Araneidae

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Araneidae Clerck, 1757
Radnetzspinnen
Araneus diadematus W 7-8468.jpg
Araneus diadematus
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spiderfam:0102

Die Familie der Radnetzspinnen (Araneidae) umfasst weltweit 3006 Arten in 168 Gattungen (Stand Januar 2011).

Merkmale

Körperbau, Farbe und Größe sind innerhalb der Familie sehr variabel. So erreicht Zilla diodia maximal 4,5 mm Körperlänge, während einige Vertreter der Gattung Araneus als Weibchen auf stattliche Größen von über 15 mm heranwachsen können.

Viele Arten haben ein mehr oder weniger ovales Opisthosoma und ein meist kleineres, rundliches Prosoma, wie z.B. die häufige Gartenkreuzspinne Araneus diadematus oder ihre etwas kleinere Verwandte Araneus marmoreus, die Marmorierte Kreuzspinne. Eine ganze Reihe einheimischer Arten hat ein Paar auffälliger Höcker auf dem Hinterleib. So ist dieses Merkmal durchgehend bei allen europäischen Vertretern der Gattung Gibbaranea ausgeprägt, aber auch bei Araneus angulatus (gehörnte Kreuzspinne) oder der in Deutschland sehr seltenen Araneus grossus (Riesenkreuzspinne) vorhanden. Nuctenea umbratica, die Spaltenkreuzspinne, hat sich, wie ihr deutscher Name schon verrät, an ein Leben in engen Ritzen und Spalten angepasst, die sie tagsüber als Versteck nutzt. Als Folge dieser Lebensweise ist ihr Körper dorsoventral stark abgeflacht (Nentwig et al. 2012).

Argiope bruennichi

Die Radnetzspinnen gehören zudem zu den farbigsten und auffälligsten Spinnen unserer Breiten. So sind von der großen Vierfleck-Kreuzspinne Araneus quadratus gelbliche, rote, aber auch mintgrüne Exemplare bekannt. Die kleinen Radnetzspinnen der Gattung Hypsosinga sind oftmals sehr kontrastreich gestreift oder in kräftigen roten bis rotbraunen Tönen gefärbt. Zudem glänzt ihr wenig behaarter Hinterleib. Die Wespenspinne Argiope bruennichi, eine der häufigsten Radnetzspinnen auf ungemähten Wiesen, springt dem aufmerksamen Beobachter sofort mit ihrer schwarz-gelben Musterung ins Auge. Vor allem im Spätsommer kann man die stattlichen Weibchen mitunter in hohen Dichten in ihren Lebensräumen finden.

Micrathena sp. aus Brasilien
Micrathena gracilis aus Ohio, USA

In den Tropen und Subtropen kommen sehr bizarre Vertreter dieser Familie vor. So ist der Hinterleib bei den Gattungen Gasteracantha und Micrathena mit teilweise sehr langen und bunt gefärbten Stacheln versehen (siehe Bilder). Arachnura higginsi aus Australien besitzt ein langes, skorpionsartig ausgezogenes Opisthosoma und wird deswegen in ihrer Heimat auch „Scorpion Tailed Spider“ („Skorpionsschwanzspinne“) genannt (Platnick 2013)

Lebensraum

Als äußerst vielgestaltige Familie besiedeln Radnetzspinnen auch beinahe alle Lebensräume in Europa. So findet man in Wäldern u.a. die großen Radnetze der gehörnten Kreuzspinne Araneus angulatus. Auch die kleinere, aber ähnliche Buckelkreuzspinne Gibbaranea gibbosa lebt auf Bäumen und Gebüsch und kann gut mit dem Klopfschirm nachgewiesen werden (Lemke 2009). Auf feuchten Wiesen trifft man oft auf dichte Populationen der Vierfleck-Kreuzspinne Araneus quadratus, die dort mithilfe ihrer Netze große Mengen Insekten fangen (Nentwig et al. 2012). Auch die Wespenspinne Argiope bruennichi ist ein Bewohner offener Landschaften und hat sich inzwischen flächendeckend in Deutschland ausgebreitet (Nentwig et al. 2012). Auch an nassen Waldrändern kann man auf Radnetzspinnen treffen. So ist in diesem Lebensraum die auffällig gefärbte Araneus alsine (Rote Kreuzspinne) zu Hause (Nentwig et al. 2012).

Im synanthropen Bereich werden von Larinioides sclopetarius (Brückenkreuzspinne) vor allem Bauten in Gewässernähe, darunter gerne Brücken, besiedelt (Nentwig et al. 2012). Dort bildet die Art mitunter sehr dichte Populationen. Auch ihre seltenere Verwandte Larinioides ixobolus wird oft an Gebäuden gefunden. Zygiella x-notata, die Sektorspinne, ist ein weiterer synanthroper Vertreter der Familie, deren Weibchen bis in den Winter hinein gefunden werden können (Nentwig et al. 2012). Die allgegenwärtige Gartenkreuzspinne Araneus diadematus bewohnt, wie der Name schon sagt, gerne Gärten, ist jedoch so ziemlich überall in urbanen Bereichen zu finden.

