Solifugae: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
Zur Navigation springenZur Suche springen
(11 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 3: Zeile 3:
 
|jahr=1833
 
|jahr=1833
 
|bild=Gluvia-dorsalis John-Osmani.jpg
 
|bild=Gluvia-dorsalis John-Osmani.jpg
|bildtext=''[[Gluvia dorsalis]]'' aus Portugal
+
|bildtext=''[[Gluvia dorsalis]]''
 
}}
 
}}
  
 
Die '''Walzenspinnen''' (Solifugae oder auch Solpugida) sind eine Ordnung der Spinnentiere mit 12 beschriebenen Familien und etwa 900 Arten weltweit.<ref name="SynopsisOrganisms">{{Lit SynopsisOrganisms}}</ref>
 
Die '''Walzenspinnen''' (Solifugae oder auch Solpugida) sind eine Ordnung der Spinnentiere mit 12 beschriebenen Familien und etwa 900 Arten weltweit.<ref name="SynopsisOrganisms">{{Lit SynopsisOrganisms}}</ref>
 +
 +
==Systematik==
 +
Die Ordnung wird ohne weitere Untergliederung in 12 Familien geteilt. 1113 rezente Arten sind bekannt (Stand 2011). <ref name="SmallerArachnidCatalogue">{{Lit SmallerArachnidCatalogue 2003}}</ref> <ref name="Zhang Animal biodiversity">{{Lit Zhang Animal biodiversity}}</ref>
  
 
==Anatomie==
 
==Anatomie==
Körperlänge: 7 bis 70 mm. Die Ordnung ist durch ihre massiven, nach vorne gerichteten Cheliceren und das geteilte Prosoma gekennzeichnet. Das Prosoma besteht aus dem Proterosoma (vorderer Teil) und zwei dahinter liegenden freien Segmenten. Das Proterosoma wird vom stark gewölbten Propeltidium bedeckt. Es trägt die Cheliceren, die Pedipalpen und die ersten beiden Laufbeinpaare.
+
'''Körperlänge:''' 7 bis 70 mm. Die Ordnung ist durch ihre massiven, nach vorne gerichteten Cheliceren und das geteilte Prosoma gekennzeichnet. Das '''Prosoma''' besteht aus dem Proterosoma (vorderer Teil) und zwei dahinter liegenden freien Segmenten. Das Proterosoma wird vom stark gewölbten Propeltidium bedeckt. Es trägt die Cheliceren, die Pedipalpen und die ersten beiden Laufbeinpaare.
  
Die langen, beinähnlichen Pedipalpen tragen an ihren Enden ausstülpbare Haftblasen. Die Beine sind siebengliedrig, die Trochanter der Beine 2, 3 und 4 sind getrennt. Das 4. Beinpaar trägt jeweils 2 bis 5 tennisschlägerähnliche Sinnesorgane (Malleoli) ventral auf Coxen und Trochantern. Ein Sternum fehlt den {{PAGENAME}}. Stattdessen stoßen die Hüften der Laufbeine und Palpen direkt an der ventralen Körpermittellinie aneinander.  
+
Die langen, beinähnlichen '''Pedipalpen''' tragen an ihren Enden ausstülpbare Haftblasen. Die '''Beine''' sind siebengliedrig, die Trochanter der Beine 2, 3 und 4 sind getrennt. Das 4. Beinpaar trägt jeweils 2 bis 5 tennisschlägerähnliche Sinnesorgane (Malleoli) ventral auf Coxen und Trochantern. Ein Sternum fehlt den {{PAGENAME}}. Stattdessen stoßen die Hüften der Laufbeine und Palpen direkt an der ventralen Körpermittellinie aneinander.  
  
Das Opisthosoma ist 11-gliedrig. Es gibt 3 Paare ventraler Stigmata (Öffnungen der Tracheen). Die Genitalöffnung befindet sich auf dem zweiten abdominalen Sternit (Bauchplatte) und wird von zwei Platten (Opercula) bedeckt.  
+
Das '''Opisthosoma''' ist 11-gliedrig. Es gibt 3 Paare ventraler Stigmata (Öffnungen der Tracheen). Die Genitalöffnung befindet sich auf dem zweiten abdominalen Sternit (Bauchplatte) und wird von zwei Platten (Opercula) bedeckt.  
  
