Arachnophobie: Unterschied zwischen den Versionen

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Arachnophobie (Spinnenangst) bezeichnet die unbegründete Angst vor Tieren der Gattung Arachnidae. Im Unterschied zur normalen Abscheu, also dem Ekel vor Spinnen, ist die Phobie sehr belastend für die Betroffenen, da sie sehr einschränkend wirken kann.
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Arachnophobie (Spinnenangst) bezeichnet die Angst vor Tieren der Klasse Arachnida. Im Unterschied zur normalen Abscheu, also dem Ekel vor Spinnen, ist die Phobie sehr belastend für die Betroffenen, da sie sehr einschränkend wirken kann.
  
 
== Symptome ==
 
== Symptome ==

Version vom 9. September 2008, 08:58 Uhr

Definition

Arachnophobie (Spinnenangst) bezeichnet die Angst vor Tieren der Klasse Arachnida. Im Unterschied zur normalen Abscheu, also dem Ekel vor Spinnen, ist die Phobie sehr belastend für die Betroffenen, da sie sehr einschränkend wirken kann.

Symptome

In Mitteleuropa geht von den heimischen Spinnen keine tödliche Gefahr aus, deshalb ist der Adrenalinschub, den viele Arachnophobiker erleiden, nicht wirklich nützlich, der Lebenserhaltungstrieb greift hier fehl.

Dies kann so weit gehen, dass allein der Anblick – und sei es nur einer Zeichnung – den Phobiker völlig handlungsunfähig macht, d.h. ihm bricht der Schweiß aus, sein Puls erhöht sich und eine regelrechte Angststarre tritt ein; auch nur eine Bewegung zu machen, scheint gefährlich, sich dem Tier zu nähern und es zu entfernen ist völlig undenkbar.

Mögliche Ursachen

Es gibt verschiedene Theorien zur Ursache dieses Phänomens. Einmal kommt möglicherweise ein Schutzmechanismus in Frage, der noch aus Urzeiten stammt, denn Spinnen leben schon länger und zahlreicher auf diesem Planeten als der Mensch, haben sicherlich in den unterschiedlichen Klimazonen und -zeiten die verschiedensten Verhaltensmuster und Lebensstrategien entwickelt und ausgeprägt.

Wahrscheinlich hatte also der archaische Homo sapiens guten Grund, achtbeinigen Geschöpfen gegenüber vorsichtig zu sein und daher war es nur nützlich, deren Silhouette in den tieferen Hirnwindungen mit „Gefahr!“ zu verknüpfen.

So hat sicherlich bei vielen Menschen schon ein schnell hingekritzelter schwarzer Punkt mit acht Strichen, der nur symbolhaft eine Spinne andeutet, eine ähnlich reizauslösende Wirkung wie die Umrisse von Raubvögeln Singvögel davor bewahren, sich an großen Glasflächen das Genick zu brechen.

Andere Theorien führen beispielsweise die Schnelligkeit oder die verborgene Lebensweise vieler Spinnen als Auslöser an. Die Tatsache, dass die Gestalt der Spinne derjenigen des Menschen extrem unähnlich ist, ist nur ein dünnes Argument, denn schließlich gilt dies auch für Fische und Tausendfüßler, die eher selten das Objekt von Phobien sind.

Eine nicht unbedeutende Rolle spielt übrigens auch der Erwerb von Angst durch Beobachtung. Kinder lernen durch Ausprobieren, Erleben und eben nicht zuletzt dadurch, dass sie die Erwachsenen beobachten. Wie sich nahe Bezugspersonen Spinnen gegenüber verhalten, wird sehr genau registriert. Und nicht selten wird dieses Verhalten übernommen. Da dies schon in sehr früher Kindheit geschehen kann, ist eine objektive Beurteilung des beobachteten Geschehens meist unmöglich und so wird eine Verknüpfung der Spinnen mit einer Bedrohung oft sehr früh sehr fest im Unterbewusstsein verankert.

Letztlich lässt sich nur eines mit Gewissheit sagen: Warum und auf welche Art sich eine solche Angst ausbildet, hat nicht unerheblich mit den Erfahrungen des Betroffenen zu tun; will sagen: ein absolut allgemein gültiges angstauslösendes Moment ist der Spinne nicht zuzuordnen, wenn auch viele Phobiker dieselben Merkmale anführen.

Folgen

Behandlungsbedürftig wird die Phobie dann, wenn sie, wie oben erwähnt, den Menschen in seinem Alltag einschränkt, ihn also Lebensqualität kostet; sei es, dass ihm allein die Möglichkeit, es könnte eine Spinne im selben Raum sein, den Schlaf raubt, sei es, dass sie ihn hindert, bestimmte Räume, gar Gebäude, überhaupt zu betreten oder dass sie ihn sogar in Lebensgefahr bringt, da Spinnen gelegentlich auch mal im Auto während der Fahrt auftauchen.

In jedem Falle beschneidet die Arachnophobie die Betroffenen ganz erheblich in ihren Freiheiten. Da Spinnen in der Überzahl sind und häufig sogar dieselben Lebensbedingungen schätzen wie der Mensch, gibt es keine einhundert prozentige Sicherheit vor einer Begegnung mit ihnen.

Was kann helfen?

Je nach Grad der Arachnophobie kann es ratsam sein, einen Therapeuten aufzusuchen. Ein durch eine Stresssituation ausgelöster Anstieg des Adrenalins im Blut bewirkt eine Steigerung der Herzfrequenz, einen Anstieg des Blutdrucks und eine schnelle Bereitstellung von Energiereserven durch Fettabbau; schließlich signalisiert das Gehirn: “Gefahr!“ und erwägt die schnelle Flucht.

Diese körperlichen Reaktionen sind keine Kleinigkeit. Dass jemand aus Angst vor einer Spinne stirbt, ist zwar nicht wahrscheinlich, dennoch sollte ein derart beeinträchtigter Mensch sich nicht ganz allein seinen Ängsten stellen. Allen anderen, auch denjenigen, die „nur“ Ekel und Abscheu empfinden, kann es helfen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Je besser der Kenntnisstand, desto leichter lassen sich beispielsweise reißerische Medienberichte und gruselige Hollywoodgespinste als realitätsfern abtun und ins Märchenreich verbannen.

Eine einfache Methode, den Tieren zumindest mit Gleichmut begegnen zu können, ist die der langsamen Annäherung. Zunächst wird das Tier – jede mit bloßem Auge erkennbare heimische Spinne ist geeignet - in einen transparenten, ausbruchsicheren Behälter überführt. Wer sich dies nicht selbst zutraut, bittet jemanden um Hilfe, der dazu im Stande ist.

Anschließend wird der Behälter in einer Entfernung aufgestellt, die angenehm ist. Wenn diese Situation eine Zeit lang ausgehalten wurde und der Verstand registriert hat: „Nichts Gefährliches ist passiert!“ wird der Abstand verringert, bis wiederum Gewöhnung eintritt.

Ziel dieser Bemühungen muss nicht unbedingt sein, die Spinne über den eigenen Körper laufen zu lassen. Ihre Nähe ohne Herzklopfen zu akzeptieren, genügt eigentlich schon, um die Lebensqualität zu verbessern.

Es gibt Phobiker, die die Erfahrung einer über ihre Hand krabbelnden Vogelspinne als Befreiung empfunden haben. Je nach Lagerung der Angst kann dies auch hilfreich sein, sollte jedoch nie ohne fachmännische Betreuung - sowohl für die Spinne als auch für den betroffenen Menschen - geschehen.