Im mediterranen Gebiet kommen einige sehr große Vertreter der Familie vor. Besonders auffällig ist die dort weitverbreitete Argiope lobata, deren Hinterleib in sieben stumpfe Zacken ausläuft. Sie besiedelt offene, trockenheiße Flächen. (Bellmann 2001) Araneus grossus (Riesenkreuzspinne) und Araneus circe sind zwei weitere große, weitgehend mediterran verbreitete Arten. A. grossus dringt dabei bis nach Mitteleuropa vor und wurde z.B in Kärnten auf xerothermen Felssteppen gefunden (Komposch 2000).

Lebensweise

Netzbau und Beutefang

Die meisten europäischen Arten bauen typische, mehr oder weniger vertikal aufgespannte Radnetze verschiedener Größen und in unterschiedlichen Höhen. So kann das Netz von Araneus diadematus (Gartenkreuzspinne) und Araneus angulatus (gehörnte Kreuzspinne) durchaus 50 cm Durchmesser erreichen. Die Nahrungszusammensetzung ist weitgehend vom Lebensraum abhängig. Radnetzspinnen zeigen in den allermeisten Fällen kaum spezielle Beutepräferenzen und nehmen beinahe alles an, was in das Netz gelangt. Besonders die großen Argiope-Arten sind dafür bekannt, auch wehrhafte Hautflügler und Laubheuschrecken zu erbeuten. Im Labor fraß A. diadematus sogar kleine Nacktschnecken, die in ihr Fangnetz geworfen wurden (Nyffele & Symondson 2001).

Einige Vertreter, darunter A. bruennichi, bauen zusätzliche vertikale Seidenbahnen, sogenannte Stabilimente, in ihre Netze ein. Cyclosa conica, eine kleine Radnetzspinne mit keilförmigem Opisthosoma, verbaut zusätzlich sogar Beutereste in ihr Stabiliment.

Cyclosa conica mit Stabiliment

Ob die Stabilimente nur eine tarnende oder auch eine stabilisierende Funktion haben, wird unter Fachleuten bis heute diskutiert. Eventuell können sie auch dem Anlocken von Beute dienen (Tso 1998).

Einige Radnetzspinnenarten sitzen auch tagsüber in der Netzmitte, so z.B. A. diadematus, während andere strikt nachtaktiv sind und sich tagsüber in natürlichen oder selbstgebauten Verstecken in der Nähe des Netzes verbergen. Verschiedene Arten (z. B. die Körbchenspinne Agalenatea redii) bauen Sitzwarten aus dicht verwobener Spinnseide neben ihrem Netz, in denen sie tagsüber sitzen.

Die Opuntienspinne Cyrtophora citricola, eine vorwiegend im Mittelmeerraum vorkommende Art, baut ein stark abgewandeltes Radnetz. Es besteht aus einer horizontalen Netzdecke mit darüber vertikal aufgespannten Stolperfäden.

In den Tropen haben einige Arten den Netzbau stark reduziert oder sogar völlig aufgegeben. So weben die amerikanischen Bolaspinnen der Gattung Mastophora nur einen einzigen, frei von den Voderbeinen herabhängenden Faden mit einem Klebetropfen am Ende, der spezielle Pheromone (Sexuallockstoffe) enthält. Einem davon angelockten Insekt wird dieser Faden entgegengeschleudert, sodass es am Klebetropfen hängenbleibt.

Fortpflanzung

Die kleineren und agileren Männchen begeben sich aktiv auf die Suche nach einem reifen Weibchen. Falls sie ein intaktes Netz gefunden haben, befestigen viele Arten, z. B. aus der Gattung Araneus, einen Begattungs- und Werbefaden daran. An diesem zupfen sie, um das Weibchen anzulocken. Ist es in Paarungsbereitschaft, sucht es den Werbefaden auf und nimmt die Kopulationshaltung ein. Andere bauen keinen solchen Faden (z.B. A. bruennichi) und begeben sich unter ständigem Zupfen direkt ins Netz des Weibchens.

Bei vielen Arten verläuft die Paarungzeit recht friedlich. So kann man in dieser Zeit regelmäßig Männchen und Weibchen von Araneus alsine (Rote Kreuzspinne) oder Larinioides cornutus (Schilfradspinne) gemeinsam im Versteck des Weibchens auffinden. Die weiblichen Vertreter von A. bruennichi sind dagegen sehr kannibalistisch veranlagt und versuchen das Männchen noch während der Paarung zu erbeuten, was auch oftmals gelingt.

Zwischen Paarung und Eiablage vergehen meist mehrere Wochen. Die Eikokons sind von sehr variabler Gestalt. So sind sie bei Cyclosa conica von sich kräuselnden, schimmernden Spinnfäden umgeben, während die von A. bruennichi von einer braunen, pergamentartigen Schicht umhüllt sind. Die südeuropäische Cyrtophora citricola türmt ihre Eikokons zu einem vertikalen, zylinderförmigen Gebilde auf, das frei und gut sichtbar im Netz hängt.