Die Cheliceren bilden mächtige zweigliedrige Scheren, deren bewegliches Glied das untere ist. Sie sind nicht mit Giftdrüsen ausgestattet. Die Cheliceren der Männchen sind oft modifiziert (das obere, unbewegliche Glied trägt ein Flagellum).<ref name="SynopsisOrganisms"/>
+
Die '''Cheliceren''' bilden mächtige zweigliedrige Scheren, deren bewegliches Glied das untere ist. Sie sind nicht mit Giftdrüsen ausgestattet. Die Cheliceren der Männchen sind oft modifiziert (das obere, unbewegliche Glied trägt ein Flagellum).<ref name="SynopsisOrganisms"/>
  
 
==Lebensweise==
 
==Lebensweise==
Walzenspinnen leben räuberisch.<ref name="SynopsisOrganisms"/> Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Gliederfüßern, z. B. Heuschrecken, großen hartchitinisierten Käfern, Termiten, Spinnen und Tausendfüßern, aber auch aus Wirbeltieren wie Fröschen und Eidechsen.<ref name='kaestner 1957'/>
+
Walzenspinnen leben räuberisch<ref name="SynopsisOrganisms"/>. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Gliederfüßern, z. B. Heuschrecken, großen hartchitinisierten Käfern, Termiten, Spinnen und Tausendfüßern, aber auch aus Wirbeltieren wie Fröschen und Eidechsen.<ref name='kaestner 1957'>{{lit kaestner 1957}}</ref>
  
Die Männchen können sehr schnell laufen, die Weibchen sind langsamer.<ref name="SynopsisOrganisms"/> Sie benutzen dabei nur die hinteren drei Beinpaare und halten das erste Beinpaar und die Pedipalpen dicht über dem Boden. Mit Hilfe des ausstülpbaren Haftorgans der Pedipalpen können sie sich auch an glatten Flächen festhalten und an ihnen hoch klettern.<ref name='kaestner 1957'/>
+
Die Männchen können sehr schnell laufen, die Weibchen sind langsamer.<ref name="SynopsisOrganisms"/> Sie benutzen dabei nur die hinteren drei Beinpaare und halten das erste Beinpaar und die Pedipalpen dicht über dem Boden. Mit Hilfe des ausstülpbaren Haftorgans der Pedipalpen können sie sich auch an glatten Flächen festhalten und an ihnen hochklettern.<ref name='kaestner 1957'/>
  
Alle bekannte Arten legen Eier.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
+
Alle bekannten Arten legen Eier.<ref name="SynopsisOrganisms"/>
  
 
==Lebensraum==
 
==Lebensraum==
Vertreter der Ordnung leben vor allem in Wüsten und trockenen Gebieten der Tropen und Subtropen.<ref name="SynopsisOrganisms"/> Lediglich in Indien kommt sie auch in Wäldern vor.<ref name='kaestner 1957'>{{lit kaestner 1957}}</ref>
+
Vertreter der Ordnung leben vor allem in Wüsten und trockenen Gebieten der Tropen und Subtropen <ref name="SynopsisOrganisms"/>. Lediglich in Indien kommen sie auch in Wäldern vor <ref name='kaestner 1957'/>.
  
 
==Verbreitung==
 
==Verbreitung==
Die Ordnung ist neben Europa in Asien, Afrika, Nord-, Zentral- und Südamerika (eine Art ist auch in Kanada heimisch) und Südosteuropa verbreitet.<ref name="SynopsisOrganisms"/>  In Australien und Polynesien fehlt sie ganz.<ref name='kaestner 1957'/>
+
Die Ordnung ist neben Europa in Asien, Afrika, Nord-, Zentral- und Südamerika (eine Art ist auch in Kanada heimisch) und Südosteuropa verbreitet <ref name="SynopsisOrganisms"/>. In Australien und Polynesien fehlt sie ganz <ref name='kaestner 1957'/>.
 
