Hilfe:Wissenschaftliche Termini

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Taxonomie

Taxonomische Begriffe

  • Taxon: systematische Einheit innerhalb der Taxonomie (z. B. Art, Gattung, Familie)
    • Art oder Species (spec. oder sp.): grundlegende taxonomische Einheit. Individuen einer Art sind untereinander auf natürlichem Wege fortpflanzungsfähig und zeugen fortpflanzungsfähige Nachkommen (z. B. Araneus diadematus) → differenziertere Definition des Artbegriffs
    • Gattung oder Genus: übergeordnete taxonomische Einheit. Eine oder mehrere Arten bilden eine Gattung (z. B. Araneus=Kreuzspinnen). Der Gattungsname ist Bestandteil des Artnamens.
    • Familie: übergeordnete taxonomische Einheit. Eine oder mehrere Gattungen bilden eine Familie (z. B. Araneidae=Radnetzspinnen)
  • Nomen dubium („zweifelhafter Name”): Aufgrund einer ungenauen Erstbeschreibung oder fehlendem Typusmaterial kann ein Name nicht sicher einem Taxon zugewiesen werden. Der Name ist jedoch gültig.
  • Nomen nudum („nackter Name”): Aufgrund einer mangelhaften Beschreibung eines Taxons, einer Verletzung von Regeln für die Herleitung von wissenschaftlichen Namen oder durch andere Fehler (z. B. Missverständnis) ist der Name nicht gültig, aber weiter verfügbar. Er kann durch eine neue Beschreibung neu vergeben werden.
  • Nomen oblitum („vergessener Name”): Ein Name der in Literatur lange Zeit nicht verwendet wurde und sich als Synonym einer später beschriebenen Art herausgestellt hat. Wenn eine Reihe formeller Kriterien erfüllt sind, kann ein solcher Name im Interesse der nomenklatorischen Stabilität als nomen oblitum unterdrückt und der jüngere, aber allgemein gebräuchliche Name als nomen protectum geschützt werden.

Weitere taxonomische Fachbegriffe, und die Details der Nomenklaturregeln, werden auf der offiziellen Webseite der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur erläutert (nur auf Englisch).

Abkürzungen

Bei der Benennung von Arten werden eine Reihe von wissenschaftlichen Abkürzungen verwendet, zumeist lateinische und griechische Wörter.

  • s. str. (sensu stricto): im engeren Sinne, genau diese Art. Steht hinter dem Artnamen, wenn genau diese Art gemeint ist und nicht die eventuell gleichnamige Artengruppe (z. B. Pardosa lugubris s. str.).
  • s. l. (sensu lato): im weiteren Sinne. Steht hinter dem Artnamen, wenn eine Artengruppe gemeint ist; oft bei sehr schwer abgrenzbaren Arten (z. B. Pardosa lugubris s. l.).
  • cf. (confer): ähnlich, vergleichbar. Wird vor dem Art- oder Gattungsnamen gesetzt, wenn das Taxon nicht zweifelsfrei bestimmt werden konnte, jedoch anhand von Erfahrungswerten einem bekannten Taxon zugeordnet werden kann (z. B. Haplodrassus cf. signifer).
  • spec. oder sp. (species): Art. Wird hinter einen Gattungsnamen gesetzt, wenn zwar die Gattung, jedoch nicht die Art bestimmt werden konnte (z. B. Heliophanus spec.).
  • spp. (species): Arten. Mehrzahlsform von spec.
  • ssp. (subspecies): Unterart
  • syn. (synonym): gemeinsamer Name. Ein Taxon ist auch unter einem anderen Namen bekannt.

Anatomie

Siehe auch → Anatomie von Spinnen, Anatomie der Weberknechte, Anatomie der Pseudoskorpione oder Anatomie von Hornmilben.

