Scytodes thoracica: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wiki der Arachnologischen Gesellschaft e. V.
Zur Navigation springenZur Suche springen
(Artikel erweitert (Entwicklung))
(Trivialname)
Zeile 2: Zeile 2:
 
{{Infobox Spezies
 
{{Infobox Spezies
 
|name=Scytodes thoracica
 
|name=Scytodes thoracica
|trivialname=Speispinne<ref>{{Lit rl araneae nrw 2010}}</ref>
+
|trivialname=Speispinne, Leimschleuderspinne<ref>{{Lit rl araneae nrw 2010}}</ref>
 
|autor=Latreille
 
|autor=Latreille
 
|jahr=1802
 
|jahr=1802

Version vom 30. Oktober 2011, 22:03 Uhr

Scytodes thoracica (Latreille, 1802)
Speispinne, Leimschleuderspinne (Buchholz et al. 2010)
Thoracica Weimar 07-06 03.jpg
Weibchen mit Beute
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Scytodidae (Speispinnen)
Gattung: Scytodes (Echte Speispinnen)
Reifezeit (Dabelow 1958)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:000329
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten NE
[CZ] Tschechien ES
[D] Deutschlandmh>?=*
[D] Berlinss===*
[D] Brandenburg *
[D] Mecklenburg-Vorp.ss== *
[D] Niedersachsen G
[D] Niedersachsen (T) G
[D] Nordrhein-Westfalenmh===*
[D] Schleswig-Holsteinss===*

Merkmale

Das Weibchen wird 4 bis 6 mm groß, das Männchen 3 bis 5 mm. (Roberts 1996)

Die Art ist unverwechselbar. Der Vorderkörper (Prosoma), welcher fast so groß und ebenso gewölbt ist, wie der Hinterleib (Opisthosoma), sowie die blassbräunliche Grundfärbung mit dem charakteristischen Fleckenmuster.

Verbreitung

Holarktisch, aber auch auf einigen pazifischen Inseln. (World Spider Catalog 2020)

Lebensraum

Aus dem Mittelmeerraum eingewanderte Art, welche in Deutschland fast ausschließlich in Häusern vorkommt (synanthrop lebende Art) und nur sehr selten im Freiland anzutreffen ist. So berichtet Wiehle, er habe lediglich einmal diese Art in der Eifel an einem Kiefernstamm gefunden Fehler! Referenz name='dahl_42' kann nicht zugeordnet werden.

Lebensweise

Beutefang

Der Beutefang dieser Art ist ein ganz besonderer. Die Tiere nähern sich schleichend einem Beutetier und in einer Entfernung von 1 bis 2 cm weicht es plötzlich zurück. Ohne dass man etwas gesehen hat, stellt man nun fest, dass das Beutetier am Boden gefesselt ist. Leimfäden sind zickzackförmig über die Beute gelegt.

Die Fäden erhärten an der Luft sehr schnell. Diese Fäden wurden aus den Giftklauen geschleudert, weshalb die Art auch „Leimschleuderspinne” genannt wird. Die Giftdrüsen sind aus diesem Grund zweigeteilt. Die größere produziert den Leim und die kleinere das Gift. (Wiehle 1953)

Fortpflanzung

Bei Scytodes thoracica können Paarungen das ganze Jahr über beobachtet werden. Dabei gibt es zwischen verschiedenen europäischen Rassen deutliche Unterschiede im Verhalten beim Vorspiel und bei der Kopulationsstellung. So erwies es sich bei Versuchen z.B. als fast unmöglich, mitteleuropäische mit mediterranen Tieren zu verpaaren. (Dabelow 1958) Im Folgenden soll nur das Verhalten der mitteleuropäischen Rasse beschrieben werden.