 
==Systematik==
 
Die Ordnung wird ohne weitere Untergliederung in 12 Familien geteilt.<ref>{{Lit SmallerArachnidCatalogue 2003}}</ref>
 
  
 
==Familienspektrum==
 
==Familienspektrum==
Vertreter der folgenden Familien sind in Europa bekannt:<ref>{{FaunaEuropaeaSolifugae|15450}}</ref><ref name="SolifugaeEuropa">{{Lit SolifugaeEuropa}}</ref> <ref>{{Lit SmallerArachnidCatalogue 2003}}</ref>
+
<ordnung2familien ordnung='{{PAGENAME}}'/>
  
{{ArtenlisteStart|version=2}}
+
Eine weitere Familie, Gylippidae ist auf Zypern und in der Türkei heimisch, auf dem europäischen Festland nicht. <ref name="solifugae">{{FaunaEuropaeaSolifugae|15450}}</ref>
{{ArtenlisteZeile|Daesiidae|be-,nl-,dk-,no-,se-,fi-,pl-,de-,ch-,at-,cz-,sk-,hu-,si-,it+,fr-,es+,gb-,ie-,it82-,pt+,frh-}}
 
{{ArtenlisteZeile|Galeodidae|be-,nl-,dk-,no-,se-,fi-,pl-,de-,ch-,at-,cz-,sk-,hu-,si-,it-,fr-,es-,gb-,ie-,it82-,pt-,frh-}}
 
{{ArtenlisteZeile|Gylippidae|be-,nl-,dk-,no-,se-,fi-,pl-,de-,ch-,at-,cz-,sk-,hu-,si-,it-,fr-,es-,gb-,ie-,it82-,pt-,frh-}}
 
{{ArtenlisteZeile|Karschiidae|be-,nl-,dk-,no-,se-,fi-,pl-,de-,ch-,at-,cz-,sk-,hu-,si-,it-,fr-,es-,gb-,ie-,it82-,pt-,frh-}}
 
{{ArtenlisteEnde}}
 
 
 
{{ArtenlisteStart|version=3}}
 
{{ArtenlisteZeile|Daesiidae|al-,ba-,bg-,by-,ee-,hr-,lt-,lv-,md-,me-,mk-,ro-,rs-,ru-,ua-,gr+,tr+}}
 
{{ArtenlisteZeile|Galeodidae|al-,ba-,bg+,by-,ee-,hr-,lt-,lv-,md-,me-,mk+,ro-,rs-,ru-,ua+,gr+,tr-}}
 
{{ArtenlisteZeile|Gylippidae|al-,ba-,bg-,by-,ee-,hr-,lt-,lv-,md-,me-,mk-,ro-,rs-,ru-,ua-,gr-,tr+}}
 
{{ArtenlisteZeile|Karschiidae|al-,ba-,bg-,by-,ee-,hr-,lt-,lv-,md-,me-,mk-,ro-,rs-,ru-,ua-,gr+,tr+}}
 
{{ArtenlisteEnde}}
 
 
 
Die Familie Gylippidae ist nur auf Zypern und in der Türkei heimisch, auf dem europäischen Festland nicht.<ref>{{FaunaEuropaeaSolifugae|15512}}</ref>
 
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
 
<references/>
 
<references/>
 +
 +
===Quellen der Nachweise===
 +
<checklistenrefs ordnung='{{PAGENAME}}'/>

Version vom 23. Juli 2017, 16:09 Uhr

Solifugae Sundevall, 1833
Walzenspinnen
Gluvia-dorsalis John-Osmani.jpg
Gluvia dorsalis
Systematik
Klasse: Arachnida (Spinnentiere)

Die Walzenspinnen (Solifugae oder auch Solpugida) sind eine Ordnung der Spinnentiere mit 12 beschriebenen Familien und etwa 900 Arten weltweit. (Parker 1982)

Systematik

Die Ordnung wird ohne weitere Untergliederung in 12 Familien geteilt. 1113 rezente Arten sind bekannt (Stand 2011). (Harvey 2003) (Zhang 2011)

Anatomie

Körperlänge: 7 bis 70 mm. Die Ordnung ist durch ihre massiven, nach vorne gerichteten Cheliceren und das geteilte Prosoma gekennzeichnet. Das Prosoma besteht aus dem Proterosoma (vorderer Teil) und zwei dahinter liegenden freien Segmenten. Das Proterosoma wird vom stark gewölbten Propeltidium bedeckt. Es trägt die Cheliceren, die Pedipalpen und die ersten beiden Laufbeinpaare.

