Palpigradi: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Ordnung der '''Tasterläufer''' (Palpigradi) ist eine sehr artenarme und ursprüngliche Gruppe der Spinnentiere (Arachnida). Die Gruppe ist noch sher wenig erforscht. Die Tiere wurden erst 1885 entdeckt. 1956 kannte man 21 Arten<ref name="Lehrbuch Zoologie"/>, 1994 waren es knapp 70<ref name="Urania Tierreich"/>. Heute sind weltweit 79 Arten bekannt (Stand 2007), die nur zwei Familien angehören. In Europa wurden 27 Arten nachgewiesen.<ref>
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Die Ordnung der '''Tasterläufer''' (Palpigradi) ist eine sehr artenarme und ursprüngliche Gruppe der Spinnentiere (Arachnida). Die Gruppe ist noch sehr wenig erforscht. Die Tiere wurden erst 1885 entdeckt. 1956 kannte man 21 Arten<ref name="Lehrbuch Zoologie"/>, 1994 waren es knapp 70<ref name="Urania Tierreich"/>. Heute sind weltweit 79 Arten bekannt (Stand 2007), die nur zwei Familien angehören. In Europa wurden 27 Arten nachgewiesen.<ref>
 
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In ihren Lebensräumen laufen die Tiere schnell umher. Dabei werden die Schwanzgeißel und das Opisthosoma nachgeschleift oder steil nach oben gekrümmt. Begegnen sich zwei Tiere, so bleiben sie voreinander stehen, bevor sie sich berührt haben. Da sie über keine optischen Sinnesorgane verfügen, müssen sie sich anhand von Luftschwingungen erkennen. Die  Trichobothrien spielen als Sinnesorgane wahrscheinlich eine wichtige Rolle.<ref name="Lehrbuch Zoologie"/>
  
 
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Version vom 29. August 2009, 10:09 Uhr

Palpigradi Thorell, 1888
Tasterläufer
Palpigradi Grafik 09-08.jpg
Palpigradi
Systematik
Klasse: Arachnida (Spinnentiere)

Die Ordnung der Tasterläufer (Palpigradi) ist eine sehr artenarme und ursprüngliche Gruppe der Spinnentiere (Arachnida). Die Gruppe ist noch sehr wenig erforscht. Die Tiere wurden erst 1885 entdeckt. 1956 kannte man 21 Arten Fehler! Referenz name='Lehrbuch Zoologie' kann nicht zugeordnet werden, 1994 waren es knapp 70 Fehler! Referenz name='Urania Tierreich' kann nicht zugeordnet werden. Heute sind weltweit 79 Arten bekannt (Stand 2007), die nur zwei Familien angehören. In Europa wurden 27 Arten nachgewiesen. (Blick & T. (Koord.) Koor)

Wegen ihrer Ähnlichkeit zu den Geißelskorpionen (Uropygida) werden sie auch als Zwerggeißelskorpione bezeichnet.

Merkmale und Ausehen

Tasterläufer sind sehr klein. Sie erreichen Körperlängen von 0,65 bis 2,8 mm.

Vorderkörper und Hinterleib sind äußerlich gut sichtbar getrennt. Das Prosoma besteht aus einer Kopfplatte (Proterosoma) und zwei dahinter liegenden, freien Segmenten. Das siebte Segment ist stielartig verengt und bildet den Übergang zum Hinterleib. (Kaestner & Dr. Alfred 1956)

Das Opisthosoma ist deutlich segmentiert, jedoch nicht sklerotisiert. Seine letzten drei Segmente sind ringartig verengt und bilden eine Art Schwanz. Dessen Ende entspringt bei allen Tasterläufern eine vielgliedrige Geißel (Flagellum), welche mehr als körperlang werden kann. (Kaestner & Dr. Alfred 1956)

Die fünf den Cheliceren folgenden Gliedmaßenpaare sind laufbeinartig ausgebildet. Die Pedipalpen und die hinteren drei Beinpaare werden zum Laufen benutzt. Das 1. Beinpaar ist länger, am Ende stärker segmentiert und wird als Fühler tastend vor dem Körper getragen. (Kaestner & Dr. Alfred 1956)

Den Tieren fehlen nennenswerte Pigmente, sodass sie weißlich aussehen. (Kaestner & Dr. Alfred 1956)

Tasterläufer besitzen keine Augen. Als Sinnesorgane treten also nur enervierte Körperhaare auf (z. B. Trichobothrien). (Kaestner & Dr. Alfred 1956)

Die Cheliceren der Palpigradi sind dreigliedrig und werden vertikal nach unten geklappt (Kaestner & Dr. Alfred 1956). Sie besitzen keine Giftdrüsen und produzieren kein Abwehrgift (Schmidt & Günter 1993).

