sternits des Abdomens sind entwickelt. Die Rück- und Bauchschilder sind von Seitenschilder, Pleurits zusammengebunden. Dementgegen die Tergits und Sternits des 11. Gliedes sind zusammengewachsen, und formen den sog. analen Ring. Die Tergits und Sternits können einig sein (bei den primitiven Hemicondactyli), oder eine Furche Teilt sie (bei Panctenodactyli). Die zweite und dritte Glieder formen das Genitalregion. (Szalay 1968)

Körperbau eines Pseudoskorpions, links: Chelifer cancroides Weibchen, dorsale Seite; rechts Männchen, ventrale Seite. c = Cephalothorax, a = Abdomen, o = Seitenaugen, t1-t11 = Tergits, I. = Chelicere, II. = Pedipalp, tr = Trochanter, f = femur, ti = Tibia, ta = Tarsus, u = Finger, III-VI. = Beine. s2-s11 = Sternits, coIV = Coxa des 4. Beines, tr = Trochanter, f1 = Trochantin, f2 = Patella, ti = Tibia, ta = Tarsus, w = lateraler Genitalsack (linker expandiert, rechter zurückgezogen)

Cheliceren und Schere

Cheliceren (Kieferklaue) bestehen aus 2 Glieder: das Grundglied und das bewegbare 2. Glied. Beide Finger der Kieferklaue endet in scharfe terminale Zahnen. Auf der medioventrale Seite des Grundgliedes befindet sich ein sog. Flagellum, ein Haarbündel, das vermutlich als Taster- oder vielleicht Riechorgan funktioniert. An den inneren Seiten der Finger des Cheliceren zwei Kitinschichten befinden sich, das sog. Serrula exterior und Serrula interior. Diese hilfen das Tier beim saubern. Bei hochentwickelten Familien an der äussere Seite des bewegbaren Fingers, neben dem terminalen Zahn, es gibt ein auffallendes, borstenähnliches, manchmal ästiges Organ, das Galea. Das Galea trägt die Öffnungen der Spinnendrüsen. Primitivere Formen trägen nur Kitinhöcker, die Spinnpapille bezeichnet werden. (Szalay 1968)

Das zweite Extremitätpaar, das Pedipalp oder Schere hat 6 Glieder (in Reihenfolge vom Körper weg): Coxa (Hüfte), Trochanter (Schenkelring), Femur (Oberschenkel), Tibia (Schienbein), und zwei Tarsi (Fuß). Die zwei letztere Glieder formen die Schere. Das erste Tarsus ist vergrössert, mehr oder weniger blasenartig, und endet sich in einem der Fingern der Schere. Das andere Finger ist das zweite Tarsus. Am Ende der Fingern (oder seltener nur am Ende eines Fingers) befinden sich die Giftzahne, die mit den Giftdrüsen verbunden sind. Eine Reihe von Zähnchen gibt es an der inneren Seiten der Fingern. Das Form der Schere ist vielfältig in der Ordnung. Auch die Schere der Geschlechte ist mehr oder weniger anders. (Szalay 1968)

Genitalregion und geschlechtliche Marken

Die Genitalöffnung ist ein querer Spalt und befindet sich zwischen Sternit 2 und 3 bei beiden Geschlechten. Sekundäre sexuelle Marken fehlen bei primitiven Familien, bei hochentwickelten Formen die vorige abdominale Tergits trägen Rückens seitlich. Die hintere Ecke dieser Tergits sind spitzig. Bei einigen Arten der Gattung Chelifer die Männchen haben ein doppeltes Organ, der lateraler Genitalsack, das das Weibchen zu erregen benutzt wird. Diese zwei Sacke expandieren sich während Kopulation. (Szalay 1968)

Beine

Pseudoskorpione haben 4 Laufbeinpaaren, und können seitlich und rückwärts auch schnell laufen. Primitive Formen haben Laufbeine, die aus 7 Glieder bestehen, diese sind (in Reihenfolge vom Körper weg): Coxa (Hüfte), Trochanter (Schenkelring), Trochantin und Patella (diese formen das Femur, Oberschenkel), Tibia (Schienbein), und zwei Tarsi (Fuß). Bei hochentwickelten Formen die 2 Füsse sind zusammengewachsen, manchmal auch das Femur ist einig. (Szalay 1968)

Normalerweise enden sich die Laufbeine in 2 Klauen, zwischen diesen befindet sich das Arolium, ein Organ zur Anhaftung. (Szalay 1968)

Haare und Sinnesorgane

Körper und Gliedmasse sind mehr oder weniger behaart, zwischen den normalen Haaren auch längere, dünne Sinneshaaren, die Trichobothrien befinden sich. Diese sitzen in tieferen, becher-ähnlichen Tülen, und sind beweglich. Diese sind nützliche Taster- und Hörorgane. Vorwiegend befinden sich diese an den Fingern der Schere. Das Unterkommen der Trichobothrien ist sehr wichtig in Bestimmung von verschiedenen Arten einer Gattung. (Szalay 1968)