Die langen, beinähnlichen Pedipalpen tragen an ihren Enden ausstülpbare Haftblasen. Die Beine sind siebengliedrig, die Trochanter der Beine 2, 3 und 4 sind getrennt. Das 4. Beinpaar trägt jeweils 2 bis 5 tennisschlägerähnliche Sinnesorgane (Malleoli) ventral auf Coxen und Trochantern. Ein Sternum fehlt den Solifugae. Stattdessen stoßen die Hüften der Laufbeine und Palpen direkt an der ventralen Körpermittellinie aneinander.

Das Opisthosoma ist 11-gliedrig. Es gibt 3 Paare ventraler Stigmata (Öffnungen der Tracheen). Die Genitalöffnung befindet sich auf dem zweiten abdominalen Sternit (Bauchplatte) und wird von zwei Platten (Opercula) bedeckt.

Die Cheliceren bilden mächtige zweigliedrige Scheren, deren bewegliches Glied das untere ist. Sie sind nicht mit Giftdrüsen ausgestattet. Die Cheliceren der Männchen sind oft modifiziert (das obere, unbewegliche Glied trägt ein Flagellum). (Parker 1982)

Lebensweise

Walzenspinnen leben räuberisch (Parker 1982). Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Gliederfüßern, z. B. Heuschrecken, großen hartchitinisierten Käfern, Termiten, Spinnen und Tausendfüßern, aber auch aus Wirbeltieren wie Fröschen und Eidechsen. (Kaestner 1956)

Die Männchen können sehr schnell laufen, die Weibchen sind langsamer. (Parker 1982) Sie benutzen dabei nur die hinteren drei Beinpaare und halten das erste Beinpaar und die Pedipalpen dicht über dem Boden. Mit Hilfe des ausstülpbaren Haftorgans der Pedipalpen können sie sich auch an glatten Flächen festhalten und an ihnen hochklettern. (Kaestner 1956)

Alle bekannten Arten legen Eier. (Parker 1982)

Lebensraum

Vertreter der Ordnung leben vor allem in Wüsten und trockenen Gebieten der Tropen und Subtropen (Parker 1982). Lediglich in Indien kommen sie auch in Wäldern vor (Kaestner 1956).

Verbreitung

Die Ordnung ist neben Europa in Asien, Afrika, Nord-, Zentral- und Südamerika (eine Art ist auch in Kanada heimisch) und Südosteuropa verbreitet (Parker 1982). In Australien und Polynesien fehlt sie ganz (Kaestner 1956).

Familienspektrum

In Europa und im Maghreb kommen nach Datenlage dieses Wikis 6 Familien der Ordnung Solifugae vor.[A]

NamePTESES-IBADFRFRHITIT82IT88ROBGBASIHRMEMKRSKVALGRGR-M
Daesiidae××????××?? ???? ???×?
Galeodidae  ????  ??×????×???×?
Karschiidae  ????  ?? ???? ???×?
NameUABYMDRU-KGDRU-RUWRU-RUCRU-RUERU-RUNRU-RUSTR-EURTR-ASICYAMAZGEMADZTNLYEGMT
Daesiidae ??????? ××××× ×××××?
Galeodidae×???????×××××× ×××××?
Gylippidae ???????  ×××××     ?
Karschiidae ??????? ×××××××× ××?
Rhagodidae ???????  × ×× ×××××?
Solpugidae ???????  ×    ×××××?
Legende/Legend
? Checkliste nicht verfügbar No checklist available
× Familienvorkommen bekannt Family documented
(×) Familienvorkommen bekannt, keine Art etabliert Family documented, no species established
Familienvorkommen bekannt, alle Arten gestrichen Family documented, all species removed from list
  Checkliste enthält Familie nicht Checklist consulted, but family not found
Hinweise zur Nutzung der Tabellen:
Die Spalten können durch Anklicken des Landeskürzels markiert werden. Durch einen zweiten Klick wird diese Markierung wieder gelöscht.

Eine weitere Familie, Gylippidae ist auf Zypern und in der Türkei heimisch, auf dem europäischen Festland nicht. (Harvey 2011)

Quellen

Quellen der Nachweise