Xysticus desidiosus: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
Zur Navigation springenZur Suche springen
(Manuelle Rote Liste entfernt)
 
(15 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 17: Zeile 17:


==Merkmale==
==Merkmale==
'''Körperlänge:''' Weibchen werden 4,6 bis 7,8 mm und Männchen 3,3 bis 4,3 mm lang <ref name="SpiMi">{{Lit uniBern}}</ref>.
'''Körperlänge:''' Weibchen werden 4,6&ndash;7,8 mm und Männchen 3,3&ndash;4,3 mm lang<ref name="Jantscher">{{Lit Jantscher Dissertation 2001}}</ref>.


'''Prosoma''' dunkelbraun bis hellbraun.  
'''Prosoma''' dunkelbraun bis hellbraun.  


'''Weibchen:''' Körper ist braun, rotbraun, sandfarben bis olivbraun, mit weißem bis cremefarbenem, V-förmigem Abzeichen, mit hellem, cremefarbenem Augenfeld. '''Sternum''' ist hellbraun oder beige, z.T. auch cremefarben marmoriert, Rand ist dunkelbraun, längsoval, mit schütterer Bestachelung. Die '''Chelizeren''' sind proximal braun, anschließend breit cremefarben und distal beige.  
'''Weibchen:''' Körper ist variabel braun bis olivbraun, mit weißem bis cremefarbenem, V-förmigem Abzeichen, mit hellem Augenfeld. '''Sternum''' ist hellbraun bis beige, Rand ist dunkelbraun. <ref name="Jantscher"/>


Die Chelizeren des '''Männchens''' besitzen je einen langen, dünnen Stachel, bei dem Weibchen gibt es einen langen und einen kürzeren Stachel, selten mit zusätzlichen Borsten. '''Beine''' sind hell- bis dunkelbraun, mit kaum weißen Anteilen, außer z.T dorsale Längsstreifung. '''Opisthosoma''' ist teilweise sehr kontrastreich, weiß und braun, mit weißem Rand und unscharf abgegrenzter brauner bis beiger ovaler oder blattförmiger Zeichnung. Die Spinnwarzen sind hellbraun bis braun. <ref name="SpiMi"/>
Die Chelizeren des '''Männchens''' besitzen je einen langen, dünnen Stachel, bei dem Weibchen einen langen und einen kürzeren Stachel, selten mit zusätzlichen Borsten. '''Beine''' sind hell- bis dunkelbraun, kaum weiß, außer z.T dorsale Längsstreifen. '''Opisthosoma''' ist teilweise sehr kontrastreich, weiß und braun, mit weißem Rand und unscharf abgegrenzter variabel braunen oder grauem Folium. <ref name="Jantscher"/>


'''Pedipalpus:''' mit charakteristischem, polsterförmigem Tutaculum (eine Art Apophyse, die die Embolusspitze trägt), mit 2 Bulbusapophysen: eine ventrale, hakenförmige, um 90° gebogene Apophyse, die leicht schräg gestellt ist und eine laterale, die meißelartig, gerade ist. Cymbium und Bulbus sind rundlich. Tibialapophyse liegt ventral und ist basal blasenförmig, distal diagonal abgeschrägt. Der Pedipalpus trägt eine weitere retrolaterale Apophyse, die an der Basis breit ist und sich zur Spitze hin verjüngt. Embolus ist eher massiv.  
'''Pedipalpus:''' mit polsterförmigem Tutaculum (eine Art Apophyse, die die Embolusspitze trägt), mit 2 Bulbusapophysen: eine ventrale, hakenförmige, um 90° gebogene Apophyse, die leicht schräg gestellt ist und eine laterale, die meißelartig, gerade ist.Tibialapophyse ventral und basal blasenförmig. Der Pedipalpus trägt eine weitere retrolaterale Apophyse mit breiter Basis, die sich zur Spitze hin verjüngt. Embolus eher massiv. <ref name="Jantscher"/>


'''Epigyne''' ist charakteristisch dunkel umrahmt und stark sklerotisiert, mit medianem Septum. Epigynengruben sind von variabler Form, oft mit dunklem, harten Drüsensekret verschlossen (auf dem Bild unten schon entfernt). Vulva hat 2 variable, sackartige, voneinander getrennte Strukturen, ohne erkennbare Gänge. <ref name="SpiMi"/>
'''Epigyne''' mit medianem Septum und dunkler Randung. Epigynengruben sind von variabler Form, oft mit dunklem, harten Drüsensekret verschlossen (auf dem Bild unten schon entfernt). <ref name="Jantscher"/>
 