Pseudoskorpionen haben nur Seitenaugen (1 oder 2 paare), einige Arten sind augenlos, zB. Chernes cimicoides. (Szalay 1968)


Innere Anatomie

Verdauungskanal

Pseudoskorpione sind Raubtiere, die ihre Beute mit den Cheliceren zerkauen (Neobisidae, Chthoniidae), oder nur ein Loch in das Opfer kauen, und dann Verdauungsflüssigkeit darin injizieren (höchentwickelte Familien). Die sog. preorale Aushöhlung hilft mit den Saugen des digerierten Inhalts. Diese Aushöhlung ist ventral von den Gnathocoxae begrenzt, die selbst durch Laminae inferiores miteinander verbunden sind. Die Gnathocoxae (auch Maxilla, Gnathobasis) sind die expandierte Lappen der Coxa des Pedipalpes, lateral von den unteren Lippe befindlich. Die preorale Aushöhlung ist dorsal von den Cheliceren bedeckt, und die obere und untere Lippe (Taphrognath und Lophognath, seltener Labrum und Labium) strecken in diese Aushöhlung heraus. Das Serrula interior und Laminae auf Gnathocoxae und Cheliceren sichern, dass die preorale Aushöhlung beiliegend wird. Der Mund ist selbst ein enger Schlitz zwischen den Lippen. Schrumpfung der oberen Lippe pumpt die Nährungsflüssigkeit in den Mund. Von hier die Rachenhöhlepumpe (pharyngeale Pumpe) transportiert die Flüssigkeit durch den langen Vorderdarm (Stomodaeum) in den Mitteldarm. Der Mitteldarm hat zwei Regionen: das vordere, drüsige Region belegt fast das ganze Opisthosoma, und das ist das Hauptorgan für Verdauung, Nährstoffaufbewahrung und Exkretion. Das letztere Region hilft die Formung des Kot, der in der rectalen Ablage gelagert wird, und dann durch den kurzen Hinterdarm (Proctodaeum) ausgeleert wird. (Weygoldt 1969)

Exkretorische Organe

Exkretion ist die Aufgabe der exkretorischen Zellen des Mitteldarmes, und der coxalen Drüsen, die die Körperflüssigkeit filtrieren. Diese Drüsen sind neben dem dritten Coxa-Paar befindlich. (Weygoldt 1969)

Drüsen

Spinndrüsen sind dorsal vom Gehirn befindlich, in der Familie Neobisiidae sie sind sehr gross und sichtbar in dem lebenden Tier. Seide wird für Nestbau benutzt. (Weygoldt 1969)

Giftdrüsen, wenn vorhanden, befinden sich in dem Hand der Schere, und öffnen sich an einen oder beiden Fingerspitzen. (Weygoldt 1969)

Respiratorisches System

Respiratorisches System ist die Luftröhren, Tracheae, diese öffnen sich auf den dritten und vierten opisthosomalen Segmenten. Sie sind nur in primitiven Formen lang. Gasaustausch passiert durch Diffusion. (Weygoldt 1969)

Kreislauf

Blutkreislauf ist bei diesen Tieren simpel. Das über dem Mitteldarm befindliche, verlängerte Herz pumpt die Körperflüssigkeit durch eine kurze Aorta richtung Prosoma. (Weygoldt 1969)

Nervensystem und Rezeptoren

Zentralnervensystem umzingelt Vorderdarm. Ganglia allen Segmenten sind mit der suboesophagalen Ganglionmenge vereinigt. Augen bestehen aus nur wenigen umgekehrten sensorischen Zellen. Die Trichobothrien, kleinere Setae und die sog. lyriformen Organen sind die Mechanorezeptoren. Die letztere sind Vibrorezeptoren. (Weygoldt 1969)

Reproduktive organe

Weibliche Geschlechtsorgane sind die Eierstock (Ovarium) mit den Oocyten, Drüsen, Eileiter (Oviduct) und Receptaculum seminis, das die Spermien des Männchens aufbewahrt. Männliche Geschlechtsorgane: Hoden (Testes), Drüsen die wahrscheinlich die Formung der Spermatophoren (Samenpakete) helfen, Vas efferens, Vas defferens und Vesicula seminalis. Transfer der Spermien ist indirekt, passiert mithilfe der Spermatophoren. (Weygoldt 1969)

Quellen

  • Szalay L (1968): Fauna Hungariae: Arachnoidea I. Akadémiai Kiadó Budapest XVIII/2, 121 S.
  • Weygoldt P (1969): The Biology of Pseudoscorpions. Harvard University Press. ISBN 674-07425-4, 159 S.