Vorspiel:

Sobald sich paarungswillige Partner gefunden haben, beginnt das Männchen mit dem Opisthosoma zu zittern und mit seinem ersten Beinpaar die Beine des Weibchens und dessen Opisthosoma zu betrillern → Bild. Schon nach einigen Augenblicken, bzw. wenigen Minuten, richtet sich das Weibchen auf, wobei es häufig stark mit dem Opisthosoma auf die Unterlage klopft → Bild. Das Männchen zieht mit dem dritten Beinpaar das Opisthosoma des Weibchens zu sich heran und beißt mit den Cheliceren in Chitingrübchen, die sich unter der Genitalspalte des Weibchens befinden. Hat das Männchen diesen Biß angesetzt, ist das Weibchen beinahe reglos. (Dabelow 1958)

Kopulation:

Wie bei haplogynen Spinnen üblich, führt das Männchen beide Pedipalpen gleichzeitig ein – bei Scytodes thoracica zudem über Kreuz. Die eigentliche Paarung kann wenige Minuten, aber auch über eine Stunde andauern. Dabei sind beide Partner, von leicht zuckenden Beinen abgesehen, so gut wie bewegungslos (siehe Bilder unten). Nach dem Ende der Paarung ergreift das Männchen die Flucht und wird häufig vom Weibchen verfolgt. (Dabelow 1958)

Entwicklung

Eiablage:

Die Eiablage von Scytodes thoracica erfolgt im Hochsommer. Das Weibchen fertigt ein Gespinst an, an dem die Eier zunächst befestigt werden. Danach spinnt sie die Eier zu einem Kokon zusammen, den sie fortan unter dem Körper mit sich herumträgt (Dabelow 1958) → siehe Bild.

Brutpflege:

Während der Entwicklung der Jungen in den Eiern bleibt die Mutter meist im Gespinst und legt den Kokon nur selten ab. (Dabelow 1958)

Entwicklung der Jungspinnen:

Ca. 28 bis 31 Tage nach der Eiablage schlüpfen die Jungspinnen, verlassen den Kokon und verteilen sich in einem Gewebe, das die Mutter zuvor angelegt hat. Einige Tage später häuten sie sich zum zweiten Mal und begeben sich etwas später auf Nahrungssuche, wobei es durchaus zu Kannibalismus kommen kann. Schon in diesem frühen Stadium sind die Speispinnen in der Lage, ihre Beute durch "Leimschleudern" zu fangen. (Dabelow 1958)

Scytodes thoracica benötigt sieben Häutungen bis zur Geschlechtsreife. Die gesamte Entwicklung dauert über ein Jahr. (Dabelow 1958)

Lebensdauer:

Männchen der Leimschleuderspinne leben 1,5 bis 2 Jahre, Weibchen werden bis zu 3 Jahre alt. (Dabelow 1958)

Reifezeit

Sowohl adulte als auch juvenile Tiere sind das ganze Jahr über zu finden. (Dabelow 1958)

Terraristik

In der Gefangenschaft lässt sich diese Art gut halten und mit Fruchtfliegen ernähren (Wiehle 1953).

Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

  • Buchholz S, Hartmann V & Kreuels M (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Webspinnen - Araneae - in Nordrhein-Westfalen. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen 3. Fassung, Stand August 2010, S. 1–25.
  • Dabelow S (1958): Zur Biologie der Leimschleuderspinne Scytodes thoracica. Zool. Jahrb. (Syst.) 86, S. 85–126.
  • Roberts MJ (1996): Collins Field Guide. Spiders of Britain and Northern Europe. HarperCollins Publishers Ltd.. ISBN 0-00-219981-5, 383 S.
  • Wiehle H (1953): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile, 42. Teil Spinnentiere oder Arachnoidea (Araneae) IX: Orthognatha - Cribellatae - Haplogynae Entelegynae. VEB Gustav Fischer Verlag, 150 S.
  • World Spider Catalog (2020): World Spider Catalog. Natural History Museum Bern, online auf http://wsc.nmbe.ch, doi:10.24436/2.

Quellen der Nachweise