==Taxonomie==
Die Verbreitung und Taxonomie der Art bedarf weiterer Untersuchungen. So listen verschiedene Autoren Nachweise unter diesem Namen aus nicht-alpinen Lebensräumen: {{Autor|Simon}} (1875) nennt als Typuslokalität die Bergregionen der Insel Korsika, {{Autor|Jantscher}} (2001), die sehr wahrscheinlich kein Typusmaterial aus Korsika, allerdings anderes Simon'sches Material aus den Alpen vorliegen hatte, listet ein Weibchen aus "Lorch, Rhein" , {{Autor|Dentici}} (2019) beschreibt einen zweifelhaften Nachweis aus Sizilien und {{Autor|Bösenberg}} (1902) nennt Material aus "Nassau" (ehemaliges Herzogtum Nassau bei Wiesbaden, Hessen). Da aktuell unter dem Artnamen vor allem Individuen aus den Hochlagen der Alpen erfasst werden, erscheint möglich, dass Simon (1875) ursprünglich eine andere (bisher weitgehend unbekannte?) Art beschrieb. <ref name="Bosenberg">{{Lit Boesenberg 1902 Die Spinnen Deutschlands II-IV}}</ref><ref name="Simon">{{Lit Simon 1875}}</ref>


==Lebensraum==
==Lebensraum==
Die Art kommt in Gebirgen vor, unter Steinen in alpinen Rasen und Zwergstrauchheide. Die Fundorte liegen zwischen 960 und 2300&nbsp;m. <ref name="SpiMi"/>
Alpin<ref name="Atlas">{{Lit AraGes Atlas der Spinnentiere Europas|2023|2023-01-08}}</ref>.
 
Die Art kommt in Gebirgen vor, unter Steinen in alpinen Rasen und Zwergstrauchheide. Die Fundorte liegen zwischen 960 und 2300&nbsp;m. <ref name="Jantscher"/> Wie viele Arten der alpinen Hochlagen ist ''{{PAGENAME}}'' unter Umständen zumindest regional durch die globale Erwärmung bedroht, z.B. durch das Verschieben der Baumgrenze und dem Verlust ihres (offenen) Lebensraums.{{Zitat}}


==Verbreitung==
==Verbreitung==
In [[Europa]] verbreitete, seltene Art. In Deutschland extrem selten. <ref name="SpiMi"/>
Eine Art der Hochlagen der Alpen <ref name="Jantscher"/>. Nachweise außerhalb dieses Gebiets, z.B. in Osteuropa oder im Mittelmeerraum <ref name="Dentici">{{Lit Dentici 2019}}</ref> sind zu überprüfen und betreffen eventuell unbeschriebene aus diesem Gebiet nicht bekannte, ähnliche Arten <ref name="wsc">{{Lit WSC|21.5|2020-12-12}}</ref>.


==Bilder==
==Bilder==
Zeile 40: Zeile 45:
Datei:Xysticus desidiosus female A6398 PP1499.JPG
Datei:Xysticus desidiosus female A6398 PP1499.JPG
Datei:Xysticus desidiosus female A6398 PP1505.JPG
Datei:Xysticus desidiosus female A6398 PP1505.JPG
Datei:Xysticus-desidiosus Alpen-Monesi 14-09 01-female.jpg|Meeralpen (Italien)
Datei:Xysticus desidiosus female A6398 PP1958.jpg|Epigyne
Datei:Xysticus desidiosus female A6398 PP1958.jpg|Epigyne
Datei:Xysticus desidiosus female A6398 PP1959.jpg|Vulva
Datei:Xysticus desidiosus female A6398 PP1959.jpg|Vulva
Datei:Xysticus-desidiosus Alpen-Monesi 14-09 02-Epig-Vulva.jpg|Epigyne (oben) und Vulva (unten)
</gallery>
<gallery caption='Männchen'>
Datei:Xysticus-desidiosus Montafon 08-09 01.jpg|Montafon (Österreich)
Datei:Xysticus-desidiosus Montafon 08-09 02.jpg|Montafon (Österreich)
Datei:Xysticus-desidiosus Montafon 08-09 03-Pedipalpus.jpg|Pedipalpus
</gallery>
</gallery>