Systematik

Innerhalb der Klasse der Spinnentiere (Arachnida) gelten die Tasterläufer als sehr ursprüngliche Ordnung. Gestützt wird diese Annahme durch den primitiven Körperbau, im Speziellen das Fehlen eines Mundvorraums, wie ihn alle anderen Spinnentiere besitzen, dem Fehlen der Malpighischen Gefäße (Exkretionsorgane der Arachniden) und der für diese Klasse typischen Atemorgane, der Tracheen. (Kaestner & Dr. Alfred 1956)

Lebensraum

Alle Tasterläufer sind auf eine Lebensumgebung mit sehr hoher, gleichbleibender Luftfeuchtigkeit angewiesen. Das beschränkt sie auf subterrestrische Lebensräume wie Erdspalten, Hohlräume unter lange liegenden größeren Steinen und Höhlen. (Kaestner & Dr. Alfred 1956)

Verbreitung

Das Hauptverbreitungsgebiet der Ordnung liegt in den Tropen und Subtropen. Die Gattung Eukoenenia ist auch in der Paläarktis verbreitet und dringt mit der 1,5 mm langen E. spelaena am weitesten nach Norden vor (bis Innsbruck). (Füller & Horst und andere 1994)

Lebensweise

Über die Biologie dieser Spinnentiere ist bisher nur sehr wenig bekannt.

In ihren Lebensräumen laufen die Tiere schnell umher. Dabei werden die Schwanzgeißel und das Opisthosoma nachgeschleift oder steil nach oben gekrümmt. Begegnen sich zwei Tiere, so bleiben sie voreinander stehen, bevor sie sich berührt haben. Da sie über keine optischen Sinnesorgane verfügen, müssen sie sich anhand von Luftschwingungen erkennen. Die Trichobothrien spielen als Sinnesorgane wahrscheinlich eine wichtige Rolle. (Kaestner & Dr. Alfred 1956)

Trotz der fehlenden Augen sind die Tiere äußerst lichtscheu. (Füller & Horst und andere 1994)

Ernährung

Selbst über die bevorzugte Nahrung und die Nahrungsaufnahme ist kaum etwas bekannt. Nahrungspartikel, die im Darm von Palpigradi gefunden wurden, lassen Rückschlüsse darauf zu, dass sie sich möglicherweise von den Eiern anderer Gliederfüßer ernähren. (Füller & Horst und andere 1994)

Fortpflanzung

Beobachtungen an texanischen Arten lassen den Schluss zu, dass die Hauptvermehrungszeit in der kühleren und feuchteren Jahreszeit liegen muss. Fangauswertungen der in den Küstenländern und auf den Inseln des Mittelmeers beheimateten Eukoenenia mirabilis deuten auf eine parthenogenetische Vermehrung der Art hin. (Füller & Horst und andere 1994)

Quellen

  • Blick, T. (Koord.) (2007): Tasterläufer in Europa / Palpigradi in Europe – Arachnida.
  • Füller, Horst und andere (1994): Urania Tierreich in sechs Bänden, Wirbellose 2 (Annelida dis Chaetognatha). Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin. 1 Auflage. ISBN 3-3332-00502-2, 267–268.
  • Kaestner, Dr. Alfred (1956): Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Teil 1: Wirbellose. Gustav Fischer Verlag, Jena. 3 Auflage, 603–616.
  • Schmidt, Günter (1993): Giftige und gefährliche Spinnentiere – Humanpatogene Skorpione (Scorpionida), Milben (Acarina) und Spinnen (Araneida). Westarp Wissenschaften, Magdeburg, Essen / Neue Brehm-Bücherei, Band 608. 1 Auflage. ISBN 3-89432-405-8.