Pisaura mirabilis

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Pisaura mirabilis (Clerck, 1757)
Listspinne
Pisaura.horrer.jpg
Weibchen
Systematik
Ordnung: Araneae (Webspinnen)
Familie: Pisauridae (Jagdspinnen)
Gattung: Pisaura (Listspinnen)
Reifezeit (Bellmann 2010)
Monat:123456789101112
Verbreitung in Europa[Quellen]
    etabliert,    nicht etabliert,    nicht betrachtet
Weitere Informationen
LSID WSC: urn:lsid:nmbe.ch:spidersp:019759
Gefährdung nach Roter Liste
RegionBSLTKTRFRRL
[AT] Kärnten LC
[CZ] Tschechien ES
[CZ] Oberschlesien *
[D] Deutschlandsh===*
[D] Berlinsh===*
[D] Brandenburg *
[D] Mecklenburg-Vorp.sh=(↓) *
[D] Niedersachsen *
[D] Niedersachsen (H) *
[D] Niedersachsen (T) *
[D] Nordrhein-Westfalensh===*
[D] Schleswig-Holsteinsh===*
[NO] Norwegen LC
[PL] Bielitz-Biala ?
[PL] Kattowitz *
[PL] Opole *
[PL] Oberschlesien *
[PL] Tschenstochau *
Synonyme und weitere Kombinationen
  • Ocyale mirabilis
  • Pisaura listeri

Pisaura mirabilis (Listspinne) ist die einzige Art der Gattung in Mitteleuropa.

Spinne des Jahres 2002 (Kreuels & Jäger 2002).

Merkmale

Körperlänge: Weibchen erreichen 15 mm, Männchen 13 mm (Nentwig et al. 2012).

Pisaura mirabilis ist sehr variabel gefärbt (siehe Bild "Farb- und Mustervariationen"). Die Grundfarbe schwankt zwischen hellbraun und dunkelbraun, und die Zeichnung kann kontrastarm oder kontrastreich sein. Meist findet sich auf dem Opisthosoma eine mehr oder weniger deutliche Zeichnung mit einer hellen, wellenförmigen seitlichen Umrandung. Auf dem Prosoma befindet sich ein heller Mittelstrich, der in der Breite variiert. Der Mittelstrich setzt sich oft in Form eines spitzen Haarbüschels über den vorderen Prosomarand fort. Zwischen dem Augenfeld und den Chelizeren finden sich meist zwei helle, nach unten spitz zulaufende Flecken. Diese sind von vorne leicht zu erkennen.

Lebensraum

Ökologischer Typ: Eurytope Freiflächenart (lebt in allen unbewaldeten Lebensräumen unabhängig von der Feuchtigkeit) (Platen & von Broen 2005). Pisaura mirabilis bevorzugt die Jagd in üppig bewachsenen Lebensräumen (Lenler-Eriksen 1968). Die Art hält sich in niedriger Vegetation und auf Stauden auf. Den Boden meidet sie. An sonnigen Tagen – vor allem im Frühjahr – kann man sie oft beim Sonnenbaden auf größeren Blättern beobachten. Dabei werden die Beine Ⅰ und Ⅱ bzw. Ⅲ und Ⅳ in typischer Weise an einander gelegt und vorne und hinten flach vom Körper weg gestreckt.

Sie kann als euryök angesehen werden, die in verschiedenen besonnten Lebensräumen zu finden ist. In großer Individuenzahl besiedelt sie oft mittelfeuchte bis feuchte Wiesen, ist aber auch an Feldrändern, in Gärten und lichten Wäldern zu finden. Weniger häufig wird sie aber auch auf Trockenrasen und an Felshängen nachgewiesen.

Verbreitung

Paläarktis (World Spider Catalog 2016).

Im östlichen Dänemark (auf Jütland und den Inseln) ist diese Art sehr häufig zu finden (Lenler-Eriksen 1968) In Deutschland ist sie sehr weit verbreitet (Arachnologische Gesellschaft 2020). Es ist anzunehmen, dass dies für ganz Europa gilt.

Lebensweise

Biologie

Es sind stets drei Generationen anzutreffen. Die Geschlechtsreife tritt nach zwei Jahren ein. (Lenler-Eriksen 1968) Pisaura mirabilis lebt frei jagend.

DSC09150 Pisaura mirabilis juv. in Gespinst.JPG Jungtiere legen sowohl als Jagdsitz, als auch zur Hilfe bei der Häutung ein Netz an (Lenler-Eriksen 1968). Im Foto links ein Jungtier in einem Netz.

Balzverhalten und Paarung

Besonders hervorzuheben ist das Balzverhalten der Art. Kurz nach ihrer Adulthäutung fangen die Männchen an, Insekten zu fangen und mit Hilfe von Spinnseide zu kleinen Paketen zu formen. Damit begeben sie sich auf die Suche nach einem Weibchen und bieten, sobald sie eines gefunden haben, das Paket als Brautgeschenk an. Die Männchen sind durch chemotaktile Sinnesorgane in der Lage, die Stellen zu erkennen, an denen sich vor kurzem noch ein Weibchen aufgehalten hat. Sie folgen dann dem Sicherheitsfaden des Weibchens, bis sie selbiges erreichen. Nimmt das Weibchen das Geschenk an, beginnt die Paarung. Diese erfolgt in vier Schritten:

  1. Eine Ruhephase, in der sich beide gegenüberstehen und gemeinsam das Brautgeschenk festhalten. Das Weibchen beginnt zu fressen.
  2. Das Männchen löst langsam seine Cheliceren aus dem Geschenk und begibt sich unter das Weibchen, sobald dieses seinen Vorderkörper anhebt, und führt einen Pedipalpus in die Epigyne des Weibchens ein. Davor befestigt es noch einen Sicherungsfaden am Geschenk und hält selbiges mit seinem 3. Beinpaar fest.
  3. Das Männchen beginnt mit der eigentlichen Begattung, hält dabei aber immer das Brautgeschenk fest.
  4. Das Männchen ergreift das Geschenk erneut, und es wird wieder von beiden Tieren festgehalten. Kurz danach werden Schritt 2 und 3 wiederholt, diesmal wird aber der zweite Taster zur Begattung benutzt.

Das Weibchen beendet die Kopulation, indem es entweder weg rennt oder sich ruckartig zur Seite bewegt, woraufhin das Männchen meist „abfällt“. Das Weibchen ist danach oft im Besitz des größeren Teils des Geschenkpakets. (Nitzsche 2009)

Eiablage und Brutfürsorge

Nach der Eiablage tragen die Weibchen den Eikokon eine Zeit lang mit den Chelizeren herum. Später wird er zwischen Pflanzen mit losen Fäden eingesponnen und bewacht. Trotz dieser Bewachung wurde in den Kokons dieser Art parasitischer Befall festgestellt (Finch 2001).

Weitere Bilder

Weblinks

Nachweis- und Verbreitungskarten

Weitere Links

Quellen

Quellen der Nachweise