==Weblinks==
==Weblinks==
===Nachweis- und Verbreitungskarten===
{{Weblinks}}
* {{verbreitung_deutschland}}
* {{AragesVerbreitung|907}}


==Quellen==
==Quellen==

Aktuelle Version vom 9. Dezember 2023, 15:04 Uhr

Xysticus desidiosus Simon, 1875
Alpenrasen-Krabbenspinne
Xysticus desidiosus female A6398 PP0650.JPG
Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Thomisidae (Krabbenspinnen)
Gattung: Xysticus (Echte Krabbenspinnen)
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:031866
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten VU
[D] Deutschlandss=?=*
[FR] Frankreich VU
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Xysticus glacialis

Merkmale

Körperlänge: Weibchen werden 4,6–7,8 mm und Männchen 3,3–4,3 mm lang (Jantscher 2001).

Prosoma dunkelbraun bis hellbraun.

Weibchen: Körper ist variabel braun bis olivbraun, mit weißem bis cremefarbenem, V-förmigem Abzeichen, mit hellem Augenfeld. Sternum ist hellbraun bis beige, Rand ist dunkelbraun. (Jantscher 2001)

Die Chelizeren des Männchens besitzen je einen langen, dünnen Stachel, bei dem Weibchen einen langen und einen kürzeren Stachel, selten mit zusätzlichen Borsten. Beine sind hell- bis dunkelbraun, kaum weiß, außer z.T dorsale Längsstreifen. Opisthosoma ist teilweise sehr kontrastreich, weiß und braun, mit weißem Rand und unscharf abgegrenzter variabel braunen oder grauem Folium. (Jantscher 2001)

Pedipalpus: mit polsterförmigem Tutaculum (eine Art Apophyse, die die Embolusspitze trägt), mit 2 Bulbusapophysen: eine ventrale, hakenförmige, um 90° gebogene Apophyse, die leicht schräg gestellt ist und eine laterale, die meißelartig, gerade ist.Tibialapophyse ventral und basal blasenförmig. Der Pedipalpus trägt eine weitere retrolaterale Apophyse mit breiter Basis, die sich zur Spitze hin verjüngt. Embolus eher massiv. (Jantscher 2001)

Epigyne mit medianem Septum und dunkler Randung. Epigynengruben sind von variabler Form, oft mit dunklem, harten Drüsensekret verschlossen (auf dem Bild unten schon entfernt). (Jantscher 2001)

Taxonomie

Die Verbreitung und Taxonomie der Art bedarf weiterer Untersuchungen. So listen verschiedene Autoren Nachweise unter diesem Namen aus nicht-alpinen Lebensräumen: Simon (1875) nennt als Typuslokalität die Bergregionen der Insel Korsika, Jantscher (2001), die sehr wahrscheinlich kein Typusmaterial aus Korsika, allerdings anderes Simon'sches Material aus den Alpen vorliegen hatte, listet ein Weibchen aus "Lorch, Rhein" , Dentici (2019) beschreibt einen zweifelhaften Nachweis aus Sizilien und Bösenberg (1902) nennt Material aus "Nassau" (ehemaliges Herzogtum Nassau bei Wiesbaden, Hessen). Da aktuell unter dem Artnamen vor allem Individuen aus den Hochlagen der Alpen erfasst werden, erscheint möglich, dass Simon (1875) ursprünglich eine andere (bisher weitgehend unbekannte?) Art beschrieb. (Bösenberg W 1902) (Simon 1875)

Lebensraum

Alpin (Arachnologische Gesellschaft 2023).

Die Art kommt in Gebirgen vor, unter Steinen in alpinen Rasen und Zwergstrauchheide. Die Fundorte liegen zwischen 960 und 2300 m. (Jantscher 2001) Wie viele Arten der alpinen Hochlagen ist Xysticus desidiosus unter Umständen zumindest regional durch die globale Erwärmung bedroht, z.B. durch das Verschieben der Baumgrenze und dem Verlust ihres (offenen) Lebensraums.[Literaturzitat fehlt]

Verbreitung

Eine Art der Hochlagen der Alpen (Jantscher 2001). Nachweise außerhalb dieses Gebiets, z.B. in Osteuropa oder im Mittelmeerraum (Dentici A. 2019) sind zu überprüfen und betreffen eventuell unbeschriebene aus diesem Gebiet nicht bekannte, ähnliche Arten (World Spider Catalog 2020).

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

Quellen der Nachweise