Allgemein

  • Labidognatha (=Araneomorphae): Spinnen, deren Cheliceren vertikal zur Körperachse stehen und gegeneinander arbeiten. Der weitaus größere Teil der Spinnenarten und fast alle mitteleuropäische Spinnen gehören dieser Gruppe an.
  • Orthognatha (=Mygalomorphae): Spinnen, deren Cheliceren parallel zur Körperachse stehen. Diese Gruppe wird im deutschen Sprachraum als Vogelspinnenverwandte bezeichnet und ist in Mitteleuropa nur mit drei Arten der Gattung Atypus vertreten.

Reifegrad

  • adult: Fortpflanzungsfähig. Zwar sind weibliche Geschlechtsorgane schon vor diesem Stadium vorhanden, jedoch sind Epigyne und Spermathek (Vulva) erst ab dem Adultstadium vollständig entwickelt, was das Tier zur Fortpflanzung befähigt. Die Epigyne ist vor Erreichen des Adultstadiums noch nicht voll sklerosiert.
  • subadult: vor-adult. Ein Häutungsstadium vor der Reifehäutung. Bei männlichen Spinnen ist das Endglied des Tasters bereits mehr oder weniger deutlich angeschwollen, manchmal deuten sich die Strukturen des späteren Begattungsapparates bereits an. Bei weiblichen Spinnen sind manchmal schon epigynenähnliche Strukturen erkennbar.
  • juvenil: jung, Juntier. Alle Häutungsstufen vor der Adulthäutung.

Lagebezeichnungen

Bei der Beschreibung von Spinnen (auch anderer Tiere/Pflanzen) und ihrer Teile werden oft die wissenschaftlichen Lagebezeichnungen eingesetzt:

  • dorsal: Rückenansicht, von oben gesehen, oben.
  • ventral: Bauchansicht, von unten gesehen, unten.
  • lateral: Seitenansicht, von der Seite gesehen, seitlich.
    • prolateral: seitlich, dem Körper zugewandt
    • retrolateral: seitlich, dem Körper abgewandt
  • kaudal: Schwanzansicht, von hinten gesehen, hinten.
  • proximal: körpernah
  • distal: körperfern
  • anterior: vorn liegend
  • posterior: hinten liegend
  • prokurv: gebogen, wobei die Enden nach vorne zeigen
  • rekurv: gebogen, wobei die Enden nach hinten zeigen

Biologie

  • synanthrop: in und um menschliche(n) Behausungen lebend (Kulturfolger)
  • araneophag: sich hauptsächlich oder ausschließlich von anderen Spinnen ernährend
  • stenochron (griech. stenos = eng umgrenzt, schmal + chronos = Zeit): Tiere, die zyklisch, nur in einem bestimmten Zeitraum des Jahres aktiv (beziehungsweise geschlechtsreif) sind.
  • eurychron (griech. eurys = breit, weit, geräumig, + chronos = Zeit): Tiere, die nahezu das gesamte Jahr über aktiv (beziehungsweise geschlechtsreif) sind.
  • diplochron (griech. diplos = doppelt, zwei + chronos = Zeit): Tiere, in zwei zeitlich getrennten Phasen des Jahr aktiv (beziehungsweise geschlechtsreif) sind.

Ökologie

  • euryök (im Gegensatz zu stenök): So eingestufte Arten tolerieren einen breiten Schwankungsbereich der auf sie einwirkenden Umweltfaktoren. Sie sind in vielen verschiedenen Lebensräumen zu finden. → siehe auch Habitatansprüche
  • stenök (im Gegensatz zu euryök): nennt man Arten, die nur einen geringen Schwankungsbereich der auf sie einwirkenden Umweltfaktoren tolerieren. Solche Arten sind häufig an einen ganz bestimmten Lebensraum gebunden. → siehe auch Habitatansprüche
  • endemisch (oder …endemit): nur in einem eng begrenzten Gebiet beheimatet. Eine Art, die z. B. in den Alpen endemisch ist, wird nur in den Alpen gefunden. Solche Arten gelten im Allgemeinen als besonders gefährdet, weil Veränderungen in ihrem kleinen Verbreitungsareal leicht zu ihrer endgültigen Ausrottung führen können.