Ähnliche Familien

Auch Vertreter anderer Familien bauen Radnetze. So weben die Tetragnathidae sehr ähnliche Fangnetze, bei denen aber oftmals die Nabe nicht ausgesponnen ist und offen bleibt. Die Uloboridae bauen horizontale Radnetze aus cribellater Seide.

Bildbestimmung

Eine Bildübersicht der meisten Gattungen Europas gibt es auf der Araneidae Bildübersicht.

Gattungen und Vorkommen

Nach längerer taxonomischer Diskussion (siehe WSC) wurden die Gattungen Leviellus und Zygiella den zur Familie erhobenen Phonognathidae (= Zygiellidae) zugeordnet (Kuntner et al. 2023). Dies wurde von Hormiga et al. wieder rückgängig gemacht. Ebenso wurde die Familie Nephilidae wieder als jüngeres Synonym von Araneidae angesehen. (Hormiga et al. 2023)

In Europa und im Maghreb kommen nach Datenlage dieses Wikis 30 Gattungen der Familie Araneidae vor.[A]

NameNOSEFIIEGBGB-NIRDKDENLBELUPLLTLVEECHATLICZSKHU
Aculepeira×××   ×××××××××××××××
Agalenatea×××××××××××××××××××××
Alpaida       (×)             
Araneus×××××××××××××××××××××
Araniella×××××××××××××××××××××
Argiope××× × ×××××××××××××××
Cercidia××× × ×××××××××××××××
Cyclosa×××××××××××××××××××××
Cyrtophora    (×)      (×)         
Gasteracantha        (×)            
Gibbaranea×××××××××××××××××××××
Hypsosinga×××××××××××××××××××××
Kaira       (×)             
Larinia           ×    × × ×
Larinioides×××××××××××××××××××××
Leviellus××× × ×× × ×××××× ×××
Mangora××××× ×××××××××××××××
Neoscona××××× ××××××××××× ×××
Nephilingis         (×)           
Nuctenea×××××××××××××××××××××
Singa××× × ×××××××××××××××
Zilla ×  ×  ××××× × ××××××
Zygiella×××××××××××××××××××××
NamePTESES-IBADFRFRHITIT82IT88ROBGBASIHRMEMKRSKVALGRGR-M
Aculepeira×××××××××××××××××××××
Agalenatea××× ×××××××××××××××××
Araneus×××××××××××××××××××××
Araniella×× ××××××××××××××××××
Argiope××× ×××××××××××××××××
Cercidia××  × × ××× ×××××  × 
Cyclosa××××××××××× ×××××××××
Cyrtarachne××× ×××××    ×     × 
Cyrtophora××× ×××××    ××   ×××
Gibbaranea××× ××××××× ×××××××××
Glyptogona      ×   ×  ×××× ×××
Hypsosinga××× ×××××××××××××××××
Larinia××  ×× ×       ×   ××
Larinioides×××××××××××××××××××××
Leviellus××  ××××××× ×××××××××
Lipocrea       ××            
Mangora××××××××××× ×××××××××
Nemoscolus××× ×  ×             
Neoscona××××××××××× ×××××××××
Nuctenea×××××××× ××××××××××× 
Singa××  × ××××× ×××××××× 
Siwa ×  ××  ×            
Trichonephila    (×)                
Zilla×××××××××××××××××××××
Zygiella×××××××××××××××××××××
NameUABYMDRU-KGDRU-RUWRU-RUCRU-RUERU-RUNRU-RUSTR-EURTR-ASICYAMAZGEMADZTNLYEGMT
Aculepeira××××××××× ×××××××××  
Agalenatea×× ×××× ××××××× ×××××
Araneus×××××××××××××××××××××
Araniella××××××××××××××××××   
Argiope×××  ×× ×××××××××××××
Cercidia××××××××××    ×      
Cyclosa×××××××××××××××××××××
Cyrtarachne        × ××  × ×    
Cyrtophora          ××   ××××××
Gibbaranea××× ×××××××××××××××× 
Glyptogona          ××         
Hypsosinga×××××××××××××××××××× 
Larinia××      × ××× ×××××× 
Larinioides×××××××××××××××××××××
Leviellus××  ××××× ××  ×××    
Lipocrea          ××         
Mangora××××××××××××××××××× ×
Nemoscolus                ×××  
Neoscona×××× ×× ×××××××××××××
Nuctenea×× ××××××××  ×× ×× × 
Poecilarcys                ××   
Singa××××××××× ×× ××××××× 
Siwa             ×  ×  ××
Zilla×× × ×× ×××××××××××  
Zygiella××   ×  × ×× ××××   ×
Legende/Legend
? Checkliste nicht verfügbar No checklist available
× Gattungsvorkommen bekannt Genus documented
(×) Gattungsvorkommen bekannt, keine Art etabliert Genus documented, no species established
Gattungsvorkommen bekannt, alle Arten gestrichen Genus documented, all species removed from list
  Checkliste enthält Gattung nicht Checklist consulted, but genus not found
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Quellen

Quellen der Nachweise und Checklisten